Trendwende: Porno goes online
Auslaufmodell Videothek? Die Umsätze, die Zahl der Kunden und der Ladenlokale sinken beständig.
Blockbuster ist tot, lang lebe die Videothek? Die größte Verleihkette der USA musste gerade Insolvenz anmelden, gegen den Komfort und die unschlagbaren Preise der Online-Videotheken wie Netflix war Blockbuster chancenlos geworden. Die Videotheken in Deutschland haben längst nicht den Geschäftstod vor Augen, gleichwohl weisen die Zahlen eindeutig nach unten. Gab es 2005 bundesweit 4273 Videotheken (Läden und Automaten), so waren es 2009 noch 3009. Nach Angaben des Interessenverbandes des Video- und Medienfachhandels in Deutschland (IVD) ist der Umsatz im gleichen Zeitraum von 320 auf 256 Millionen Euro gesunken. Der Branchenverband zählte im vergangenen Jahr 7,8 Millionen Kunden. Zwei Jahre zuvor waren es 9,1 Millionen. Der durchschnittliche Verleiherlös liegt aktuell bei 2,37 Euro, 2007 kostete eine Leihe 2,53 Euro. Was beim Kinobesucher möglich ist, nämlich Überlänge, 3-D-Aufwand oder BluRay-Technik flugs auf den Ticketpreis aufzuschlagen, ist beim Videotheken-Gänger nicht durchsetzbar, so preissensibel ist dieses Geschäft.
Hans-Peter Lackhoff, Vorstandsvorsitzender des IVD, sagt, das größte Problem sei, dass „uns die Jugend verloren geht“. Die sitzt zu Hause, hinter dem Computer und vor dem internetfähigen Fernseher, und nutzt in großer Zahl Plattformen wie kino.to, mit denen die neusten Filme und Serien gestreamt und heruntergeladen werden können. Das ist illegal, das kostet nichts, schadet nach den Erkenntnissen von Lackhoff dem Verleihgeschäft enorm – und „viel, viel mehr als die Video-on-demand-Anbieter von Filmen und Serien“ wie der „Entertain“-Dienst der Deutschen Telekom oder von Maxdome der ProSiebenSat 1 AG. Diese Plattformen würden unter der Verletzung der Urheberrechte, unter der Piraterie genauso leiden wie die Videotheken. Was früher zu dem schier ein Monopol der Verleihbranche war, Sex und Porno nämlich, hat mit den Online-Portalen wie youporn.com mächtig Konkurrenz bekommen.
Entsprechend dem Jugend-nutzt-Online-Verhalten ist das Durchschnittsalter der Videotheken-Kunden binnen fünf Jahren von unter 30 auf knapp 33 Jahren gestiegen. Immerhin, wer kommt, der leiht mehr aus, die Leihintensität ist gewachsen, nur kann die Tatsache „Weniger holen mehr“ die Umsatzverluste nicht mehr kompensieren. Trotzdem, die Verleihbranche sieht sich nicht wehrlos. So gibt es Abo-Systeme, bei denen die DVD per Post ins Haus kommt; mit der Ausweitung der Öffnungszeiten auf Sonntag in elf der 16 Bundesländer glaubt der Verband diesem „Jetzt auf gleich“-Impuls der OnlineNutzung Paroli bieten zu können. Vor allem aber sind die Videotheken zur Verbesserung beim Service aufgerufen. Großzügige, saubere Ladenlokale, genug Angebot bei Blockbuster-Titeln, Personal, das zur Beratung fähig ist, genaue Analyse der Gegend, in der sich eine Videothek befindet. Andere Initiativen sind die Kombination aus Film & Pizza-Service oder Videotaxis, die gegen Aufpreis die gewünschte DVD liefern. Nennenswerte Umsätze sind laut Lackhoff damit nicht zu erzielen.
Für das Publikum sind die Wege zur Videothek weiter geworden, weil die Dichte spürbar abgenommen hat. 2005 kam eine Videothek auf 19 293 Einwohner, heute kommt eine Videothek rechnerisch auf 27 252 Einwohner in Deutschland. Kürzer werden die Wege nicht.
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