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Frank Plasberg machte vieles richtig in der Coronavirus-Sendung.
© Horst Galuschka/dpa

„Hart aber fair extra“ zum Coronavirus: Plasberg gegen die Panik

Start um 20 Uhr 15, Sendezeit von 120 Minuten, Experten statt Politiker: „Hart aber fair“ krempelte sich zum Thema Coronavirus um – mit Erfolg.

Der Coronavirus hat das Fernsehen infiziert. „Hart aber fair“ lief schon um 20 Uhr 15 statt um 21 Uhr wie im Regelbetrieb, die üblichen 70 Minuten auf 120 Minuten aufgestockt.

Ist damit die Panikspirale verantwortungslos nach oben gedreht oder ist die Spezialausgabe zur allerbesten Sendezeit schlicht die verantwortungsvolle Reaktion der ARD auf eine Lage, die die Bevölkerung mehr und mehr beunruhigt?

Nach den zwei Stunden Sendezeit stand jedenfalls fest, dass das Thema „Zwischen Hysterie und begründeter Angst: Wie gefährlich ist das Coronavirus?“ für 3,82 Millionen Zuschauer nicht überdehnt wurde. Und erreicht wurde, was Moderator Frank Plasberg als Ziel ausgegeben hatte: Orientierung.

Was die anfängliche Reportage an Momentaufnahmen aus Deutschland zusammentrug, das waren zahlreiche Aspekte vom Leben mit dem Virus. Tatsächlich reichten die Reaktionen von tiefer Gelassenheit bis erheblicher Furcht. Klar ist: Für viele ist die Gefahr schlicht abstrakt, für andere, sprich für Betroffene akut.

Die anschließende Gesprächsrunde bot Ernst, Sorgenfalten und ein wahres Panorama an Informationen. Die Redaktion hatte die Zuschauerinnen und Zuschauer ausgefordert, Fragen zu stellen. Die kamen und wurden beantwortet, es ging ein wenig wild durch den Corona-Garten. Aber jede dieser Sendungen wird der Versuch sein, tausendundeine Frage wenn möglichst auf wenige gemeinsame Nenner zu bringen. Und dass nahezu jeder und jede seine ganz persönliche Gefährdungslage analysiert bekommen wollte.

[Antworten auf die wichtige Fragen rund um das Coronavirus finden Sie hier.]

Expertenrunde

Dass die Dramaturgie dieser Ausgabe von "Hart aber fair" dem Thema angemessen war, zeigte sich an der Teilnehmerin und den Teilnehmern auf dem Podium. Bis auf den NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann war es eine Expertenrunde.

Bemerkenswert aber war doch, dass der CDU-Politiker die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems anzweifelte, weil es bei Vorsorge und Versorgung erstaunliche, überraschende Lücken gibt. Zum Beispiel bei den Schutzanzügen. Aber in einer Krisensituation sollte keine Strukturdebatte geführt werden, gab Laumann als Parole aus.

Auch der Experte Alexander Kekule war Teil der Runde
Auch der Experte Alexander Kekule war Teil der Runde
© imago images/APress

Wie sehr "Hart aber fair extra" auf die Information des Publikums ausgerichtet war, zeigte sich an der Ermahnung von Moderator Plasberg an Susanne Johna. Die Krankenhaushygienikerin lieferte praktische Tipps für den Alltag - und klagte als Vorsitzende des Marburger Bundes den Abbau von Krankenhausbetten aus rein ökonomischen Gründen an.

Wäre ein Thema, keine Frage, war aber kein vordringliches Thema für dieses Gesundheitsmagazin Praxis. Das Fernsehstudio sollte zum Warte-, wenn nicht zum mentalen Behandlungszimmer werden.

Stornierung des gebuchten Urlaubs?

Der Psychiater und Neurologe Borwin Bandelow suchte dem psychischen Stress, unter dem nicht wenige Menschen in dieser Situation stehen, nahezukommen. Aber gegen Grippe hat er sich nicht impfen lassen. Wie weit der Frageradius gezogen war, zeigte sich auch an den angesprochenen Folgethemen. Annabel Oehmann von der Verbraucherzentrale Bremen beschäftigte sich mit dem Komplex Urlaubsbuchung. Stornierung ist möglich, doch nicht selbstverständlich. Es ist ein Kreuz mit dem Coronavirus.

Der Virologe Alexander Kekulé war - was Wunder - der meistgefragte Experte auf dem Podium. Er prognostizierte eine Abnahme der Virus-Infizierten im Sommer und einen erneuten Anstieg im Herbst. Wann es einen Impfstoff geben wird? Vielleicht Ende des Jahres, vielleicht.

Er musste sich sehr vielen Fragen stellen, auch der, ob nicht wieder mehr Lebensmittel in Plastik verpackt werden sollten? Kekulé verneinte energisch. Ihm war wie dem Rest der Runde um Aufklärung und Faktencheck zu tun und nicht um Panik oder um Streit. Er sprach aber auch von einer "Pandemie", von der gegenseitigen Abhängigkeit in der globalen Gesellschaft. Und er wies auf das "Komfortniveau" in Deutschland hin, das die Gesellschaft so anfällig für Hamsterkäufe macht, nur zum Beispiel.

In Zeiten des Coronavirus wird es weitere Sendungen dieses Zuschnitts geben müssen. "Hart aber fair" sollte darunter sein. Auch damit der Vorwurf, Medien würden die Panik schüren, ad absurdum geführt wird.

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