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Haben bei der umstrittenen TV-Serie "Our Boys" Regie geführt. Die Israelis Hagai Levi (links) und Joseph Cedar (rechts) und der Palästinenser Tawfik Abu Wael.
© Corinna Kern/Reuters

Israelische Kritik an TV-Serie „Our Boys“: Netanjahu fordert Boykott des Senders

Die TV-Serie "Our Boys" hat in Israel eine Kontroverse ausgelöst. Dass sie sich auf einen Rachemord an einem Palästinenser konzentriere, erzürnt Regierungschef Netanjahu.

Die US-israelische TV-Serie „Our Boys“ hat in Israel scharfe Kritik ausgelöst, vor allem in rechten Kreisen. Die Koproduktion ist inspiriert von den gewaltsamen Ereignissen, die als Auslöser des Gaza-Kriegs im Sommer 2014 gelten. Nachgezeichnet werden darin die Entführung und Ermordung von drei jüdischen Teenagern durch Mitglieder der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas und der anschließende Rachemord an dem 16-jährigen Palästinenser Mohammed Abu Chedair durch jüdische Extremisten.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf dem US-Sender HBO und dem israelischen Keschet-Sender vor, sie hätten eine antisemitische Serie geschaffen, die auf der Welt verbreitet werde und Israel auf lügnerische Weise in ein schlechtes Licht rücke.

Dem Mord an den israelischen Teenagern würden in der Serie „nur wenige Minuten kalter Archivberichte“ gewidmet, kritisierte der Regierungschef auf seiner Facebook-Seite. Stattdessen konzentriere sie sich auf den Mord an dem jungen Palästinenser, „ein erschütternder, aber in seiner Art seltener Fall“. Netanjahu rief daher zu einem Boykott des Senders auf.

Medienbehörde will sich nicht einmischen

Die israelische Behörde für Kabel- und Satelliten-TV teilte aber am Dienstag mit, sie werde sich nicht in die Sendungen einmischen. „Die Inhalte verstoßen nicht gegen israelisches Gesetz“, hieß es nach Medienberichten in der Entscheidung.

In sozialen Netzwerken gab es zudem zahlreiche Hassaufrufe gegen die israelischen Regisseure Joseph Cedar („Norman“) und Hagai Levy („The Affair“) und den palästinensischen Regisseur Tawfik Abu-Wael. 

Hagai Levy sagte dem israelischen Fernsehen, er könne verstehen, dass die Serie für viele schwer verdaulich sei. Sie spiegele die komplexe Realität in der Region wider. „Wir sind keine Zyniker. Wir wollten hier eine Geschichte erzählen, die uns auf der Seele brannte.“

Netanjahu steht schon seit Jahren mit vielen Medien auf Kriegsfuß. Er hat dem Keschet-Sender, der ausführlich über Korruptionsermittlungen gegen den Regierungschef berichtet, extreme Einseitigkeit vorgeworfen. dpa

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