Werbeblocker: Newsportale fordern zum Adblock-Verzicht auf
Mehrere große News-Portale machen mit großflächigen Appellen auf ihren Webseiten Front gegen Internet-Werbeblocker. Die Kommentare auf Twitter sind erstaunlich verständnisvoll.
Mehrere große Newsportale haben am Montagmorgen mit großflächigen Hinweisen auf ihren Homepages gegen den Einsatz von Werbeblockern mobil gemacht. „Unsere 70 Redakteurinnen und Redakteure bieten Ihnen an 365 Tagen im Jahr vielfach preisgekrönten Online-Journalismus mit höchstem Anspruch (...). Wir bitten Sie deshalb, für Zeit Online eine Ausnahmeregel in Ihrem Adblocker einzurichten“, stand rot umrandet auf der Frontpage der Wochenzeitung. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ erklärte zur Anti-Werbeblocker-Kampagne: „Faz.net finanziert sich durch Werbung. Viele Leser nutzen allerdings einen AdBlocker, da sie sich durch die massiven Werbeeinblendungen (Pop Ups etc.) anderer Internetportale belästigt fühlen. Auch wir stören uns daran und achten bei der Auswahl unserer Werbeformate stets darauf, dass diese weder die redaktionelle Qualität noch die Nutzung der Inhalte negativ beeinflussen.“ Adblocker sind Programme oder Programmzusätze zum Internetbrowser, mit denen sich das Anzeigen von Werbung unterdrücken lässt. Die Anti-Adblocker-Aktion ist erst zunächst auf eine Woche begrenzt, sagte „Zeit Online“-Geschäftsführer Christian Röpke. Realistisches Ziel der Aktion sei es, „den einen oder anderen Nutzer zum Nachdenken zu bringen“. „Adblocker bedeuten für uns, dass wir für unsere Arbeit kein Geld bekommen. Wir bitten Sie deshalb, auf Adblocker zu verzichten oder für Spiegel Online eine Ausnahmeregel zuzulassen. Weil wir Ihnen auch in Zukunft Spiegel Online kostenlos anbieten wollen“, hieß es auf der Webseite des Hamburger Nachrichtenmagazins. Gemeinsam sei den Partnern, so Rüdiger Ditz, Chefredakteur „Spiegel Online“, dass auf diesen Seiten auf störenden Werbeeinblendungen verzichtet werde. Aufdringliche Layer-Werbung, die sich über die komplette Seite legt, werde nicht eingesetzt. Im Durchschnitt gehen den Portalen durch Werbeblocker ein Viertel der Anzeigeneinnahmen verloren. Zu den weiteren Partner der Aktion gehören „Rheinische Post“, „Süddeutsche Zeitung“ und das Technikmagazin Golem.de.
Bei „Spiegel Online“ teilte sich die Reaktion der Nutzer am Montag in drei Gruppen: In der ersten Gruppe befanden sich die eher verständnisvollen Leser, die durchaus bereit sind, auf Werbeblocker zu verzichten. In der zweiten Gruppe störten sich die Nutzer an dem ständigen Werbegeflacker. „Daneben gibt es eine dritte Gruppe, die von uns fordert: ,Gebt uns ein Bezahlmodell, bei dem auf Werbung verzichtet wird‘“, sagte Ditz. Überwiegend verständnisvoll waren auch die ersten Reaktionen auf Twitter: „Gibt’s eine Möglichkeit, Seiten trotz Adblock was Gutes zu tun?“, fragt ein Twitterer. „Noch sind die Bitten Adblock auszumachen weniger nervig als die Werbung“, schreibt ein anderer. Dagegen beschwerten sich andere Twitterer mit Statements wie „Spiegel Online drückt auf die Tränendrüse“ und „Na toll, @FAZ_NET bittet mich den adblock auszuschalten, nur damit dann irgendein flash content crashed“. Für die Berliner Marktforscher von Goldmedia ergibt sich für die Seitenbetreiber durch die starke Verbreitung von Werbeblockern ein großes Dilemma. „Soll der Betreiber einer Seite, die stark von Programmen wie Adblock Plus betroffen ist, auf aggressivere Werbeformen setzen und riskieren, noch mehr User an den Werbeblocker zu verlieren, um den Einnahmeverlust auszugleichen? Die Qualität der Inhalte verringern? Oder doch lieber den ganzen Inhalt der Seite kostenpflichtig machen?“
Der am stärksten verbreitete Werbeblocker heißt Adblock Plus. Inzwischen wurde das Zusatzprogramm 200 Millionen Mal heruntergeladen. Die Zahl der aktiven Nutzer weltweit gibt der Hersteller mit 45 Millionen an. „Werbetreibende missverstehen oft, was wir tun: Wir entscheiden nicht, was gute und was schlechte Online-Werbung ist; auch blockieren wir nicht automatisch alle Werbeanzeigen. Unsere Community bewertet in einem öffentlichen Forum jede einzelne Anzeige und entscheidet, ob diese zulässig ist oder nicht“, weist Till Faida, Mitgründer von Adblock Plus die Kritik an dem Werbeblocker zurück. Auf Twitter hoffen bereits einige Nutzer, dass die Anti-Adblocker-Aufrufe ebenfalls durch die Zusätze entfernt werden. Immerhin verlieren die Partner bei der Aktion kein Geld. Da nur die Adblock-Nutzer die Appelle sehen, entgehen den Verlagen bei der Aktion keine Werbeeinnahmen.
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