"Die Vieh-Chroniken": Per Luftschiff ins Klick-Abenteuer
2009 begeisterte das PC-Spiel "The Book of Unwritten Tales" mit skurrilem Humor und kniffligen Denkaufgaben. "Die Vieh-Chroniken" erzählt nun die Vorgeschichte um Abenteurer Nate und seinen pelzigen, lilafarbenen Begleiter. Außerdem im Test: das Rennspiel "Forza Motorsport 4".
Die Vieh-Chroniken
Nate Bonnet steckt in ernsten Schwierigkeiten. Das Luftschiff, mit dem er majestätisch durch die Wolken segelt – es gehört ihm nicht. Rechtmäßiger Besitzer ist der Rote Pirat, ein höchst übellauniger Gesell, der über das Abhandenkommen seines prachtvollen Gefährts nicht sonderlich erfreut ist. Der Bestohlene hat eine Kopfgeldjägerin angeheuert, die Nate gefangennehmen und das Schiff zurückbringen soll. Und diese Kopfgeldjägerin, eine grünhäutige Ork-Kriegerin namens Ma'Zaz, ist gerade per Enterhaken an Bord gekommen. Wird Nate sich aus der brenzligen Situation befreien können?
Das alles klingt nach wilden Fechtduellen und atemlosen Verfolgungsjagden. Ein Action-Kracher ist "Die Vieh-Chroniken" aber gerade nicht. Das neue Spiel des Bremer Entwicklerstudios King Art präsentiert sich als klassisches Point-and-Click-Adventure: Nicht Reaktionsschnelligkeit ist hier gefragt, sondern Denkvermögen und viel Fantasie. Der Spieler sammelt alles, was nicht niet- und nagelfest ist, um es auf reichlich unkonventionelle Weise zu kombinieren. Eine Büroklammer, eine Fasnachtströte und ein Gummischlauch – das sind nur drei der vielen Gegenstände, die Nate benötigt, um sich der lästigen Ma'Zaz zu entledigen. Kein Lösungsansatz ist so absurd, als dass er nicht wenigstens einen Versuch wert wäre.
So furios das Duell zwischen Ma'Zaz und Nate auch sein mag: Das eigentliche Abenteuer beginnt erst, als der Abenteurer mit seinem "Leihschiff" auf einem Eisplaneten abstürzt. Hier nämlich kommt der namensgebende Protagonist ins Spiel: das Vieh. Dieses schwer definierbare Wesen mit Glubschaugen und lila Zottelfell ist mitsamt seiner Sippschaft ebenfalls in der Eiswüste gestrandet. Das Vieh hilft Nate, aus dem Kochtopf eines grimmigen Yetis zu entkommen – gemeinsam durchleben sie fortan eine Reihe haarsträubender Ereignisse. "Die Vieh-Chroniken" erzählt die Vorgeschichte des 2009 erschienenen Adventures "The Book of Unwritten Tales", in dem das ungleiche Duo ebenfalls eine Rolle spielt. Durchgängiges Merkmal beider Klick-Abenteuer sind zahllose Anspielungen, die von "Star Wars" über "Herr der Ringe" bis zu "Terminator" reichen. Bisweilen kommt der Humor in den "Vieh-Chroniken" etwas flach daher, etwa wenn die omnipräsente Umweltaktivistin Petra gegen einen Frackzwang für Pinguine protestiert. Die cleveren popkulturellen Zitate sorgen aber für durchweg gute Unterhaltung.
Rätselfreunde werden bei den "Vieh-Chroniken" voll auf ihre Kosten kommen. Um Einsteigern wie Fortgeschrittenen gerecht zu werden, haben die Entwickler das Spiel mit zwei Schwierigkeitsstufen versehen: Auf Stufe 1 lassen sich per Hotspot-Funktion Gegenstände markieren, die fürs Weiterkommen benötigt werden. Auf Stufe 2 fehlen die Hotspots, und auch die Rätsel sind teilweise kniffliger – so muss man beispielsweise Schwarzpulver erst aus mehreren Zutaten kredenzen, anstatt es direkt verwenden zu können. In jedem Fall ist Teamwork der Schlüssel zum Erfolg: Der Spieler steuert abwechselnd Nate und das Vieh und bringt dabei ihre jeweiligen Stärken zum Einsatz. Das Vieh beispielsweise ist besonders dehnbar und kann – mit dem Blasebalg aufgepumpt – als zotteliger Heißluftballon auch die entlegensten Level-Ecken erreichen.
So richtig ausgetobt haben sich die Rätseldesigner an Schauplätzen wie dem magischen Turm, dessen optische Täuschungen, Tricks und Fallen an Werke von M. C. Escher erinnern. Zur tollen Atmosphäre des Spiels tragen auch der orchestrale Soundtrack von Benny Oschmann und die Sprecher bei – allen voran Dietmar Wunder, der Daniel Craig in den Bond-Filmen synchronisiert. Bis auf einige schwer nachvollziehbare Rätsellösungen und kleinere Grafikfehler ist "Die Vieh-Chroniken" ein würdiger Vertreter des Adventure-Genres.
"Die Vieh Chroniken" für PC. Preis: 30 Euro. USK-Altersfreigabe: ab 12 Jahren. Spieldauer: etwa 9 Stunden.
Forza Motorsport 4
Seit dem Debüt von "Forza Motorsport" im Jahre 2005 hat Entwickler Turn 10 Studios kontinuierlich an dem Xbox-360-Titel gefeilt: Mit jeder neuen Version finden die Fans mehr Rennstrecken, mehr Autos und eine noch bessere Grafik vor. In diesem Jahr fallen die Neuerungen allerdings weniger spektakulär aus als sonst – man könnte das Spiel deshalb vielleicht auch "Forza Motorsport 3.5" nennen. Zwar haben die Entwickler sämtliche vorhandenen Strecken auf Hochglanz poliert und einige frische Pisten wie Sonoma hinzugefügt, diverse Stellschrauben aber unangetastet gelassen. Nach wie vor fehlen Witterungseinflüsse, Tag-und-Nacht-Wechsel sowie ein ordentliches Schadensmodell. Die auffälligsten Neuerungen sind die Lizenz der TV-Sendung "Top Gear" und der Einsatz der Bewegungssteuerung Kinect.
Gleich zu Beginn wird der Spieler von den näselnden Stimme des Top-Gear-Moderators Jeremy Clarkson begrüßt. Der Brite mit der Vorliebe für ausgefallene Stunts ist vor allem im neuen Autovista-Modus aktiv: In diesem virtuellen Showroom lassen sich 25 edle Schlitten aus nächster Nähe begutachten, Clarkson kommentiert mit deutschen Untertiteln. Die entsprechenden Fahrzeuge müssen in kurzen Rennen freigeschaltet werden – eine Herausforderung, die dauerhaft ebenso wenig zu motivieren weiß wie die Ausflüge auf die Top-Gear-Teststrecke in Dunsfold in Südengland, wo beispielsweise Auto-Bowling auf dem Programm steht.
Sehr viel spannender ist, wie "Forza" die Bewegungssteuerung Kinect integriert: Der Spieler steuert sein Fahrzeug ganz ohne Controller, die Hände auf einem unsichtbaren Lenkrad in der Luft. Das Ganze funktioniert erstaunlich präzise und ohne die zahlreichen Aussetzer, mit denen besonders die frühen Kinect-Titel zu kämpfen hatten. In "Forza Motorsport 4" ist die Kinect-Steuerung allerdings auf kurze Rennen, Zeitfahren und den Splitscreen-Modus beschränkt, in der Kampagne und in Online-Rennen kommt sie nicht zum Einsatz. Ein netter Zusatzeffekt ist das Headtracking, bei dem die Kinect-Kamera die Position des Spielerkopfes für Perspektivverschiebungen nutzt.
Auch ohne große Neuerungen gehört "Forza" weiter zu den besten Fahrsimulationen. Die Grafik beeindruckt mit einem hohen Detailgrad und kommt besonders auf Panoramastrecken zur Geltung, etwa dem Rundkurs in der zerklüfteten Berner Alpenlandschaft. Eingefleischte Autofans können nach Lust und Laune an ihrem Fuhrpark herumschrauben, Anfänger werden die automatischen Nachrüstfunktionen, die Fahrhilfen und die Rückspul-Option zu schätzen wissen. Die Künstliche Intelligenz der Computergegner fährt aggressiv, aber nicht unfair, was im Kampagnen-Modus für packende Stoßstangenduelle sorgt. Auf ganzer Linie überzeugen kann "Forza" in den Online-Rennen, die sich frei konfigurieren lassen und reibungslos funktionieren.
"Forza Motorsport 4" für Xbox 360. Preis: 60 Euro. Keine Altersbeschränkung.
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