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Schon raus. „Dalmatiner“ Stefanie Heinzmann wurde bei „The Masked Singer“ schnell enttarnt.
© dpa
Update

TV-Verhalten in Zeiten des Coronavirus: Schaudern und Lachen

Was die Nutzung des Fernsehens dominiert: News zur Information, Unterhaltung zur Ablenkung. Und "Anne Will" talkt ohne Studiopublikum

Je mehr das öffentliche Leben in Deutschland wegen des sich ausbreitenden Coronavirus zum Erliegen kommt, desto mehr wird die Nutzung von Fernsehen, Streaming-Plattformen und Pay-TV in den eigenen vier Wänden ansteigen. Das klassische lineare Fernsehen meldet bereits Zuwachsraten. „Insbesondere die Sehdauer in der Primetime entwickelt sich im Februar und März im Vergleich zu den Vorjahresmonaten leicht überdurchschnittlich“, sagte die Vorsitzende der Geschäftsführung der AGF Videoforschung, Kerstin Niederauer-Kopf. Der Anstieg ist umso auffälliger, weil der Konsum des traditionellen Fernsehens seit Jahren sinkt.

Was die Zuschauer aktuell vermehrt suchen: Informationen und Ablenkung. „Sender mit gelernt hoher Nachrichtenkompetenz, wie beispielsweise die Sender von ARD und ZDF, daneben Welt und n-tv profitieren überdurchschnittlich vom gestiegenen Informationsbedürfnis.“ Das gilt laut Niederauer-Kopf sowohl im Gesamtpublikum als auch in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. So hatte die Hauptausgabe der „Tagesschau“ um 20 Uhr über alle Programme hinweg zwischen 1. Februar und 9. März knapp elf Millionen Zuschauer, das sind rund 600 000 mehr als im Vorjahreszeitraum, sagte der ARD-Medienforscher Stefan Geese dem Tagesspiegel.

Qualitätsjournalismus gefragt

Die AGF-Expertin sagte, „dass die Menschen gerade in unsicheren Zeiten Qualitätsjournalismus und saubere Recherche zu schätzen wissen: Nachrichtensendungen werden auf allen Kanälen derzeit sowohl im Jahrestrend als auch im Vorjahresvergleich stärker genutzt.“

Der langjährige Trend, dass der Konsum von linearem Fernsehen – also von Sendungen auf ihrem festen Programmplatz – seit Jahren abnimmt, ist in diesem Frühjahr zum Stillstand gekommen. „Im Februar lag die durchschnittliche Sehdauer in dieser Zielgruppe bei 228 Minuten am Tag – zwei Minuten mehr als im Februar 2019. Dieser Trend scheint sich im März fortzusetzen.“

Und auch dieser Trend gilt: Die beliebten Unterhaltungsangebote der privaten Sender sind stark eingeschaltet. Unter die Motive sind sicherlich Entspannung, Ablenkung und Langeweile zu rechnen. Die Frühjahrsstaffel von „Die Höhle der Löwen“ bei Vox am Dienstag hatte mit 2,20 Millionen Zuschauern einen respektablen Start. „The Masked Singer“ bei ProSieben kann sich ebenfalls über sehr gute Quoten bei der Fortsetzung freuen. Die Show kam auf 3,32 Millionen Zuschauer. Das ist gut eine Million mehr als bei der ersten Ausgabe im Juni 2019.

Schweigen bei Netflix & Co.

Und die Streaming-Plattformen wie Netflix oder das Pay-TV Sky, explodieren dort die Abo-Zahlen? Auf Tagesspiegel-Anfragen wird mit der stets gleichen Formel geantwortet: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns hierzu grundsätzlich nicht äußern.“ Merkwürdig. Beim Pay-TV-Sender jedenfalls dürften nicht nur die Sektkorken knallen. Jetzt noch ist das Pay-TV wie der Streamer Dazn das Fernster zur Fußball-Welt: Statt Fans nur noch Kameras in den Stadien. Was aber beim möglichen Shutdown? Dann kann der Live-Fußball-Sender Sky in arge finanzielle Turbulenzen geraten.

Fernsehen ohne Publikum

Von „Anne Will“ bis zur „NDR Talk Show“: Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) verzichtet aus Sorge vor dem Coronavirus ab sofort auf Publikum im Studio. „Der NDR reagiert damit auf die fortschreitende Ausbreitung des neuartigen Coronavirus“, teilte der Sender am Mittwochabend mit. Die Maßnahme gelte sowohl für Sendungen, die auf dem NDR-Gelände produziert werden, etwa die „NDR Talk Show“ und „extra 3“, als auch für Auftragsproduktionen wie „Anne Will“ und „Gefragt, Gejagt“. Der Besucherverkehr an den Standorten in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg werde stark beschränkt. „Der Sendebetrieb im Fernsehen, im Hörfunk und online wird dadurch absehbar nicht eingeschränkt", heißt es in einer Mitteilung vom Mittwoch.“

Und Helge Fuhst, zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell („Tagesschau“, „Tagesthemen“), sagte dem Tagesspiegel: „ARD-aktuell bereitet sich so gut es geht auf Ausnahmesituationen vor. Es gibt daher grundsätzlich Havariepläne für die Redaktion sowie Produktion und Technik. Unserem Informationsauftrag wollen wir in jeder Situation so gut wie möglich nachkommen. Die Entwicklung der Corona-Krise beobachten wir daher sehr genau.“

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