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Es war einmal ... Jan Böhmermann in der Kulisse seines "Magazins Neo Royale".
© dpa
Update

Abschied ist ein geiles Schwert: „Neo Magazin Royale“ – Ende und Aus für Jan Böhmermann

Jan Böhmermann tänzelt sich gekonnt aus seinem „Neo Magazin Royale“. Ab Herbst 2020 macht er im ZDF-Hauptprogramm weiter.

Es war cool, lässig und konsequent, wie Jan Böhmermann sich von seinem „Neo Magazin Royale“ bei ZDFneo verabschiedet und zugleich seinen anstehenden Wechsel ins ZDF-Hauptprogramm gefeiert hat. „Wer heute nicht weint, ist in meinen Augen kein Mensch - der ist 'ne Schlampe“, sagte der Satiriker am Donnerstag zu Beginn der letzten Ausgabe der „kleinen, trotteligen Krawall-Show“ im „Mini-ZDF“. Sein Wunsch: „Sechs Jahre und 42 Tage machen wir jetzt diese Sendung. Können wir ein einziges Mal eine Sendung machen, in der es nur um mich geht? Nur einmal in sechs Jahren möchte ich bitte mal im Mittelpunkt stehen. Nur einmal.“

Das „Neo Magazin“ sei immer „ein Spagat zwischen scheiße und geil“ gewesen, zwischen ernsten nachdenklichen Tönen und plumpem Entertainment, betonte der Entertainer. Eine bessere Beschreibung für die 167 Ausgaben seiner "kleinen, trotteligen Krawallshow" hat es noch selten gegeben, schon gar nicht vom "blassen Jungen" selbst. Im Herbst 2020 wird Böhmermann beim Hauptsender ZDF zu sehen sein. Dort war seine Sendung bislang nur als Wiederholung gelaufen. Das ZDF-Hauptprogramm sei das "Hochamt des deutschen Fernsehens, wie der Vatikan. Oder Wimbledon". Böhmermann suchte die Umarmung mit seinem künftigen Publikum, bei seinen Fans bedankte er sich dafür, dass sie mit ihm "erwachsen und uncool" geworden seien.

Böhmermann, Sidekicks und Crew sangen und tanzten sich durch Schlager-, Chanson- und Swingnummern. Der 38-Jährige, der seit der ersten Ausgabe im Oktober 2013 manches graue Haar bekommen hat, sinnierte zwischen den Nummern unter anderem über die Frage, warum er so oft verklagt wurde. „Ich hab soviel mit Rechtsanwälten zu tun. Immer noch. Weil ich ständig missverstanden werde. Ich mein's ja nicht böse. Ich werde einfach missverstanden. Dabei war und ist mein Motto nach all den Jahren immer noch: Brücken bauen, zur Not auch da, wo gar keine Gräben sind. Das Saarland, Sachsen, Lena, RTL, Günther Jauch, „Aspekte“! Wer hätte ahnen können, dass es immer so viel Ärger gibt?“

Barnaby statt Böhmermann

Der juristische Ärger sei ihm immer egal gewesen, so Böhmermann. „Wissen Sie was, meine Damen und Herren? Ich hab Anwälte. Ohne Ende. Und meine Anwälte haben wieder Anwälte, die sich um die Probleme kümmern, die die wiederum wegen mir haben. Ich wurde so oft verklagt. Das kann man gar nicht zählen.“ Einer der bekanntesten Skandale, die mit „Neo Magazin Royale“ verbunden sind, war das 2016 dort verlesene Gedicht „Schmähkritik“ gewesen. Der Text hatte zu diplomatischen Verstimmungen mit der Türkei geführt. Zeitweise hatte Böhmermann damals sogar unter Polizeischutz gestanden.

Er mache auf ZDFneo nun Platz für die britische Krimireihe „Inspector Barnaby“, scherzte Böhmermann. Zum Ausklang trug er bei einer mittelprächtigen Zuschauerwahl von 300 000 Sehern Leonard Cohens pathetische Ballade „Hallelujah“ vor - schmachtend gewidmet dem ZDF, Intendant Thomas Bellut, Programmdirektor Norbert Himmler und Marlehn Thieme, der Vorsitzenden des ZDF-Fernsehrates. Im Hintergrund leuchtete ein Organigramm des Mainzer Senders.

Am Ende der Sendung nahm ihn Showmaster Johannes B. Kerner in einer schwarzen Luxuslimousine mit. Kerners Drohung: „Bald bist Du einer von uns.“ Und Böhmermann könnte sich "richtig gut entwickeln" und "der nächste Steven Gätjen werden". Hektisch tastete Jan Böhmermann nach der Autotür - die sich aber nicht öffnen ließ. Kerner: "Kindersicherung!"

Klar ist: Jan Böhmermann wird zum Gefangenen des ZDF-Hauptprogramms. Heißt auch: Das ältere Publikum wird zur Geisel des "blassen Jungen". (mit dpa)

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