Ivan Rodionov: Putins bester Talkshow-Vertreter
Ivan Rodionov ist ein gern gesehener Talk-Gast bei Jauch, Friedman und Plasberg. Kremlkritik darf man von dem scharfzüngigen Fernsehrussen allerdings nicht erwarten.
Anfang März war er bei Günther Jauch zu Gast, kurz darauf bei Michel Friedman, zuletzt sah man ihn als Studiogast von Frank Plasberg: In der Krim-Krise scheint sich der Journalist Ivan Rodionov zu Deutschlands neuem Fernsehrussen zu mausern. Wer ist dieser Mann, der derzeit auf allen Kanälen die russische Sicht der Dinge propagiert?
Rodionov leitet in Berlin die international aktive TV-Nachrichtenagentur Ruptly, eine Tochterfirma des Moskauer Auslandssenders Russia Today. Beide Kanäle bemühen sich mit staatlichem Mandat um eine positive Außendarstellung Russlands, wobei im bunten Nachrichtenprogramm von Ruptly vereinzelt auch regierungskritische Beiträge laufen, etwa zur Situation russischer Homosexueller.
Radionov verteidigt die russische Politik gegen jeden westlichen Einwand
Rodionov selbst kommt dagegen bei seinen Talkshow-Auftritten nur selten ein kremlkritisches Wort über die Lippen. Im Gegenteil, der Endvierziger mit dem charakteristischen Ohrring scheint es sich zur beruflichen wie zur persönlichen Aufgabe gemacht zu haben, Russlands Politik gegen jeden westlichen Einwand zu verteidigen. Weil er das in äußerst scharfzüngigem Deutsch tut und auch bei starkem ideologischen Gegenwind nicht ins Schlingern gerät, buchen ihn deutsche Sender derzeit offenbar gerne als rhetorischen Einheizer.
Das klingt dann bei Michel Friedman etwa so: Putins Intervention auf der Krim zu verurteilen, erklärte dort Rodionov, das sei, „als reduziere man den Zweiten Weltkrieg darauf, dass Stalins Truppen den demokratisch gewählten Reichskanzler in den Selbstmord trieben“.
Die Grundlagen für seine rhetorische Akrobatik eignete sich Rodionov im Germanistikstudium an der Moskauer Fremdsprachenuniversität an. Als Journalist arbeitete er auch für deutsche Medien, bevor er in Russland zum Vizechef des regierungsnahen TV-Senders Rossija 24 aufstieg. Chefredakteur von Ruptly ist der Moskauer seit 2012. Jens Mühling
Jens Mühling