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Zwei Männer, ein Team: Oliver Kahn (links) und Oliver Welke
© dpa

Ausgerechnet die Ironie macht es möglich: Olli - vom Cojones-Kahn erlöst

Oliver Kahn wird bei der Fußball-EM als Experte gefeiert. Das hat er sich selbst - vor allem aber seinem Counterpart Oliver Welke zu verdanken.

Das ist die Europameisterschaft des Oliver Kahn. Von allen Seiten regnet es Lob für den ZDF-Experten, jetzt, da er die „Rolli“-Attitüde und sein Counterpart Oliver Welke den „Molli“-Habitus abgelegt haben. Und ich behaupte mal, dass Oliver Welke den Hauptverdienst an der Oliver-Kahn-Transformation hat.

Welke ist der Ball-Schlepper im Duo, er muss den finalen Frage-Pass spielen, damit Kahn ein ums andre Mal das Tor macht. Ob das Welke hart ankommt? Bei der „heute-show“ ist er der Spielmacher, er ist der Chef, der das Wort er- und sich selbst die größten Witzschnitten zuteilt.

Welke "liest" Kahn

Ganz anders im Fußball-Job: Oliver Welke muss im Frage-und-Antwort-Spiel Oliver Kahn in den Blick nehmen, dessen Laufwege respektieren, die Schnittstelle suchen und finden. Welke könnte da den Servilen spielen, nach dem Motto: Olli, sehe ich das richtig, dass… Oder den Schlauen: Olli, bist du mit mir einer Meinung, dass… Oder den Stänkerer: Sehe ich ganz anders, die Dreierkette… Das alles und noch viel mehr macht der Welke nicht. Er hat ein „Wundermittel“ entdeckt: den ironischen Doppelpass. Normalerweise ist Ironie die schwierigste aller kommunikativen Beziehungsformen.

Bei Welke/Kahn aber funktioniert sie. Weil Kahn sie annimmt, sie aufnimmt; er muss erkannt haben, dass Ironie und nur Ironie ihn vom Cojones-Kahn erlösen konnte. Der Cojones-Kahn, das ist der Kahn, der durch seine Gebissreihen fletschte, ein Fußballer müsse seine Eier am rechten Fleck tragen.

Freie Fußball-Radikale

Das war seit 2008, seitdem Kahn den Experten gibt, sein Markenzeichen, lange auch noch nach dem Wechsel von Katrin Müller-Hohenstein zu Oliver Welke. Der wiederum musste erst den „heute-show“-Moderator in sich entdecken, ehe er an die Befreiung von Oliver Kahn gehen konnte. Jetzt sind die beiden das, was sie besser nicht sein könnten: freie Fußball-Radikale. Joachim Huber

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