Harald Schmidt Show: Ohne einander
Kurzer und schmerzloser Abschied der "Harald Schmidt Show" nach 19 Jahren – oder gibt es doch noch ein Comeback im Fernsehen?
Am Ende ging es dann ganz schnell, kurz und schmerzlos. „So, huch, die Zeit ist schon rum, tschüss, ciao, machen Sie’s gut.“ Die Abschiedsworte von Harald Schmidt in seiner letzten Show am späten Donnerstagabend waren unspektakulär, doch das Publikum im Studio feierte Schmidt dafür umso mehr. Minutenlanger Applaus vorm Stand-up machten deutlich, dass da jetzt doch ein ganz Großer das Fernsehen verlässt. Minutenlang stand Schmidt vorne an der Bühne, blickte direkt in die Kamera. Es war ihm nicht anzusehen, ob das jetzt Rührung, Ergriffenheit oder ein stummer Wink zu den Senderbossen von Sky war. Seht her, man liebt mich doch. Ich hätte noch ewig so weitermachen können.
Schmidts Abschied nach 19 Jahren Late-Night-Show auf den verschiedensten TV-Sendern stellte sogar das Thema des Tages in den Schatten. Zwei, drei Gags zu Uli Hoeneß („Uli und ich haben etwas gemeinsam. Er hat Millionen Euros verzockt, ich Millionen Zuschauer“), dem er sonst sicher die ganze Sendung gewidmet hätte, dann ging’s ab an den mit Kartoffelsalat und Würstchen gedeckten Tisch, an dem sich Schmidts Sidekicks der letzten Show-Periode versammelt hatte: Madame Licard, Jürgen Vogel, Klaas Heufer-Umlauf, Pierre Krause, Bastian Bielendorfer und Olli Dittrich.
Late-Night-König Harald Schmidt
Harald Schmidt ließ es sich vorher nicht nehmen, auch ein paar Spitzen gegen seinen Arbeitgeber, den Bezahlsender Sky loszuwerden, der sich von dem Einkauf des Late-Night-Königs vor zwei Jahren offenbar Wunderdinge, zumindest ein paar Abos mehr versprochen hatte. „Ich habe einen Vorteil gegenüber Hoeneß!“, sagte Schmidt, „ich werde heute entlassen.“ Die Zeit bei Sky habe er genossen, betonte der scheidende Late-Night-Star: „Es war ein tolles Gefühl, mal unbeobachtet zu sein.“ Bei den Zuschauern bedankte sich Schmidt dafür, eingeschaltet zu haben. Was an diesem letzten Abend nicht ganz so schwer war wie sonst, weil der Pay-TV-Sender – zeitgleich zur verschlüsselten linearen Ausstrahlung – seine „Harald Schmidt Show“ in das kostenlose Fenster des Sky-Kanals bei Youtube gestellt hatte. „Noch schöner wär's gewesen, sie hätten’s auch in den letzten drei Jahren gemacht.“ Rund 60 000 Sky-Abonnenten verfolgten die Abschiedssendung.
Das Format der letzten Show ist kein Maßstab dafür, ob man jetzt wirklich etwas vermissen wird. Sicher, es gibt immer noch keinen Unterhalter im deutschen Fernsehen, der das mit den Stand-ups annähernd so gut kann wie Schmidt, außer vielleicht Oliver Welke mit der ZDF-„heute show“. Wer sich die sechs „Harald Schmidt Shows“ der letzten zwei Wochen anschaute, wird allerdings auch festgestellt haben, dass sich der Late-Night-König, 56, an manchen Stellen doch mit dem zweitbesten Gag begnügt, ganz zu schweigen von Versprechern und Unkonzentriertheiten. Die Glanzzeiten liegen lange zurück.
Bleibt die Frage, ob das am Donnerstag wirklich ein endgültiger Abschied war
Doch selbst ein schwacher Schmidt spielt eben noch über jenem Niveau, das man inzwischen im deutschen Fernsehen zumeist serviert bekommt. Schmidt weiß das. Im weiteren Verlauf seiner Abschiedsshow gab er sich Mühe, nicht übermäßig im Mittelpunkt zu stehen. Hat er nicht mehr nötig. Zum Würstchenessen und Rotweintrinken saß er am Rand des Tisches und überließ den Jungen das Wort.
Kein Rückblick, kaum Nostalgie. Bloß keine Wehmut. Dann war Schluss: „Meine Damen und Herren, das war’s“, sagte Schmidt nach einem Auftritt von Judith Holofernes. Seine Begründung: Er habe sich etwas verquatscht. „Danke schön für 19 Jahre. Ihnen alles Gute, Merci und guten Abend. Ciao.“ Berühmte letzte Worte sehen anders aus, doch das passt zu Harald Schmidt, der schon lange nicht mehr Dirty Harry ist.
Bleibt die Frage, ob das am Donnerstag wirklich ein endgültiger Abschied war. Einmal wies Schmidt auf seinen „Abschied von Sky“ hin. Wohlgemerkt, von Sky. Kommt da nicht doch noch etwas? Im Grunde gibt es für die „Harald Schmidt Show“ im deutschen Fernsehen nur noch einen Sender. Tele 5. Chef Kai Blasberg hat schon mit dem Auffangen von Benjamin von Stuckrad-Barre und Oliver Kalkofe bewiesen, dass ihm bei dem Mini-Sender kein Unterhaltungs-Risiko zu groß ist. Im großen Stile Geld verdienen wie bei ARD, Sat1 und Sky muss Harald Schmidt ja nicht mehr unbedingt. Einfach senden. Wieder im Free TV.
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