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Open-Air-Schau: Ottfried Fischer und sein Freund Parkinson

Eine Ausstellung in München würdigt Leben und Werk des erkrankten Schauspielers und Kabarettisten Ottfried Fischer.

Den „Freund Parkinson“ nimmt Ottfried Fischer als Teil seines Lebens auf. „Er ist natürlich immer neben mir“, sagt er, „aber dadurch bin ich auch nie allein.“ Die Parkinson-Erkrankung hat ihren Platz in der neuen Ausstellung in München über Leben und Werk des Schauspielers und Kabarettisten. Fischer schickt dem Freund hinterher: „Im Prinzip ist der Parkinson eine feige Sau, den man ganz gut im Griff haben kann.“ In seiner Person – Ottfried Fischer ist 59 Jahre alt –, in seinem Zittern, den roboterhaften Bewegungen und dem schnellen, monotonen Sprechen wird die Krankheit öffentlich. Doch gilt es ebenso, ein Werk, ein Leben, einen Menschen jenseits von Parkinson zu zeigen. Einen, der als „Bulle von Tölz“ und „Pfarrer Braun“ bekannt ist und dessen Popularität sich nach Ansicht des Kabarettistenkollegen Christian Springer vor allem damit begründet: „Weil die Leute dich mögen.“

Es ist ein guter und ein neuer Ort in München für eine Ausstellung: Im für jeden zugänglichen Innenhof des Isartores stehen bis zum 14. Juli die zehn Stelen der Schau „Der sanfte Bulle“. Fünf Meter sind sie hoch und bestehen aus je vier bedruckten wetterfesten Bannern pro Stele – mit jeder Menge Text und seltenen Fotos. Es ist eine Open-Air-Show zu Otti Fischer auf gewöhnlichem Pflasterstein, Passanten laufen an diesem Ort täglich x-fach vorbei. Organisiert wurde sie vom Karl-Valentin-Musäum, das sich im Isartor direkt nebenan dem Wirken des legendären Komikers und Volkssängers widmet. Seelenverwandte? Das „Krischperl“ Karl Valentin, wie man in Bayern extrem dürre Menschen bezeichnet, und der adipöse Ottfried Fischer? Körperlich sind das Antipoden, meinte Eröffnungsredner Christian Ude, Münchens Oberbürgermeister. Doch im Geiste seien die beiden vereint.

Sehr interessant und unterhaltsam sind Ottfried Fischers biografische Stationen, die erstmals gezeigt werden. „Ornatsöd“ heißt der Einsiedlerhof in Niederbayern, auf dem Fischer aufwuchs. Er sagt: „Ornatsöd, wo nix waxt und wo nix steht.“ Bilder zeigen unverkennbar den Buben Ottfried, schon damals sehr stämmig, wie er ein Kälbchen füttert. Die Frauen in der Gegend sagten damals laut Fischer über den Kinderreichtum: „Das Entbinden ist mir lieber als das Saustallausmisten.“

Es folgten der Umzug zum Jurastudium nach München-Schwabing und die Künstlerkarriere. Eine Heimat ist ihm das geworden, über die er formvollendete Gedichte schreibt. Die wiederum keiner kennt. Wie es Fischer heute geht, sieht man, wenn er sich die sechs kleinen Stufen hinaufplagt auf die Bühne direkt unter dem Isartor. Eine halbe Stunde redet er, witzelt mitunter. Es ist eine berührende Vernissage, ein langsamer Abschied von einem kranken Künstler. Ottfried Fischer erkennt das, seine letzten Worte sind: „Manchmal ist Schluss, obwohl man noch lange nicht fertig ist.“ Patrick Guyton

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