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Tagesthema.  Markus Spieker aus Kabul im Gespräch mit Aline Abboud.
© Tsp

ARD-Reporter Markus Spieker in Kabul: „Not looking good here“

Zwischen Taliban-Prügel und Entgegenkommen: Markus Spieker berichtet für die ARD aus Kabul. Das ZDF ist noch nicht vor Ort.

Wer in den vergangenen Tagen die Berichte in „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ aus Afghanistan, speziell aus Kabul sah, staunte nicht schlecht. Mitten in dem Land, in das sich bis vor wenigen Tagen und Wochen kaum ein Journalist traute, steht ARD-Korrespondent Markus Spieker und erzählt in aller Seelenruhe, wie sich die Taliban, die westliche Medien doch so sehr hassten, derzeit auf westliche Medien einzulassen scheinen.

Der Eindruck kann natürlich auch trügen. Fakt ist: Die ARD hat mit Markus Spieker tatsächlich wieder einen Reporter in Afghanistan vor Ort. Der ARD-Korrespondent ist am Sonntag aus Pakistan mit dem Auto eingereist – problemlos, das erzählte der Reporter am Wochenende im „Weltspiegel“ im Ersten.

Auf dem Weg in die afghanische Hauptstadt sei er auf zum Teil verdutzte Taliban getroffen, die überrascht waren, „dass jemand ein– und nicht ausreist". Zuletzt war „Bild“-Journalist Paul Ronzheimer einer der letzten deutschen Reporter im Land. Deutsche Medien, insbesondere ARD und ZDF, hatte dieser für ihre Risikoscheu kritisiert.

Spieker scheut das Risiko offenbar nicht. Dasselbe erstaunlich-gelassene Bild auch in den Tagen nach seiner Einreise. In ARD-Schalten zum Korrespondenten immer wieder der Eindruck vom (verhältnismäßigen) Entgegenkommen der Taliban, fast hätten Sie Spieker die Akkreditierung und Arbeitserlaubnis hinterher getragen, natürlich konterkariert von Schilderungen und Berichten Spiekers’ über Drangsalierungen der Taliban, auffällig wenig Frauen in der Öffentlichkeit und Misstrauen auf der Straße, in der Bevölkerung. Halten die Taliban ihre moderaten Versprechen auch wirklich ein?

Der MDR bewerte die Situation zusammen mit Markus Spieker jeden Tag neu

Wer ist unser ARD-Mann in Kabul? Markus Spieker, geboren 1970 in Duisburg, Autor, Journalist, promovierter Historiker, Studium in Gießen und Los Angeles. Zwischen 2014 und 2018 leitete er das ARD-Studio in Neu-Delhi und war als Korrespondent für Südasien zuständig. Seit seiner Rückkehr ist er beim MDR in Leipzig tätig, der seinen Mann jetzt nach Afghanistan entsandte.

Über die Art und Weise des Settings seines Reporters in Kabul – ob er sich frei bewegen und über alles und jeden berichten kann – möchte sich der öffentlich-rechtliche Sender auf Tagesspiegel-Anfrage nicht äußern. Auch nicht über Sicherheitsmaßnahmen oder eine etwaige Exit-Strategie. Nur soviel: Der MDR bewerte die Situation zusammen mit Markus Spieker jeden Tag neu.

Das ZDF ist jedenfalls noch nicht ganz so weit. Der Mainzer Sender hat keinen Korrespondenten direkt vor Ort. Die Kolleginnen und Kollegen im ZDF-Studio Istanbul, im Hauptstadtstudio Berlin und im Sendezentrum Mainz würden weiter rund um die Uhr daran arbeiten, die aktuelle Berichterstattung aus Afghanistan zu ermöglichen, sagte ein Sprecher des Mainzer Senders am Mittwoch. Höchste Priorität habe dabei die Sicherheit der Mitarbeitenden vor Ort. „Die Kollegen vor Ort prüfen gerade alle Möglichkeiten und werden bald auch wieder direkt aus Afghanistan berichten.“

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Vielleicht sollten sich Markus Spieker und die Reporter in Kabul und Umgebung noch nicht so sicher sein. Auf Spiekers’ Twitter-Account steht „Reporter, Historiker, Weltenträtsler“ und darunter ein Eintrag des MDR-Korrespondenten aus dieser Woche, der Schlimmes für Leben und Freiheit in Afghanistan ahnen lässt: „Befreundeter afghanischer Kameramann wurde vorhin von Taliban verprügelt. Wollte Bild mit seinen Wunden und blauen Flecken posten, soll aber nicht, aus Angst vor Vergeltung der Taliban. Not looking good here…“.

Und: „In Kabul bekommt man eine neue Perspektive auf den deutschen Wahlkampf. Was für ein Geschenk, in einer freien Demokratie zu leben. Und was für eine Tragik für die Afghanen, deren Zukunftsträume von den Taliban gerade ausradiert werden…“. Gut, dass das vor Ort recherchiert werden kann. Fragt sich nur, wie lange noch?

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