30 Jahre Eurosport: Rockstars an der Piste
Nischensender mit Olympia: Eurosport feiert seinen 30. Geburtstag. Einer war immer mit dabei.
Fußball-Bundesliga- und Pokalspiele live und in voller Länge – was heute ganz normal erscheint, mutete zur Geburtsstunde des Nischensenders Eurosport fast noch exotisch an. 1989 wurde mit Eurosport nach einer Kooperation mit der European Broadcast Union (EBU) erstmals ein europaweites Netzwerk für Live-Sport geschaffen. Am 5. Februar ist der Sender live auf Sendungen gegangen, in drei Sprachen, Englisch, Niederländisch und Deutsch. Kaum ein TV-Sender hierzulande hat dann so eine wechselvolle Geschichte hingelegt. Erster Betreiber war der britische private Satellitensender Sky des Medienunternehmers Rupert Murdoch. Es folgte der französische Privatsender TF1 als Gesellschafter, bis Dezember 2012. Der wohl größte Einschnitt dann 2015: die Komplettübernahme von Eurosport durch Discovery Communications, Start einer Entwicklung, an deren vorläufigem Höhepunkt der exklusive Erwerb von teuren Olympia-TV-Rechten und der Freitagsspiele der Fußball-Bundesliga steht.
Eurosport verbreitet seine Sender mittlerweile in 59 Ländern Europas, des Nahen Ostens sowie Nordafrikas und kann damit eigenen Angaben zufolge von rund 120 Millionen TV-Haushalten empfangen werden. Ganz durch die Decke, zuschauermäßig, geht Eurosport hierzulande allerdings noch nicht, auch wenn der Sender Eurosport1kostenfrei ist. Woanders gibt’s Eurosport nur im Pay-TV.
2008 gewannen beide den Deutschen Fernsehpreis
Man sei ein großes Stück aus der Nische herausgekommen, heißt es in der deutschen Zentrale in München. Die Wahrheit ist aber auch: Als die ARD im vorigen Jahr nach zähen Verhandlungen mit Discovery die Eröffnung der Olympischen Winterspiele in PyeongChang zeigen durfte, schalteten über vier Millionen Zuschauer ein. Bei Eurosport hatte die parallele Übertragung rund 100 000 Zuschauer.
Andererseits: Bei Eurosport bekommen Sportarten wie der Radsport Flächen, die sie sonst nirgends bekommen. Der Marktanteil des Senders liegt bei einem halben Prozent, meist hinter Sport1. Daran hat auch die mit dem Erwerb von Bundesligarechten aufgepeppte Expertenriege um Matthias Sammer wenig geändert. Die ist sowieso nur kostenpflichtig, via Eurosport Player, zu sehen.
Anders einer, der immer mit dabei war: Kommentator Sigi Heinrich kam 1989 von der „Süddeutschen Zeitung“. Unverkennbare Eurosport-Stimme, stets einen lockeren Spruch auf den Lippen. „Der Sigi ist ein Rockstar“, schrieb der Münchner „Merkur“ in Anlehnung an ein Zitat des früheren Slalom-Weltmeisters Frank Wörndl. Heinrich, 65, ist Kult, oft zusammen mit Dirk Thiele am Mikro, unter anderem bei der Leichtathletik. 2008 gewannen beide den Deutschen Fernsehpreis für die Berichterstattung der Olympischen Spiele in Peking.
Möglicherweise kann Sigi Heinrich weiter großen Livesport kommentieren. Mit den Millionen von Discovery im Rücken dürften teure Sportrechte wie bei Olympia auch zukünftig Thema bei Eurosport sein. Für die Rechte an den Olympischen Spielen von 2018 bis 2024 haben die Eigentümer weit mehr als eine Milliarde Euro hingelegt. Mit solchen Preissprüngen ließen sich auch weitere Fußballrechte kaufen.