Medientheorie: Rudolf Arnheim stirbt mit 102 Jahren
Der "Gründervater der modernen Kunstpädagogik" Rudolf Arnheim starb am Samstag im Alter von 102 Jahren in Ann Arbor im US-Bundesstaat Michigan.
Der deutsch-amerikanische Medientheoretiker und Kunstpsychologe Rudolf Arnheim ist am Samstag im Alter von 102 Jahren in Ann Arbor im US-Bundesstaat Michigan gestorben. Das bestätigte seine Tochter, Margaret Arnheim Nettinga. Seine Forschungen und Publikationen auf dem Gebiet der ästhetischen Wahrnehmung und Gestaltung sind von grundlegender Bedeutung für alle Bereiche der Kunst und der Kultur. Seine Publikationen "Art and Visual Perception" (1954) und "Visual Thinking" (1969) gelten heute noch als zentrale Texte der Kunstwissenschaft. Arnheim litt seit einigen Jahren an der Parkinson-Krankheit und lebte zuletzt in einem Altersheim. "Er ist friedlich gestorben", sagte seine Tochter.
Der gebürtige Berliner promovierte unter anderem bei dem Begründer der Berliner Gestalttheorie Max Wertheimer, er stand in regem Austausch mit Kurt Tucholsky, Erich Kästner und Carl von Ossietzky. Bis 1933 war Arnheim Kulturredakteur der Wochenzeitschrift "Die Weltbühne", für die er etwa 70 Filmkritiken schrieb. "Diese bildeten das Rohmaterial für sein filmtheoretisches Hauptwerk", erklärte der Dortmunder Professor für Kommunikation, Helmut Diederichs, in einem Vortrag. Das Buch "Film als Kunst" erschien erstmals 1932 und gilt noch heute als Standardwerk. Diederichs betonte weiter, dass Arnheim sich auch in den folgenden Jahren vor allem mit der visuellen Wahrnehmung beschäftigt hat. Das Zeitalter der visuellen Kultur- mit Film und Fotografie - habe in Arnheim "seinen Theoretiker und Propheten zugleich".
Berühmt in Harvard
Nach seiner Flucht vor den Nazis lehrte Arnheim zunächst in Italien. Später ging er ins Exil nach London und dann in die USA, wo er am Swarthmore College, der Harvard Universität und zuletzt in Michigan tätig war. "Arnheim gilt als einer der Gründerväter der modernen Kunstpädagogik", erläuterte die Wiener Kunstwissenschaftlerin Ingrid Scharmann 2004 in einem Vorträg anlässlich des 100. Geburtstages von Arnheim. Seine interdisziplinäre Lehrmethode, mit der er Künstler und Wissenschaftler zusammenbrachte, wurde zum Modell und machte ihn später in Harvard berühmt.
1999 verlieh die Stadt Düsseldorf Arnheim den Helmut-Käutner Preis, der Persönlichkeiten würdigt, die "durch ihr Schaffen die Entwicklung der deutschen Filmkultur nachdrücklich unterstützen und beeinflussen". Die Humboldt-Universität in Berlin sowie die University of Michigan in Ann Arbor benannten Lehrstühle nach ihm. Die Universität Oldenburg verlieh ihm 1995 die Ehrendoktorwürde. Außerdem gibt es an der Fachhochschule Dortmund ein Rudolf-Arnheim-Forum und in Hamburg ein Rudolf Arnheim Institut. (mit dpa)
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