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Der Eurovision Song Contest ist Europas größte Fernsehshow. Für den Wettbewerb 2022 wurde Russland ausgeschlossen.
© dpa
Update

Reaktion auf ESC-Ausschluss Russlands: Russische Sender verlassen EBU

Die EBU schließt Russland vom 66. Eurovision Song Contest in Turin aus. Als Reaktion darauf kehren Sender der EBU den Rücken.

Als Reaktion auf den Ausschluss Russlands vom Eurovision Song Contest (ESC) 2022 verlassen mehrere russische Sender den Veranstalter European Broadcasting Union (EBU). Der Erste Kanal, die staatliche Medienholding WGTRK und das Radiozentrum Ostankino protestierten damit gegen den Schritt. Es handle sich um ein unangemessenes politisches Opfer eines Musikforums, das immer seinen unpolitischen Status betont habe, teilten die Sender am Samstag der Agentur Tass zufolge mit.

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Die Entscheidung sei zudem mitnichten das erste Mal, dass die EBU sich politisch beim ESC einmische. Die Sender nannten das Lied „1944“, mit dem die ukrainische Sängerin Jamala 2016 den Wettbewerb gewonnen hatte - „ein offenes politisches Manifest“ - sowie den Ausschluss von Belarus 2021. „Dies sind nur zwei Beispiele in einer langen Reihe, als die Organisatoren den Begriff „Politik“ voreingenommen und wählerisch genutzt haben“, hieß es. Die EBU setze damit den Wunsch der EU um, obwohl die meisten Mitglieder der Rundfunkunion gar keine EU-Mitglieder seien.

"Nicht-politischer, kultureller Event"

Die EBU hatte ihre Entscheidung am späten Freitag damit begründet, dass eine russische Teilnahme den Wettbewerb „in Misskredit bringen könnte“. Russland hatte am Donnerstagmorgen mit dem Angriff auf die Ukraine begonnen. Vor dem Auschluss hatte die EBU den Eurovision Song Contest noch als "nicht-politisches, kulturelles Event" bezeichnet und damit die Teilnahme Russlands aufrechterhalten.

Dann hieß es am Freitagabend: Russland wird aufgrund der Invasion in die Ukraine vom diesjährigen Wettbewerb in Turin ausgeschlossen. Das teilte die EBU in Genf mit. Europas größte Fernsehshow soll am 14. Mai mit seinem großen Finale über die Bühne gehen. Deutschland will seinen Song kommende Woche küren.

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Die ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger und ZDF-Intendant Thomas Bellut begrüßten die Entscheidung. "Der ESC ist ein musikalisches Fest der Völker Europas. Er repräsentiert Werte wie Freiheit und Vielfalt und ist ein friedlicher Wettstreit kreativer Köpfe. Wenn ein Teilnehmerland des ESC von einem anderen angegriffen wird, sind wir innerhalb der europäischen ESC-Familie solidarisch. Deshalb ist die Entscheidung gegen die Teilnahme Russlands an dieser Stelle richtig“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Mehrere Länder forderten Ausschluss

Nachdem Russland in die Ukraine einmarschiert war, hatte die Ukraine gefordert, die EBU-Mitgliedssender sollten so früh wie möglich erwägen, Russland vom diesjährigen ESC in Italien auszuschließen. Auch andere Länder hatten den Ausschluss gefordert.

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Finnland drohte nach Angaben des zuständigen Rundfunksenders Yle gar damit, keinen Beitrag zum ESC zu schicken, sollte die Europäische Rundfunkunion Russland nicht die Teilnahme verbieten. Der russische Angriff auf die Ukraine verstoße gegen alle Werte, für die man selbst ebenso stehe wie alle anderen europäischen Rundfunksender, erklärte Yle am Freitag.

Mit Russland wollten eigentlich 41 Länder am ESC 2022 teilnehmen. Die Höchstgrenze der EBU liegt bei 44, diese Teilnehmerzahl wurde allerdings bis jetzt noch nie erreicht. Belarus beispielsweise ist nach der Suspendierung des Senders BTRC im vergangenen Jahr auch weiterhin vom Wettbewerb ausgeschlossen.

Ukraine schickt neuen Kandidaten

Am 16. Februar trat Alina Pash als Kandidatin der Ukraine zurück. Hintergrund waren offene Fragen zu einer Reise der Sängerin auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim im Jahr 2015. Nach dem Rücktritt von Pash schickt die Ukraine nun die Band Kalush Orchestra mit dem Titel „Stefania“ nach Turin. Er muss sich erst noch in einem der Halbfinals (am 10. und am 12. Mai.) qualifizieren. Der russische Beitrag war noch gar nicht gekürt worden. (mit dpa)

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