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Nannen-Preis-Gewinner: der Youtuber Rezo.
© dpa

Begehrte Journalisten-Auszeichnung auch an Youtuber: Nannen Preis 2020 für Rezo

Am Donnerstagabend wurden in Hamburg die Nannen Preise vergeben. Einen Überraschungssieger hätte vor einem Jahr niemand auf der Rechnung gehabt.

Ist das Journalismus oder Aktivismus? Das war auch für Laudator Richard David Precht nicht die entscheidende Frage. Der Youtuber Rezo hat mit seinem Video "Die Zerstörung der CDU" einen Nannen-Preis 2020 gewonnen. Die Kategorie Web-Projekt ist laut "stern"-Chefredakteur Florian Gless eine der offensten Kategorien dieses Preises.

Rezo hatte mit seinem 55-minütigen Video innerhalb einer Woche rund zehn Millionen überwiegend junge Menschen erreicht. Seine Themen von Armut bis zum Klimawandel habe er unterhaltsam und fundiert präsentiert, sagte Precht. Rezo bewege sich auf der Grenze zwischen Journalismus und Aktivismus, räumte der Philosoph ein. Aber auch die „Urgesteine des Journalismus“ seien schließlich Aktivisten gewesen.

Königsdisziplin beim Nannen-Preis natürlich weiterhin: die beste Reportage, in Fortführung des Egon-Erwin-Kisch-Preises, der 1977 von Stern-Gründer Henri Nannen ins Leben gerufen wurde.

Diesen gewann 2020 für seine Reportage über Menschen, die gemeinsam in einer Klinik auf ein Spenderherz warten, der „Stern“-Journalist Dominik Stawski. Ihm wurde die Auszeichnung am Donnerstagabend im Rahmen einer online übertragenen Preisverleihung ohne Publikum in Hamburg zugesprochen. Titel der Reportage: „Wenn das Herz versagt und es nur eine Rettung gibt“.

In diesem Jahr war die Verleihung wegen der Coronavirus-Krise ins Netz verlagert worden. Die Preisträger waren nicht vor Ort. Dafür war die Online-Verleihung live für jeden zugänglich.

Die weiteren Gewinner:

Dokumentation: Amrai Coen, Malte Henk, „Wenn sie euch nicht in den Jemen lassen, berichtet trotzdem“, Die Zeit.

Investigative Leistung: Maik Baumgärtner, Vera Deleja-Hotko, Martin Knobbe, Walter Mayr, Alexandra Rojkov, Wolf Wiedmann-Schmidt; Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta, Peter Münch, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, „Ibiza-Affäre“, "Der Spiegel"/ "Süddeutsche Zeitung".

Lokale Investigative Leistung: Christoph Heinemann, „Soko ‚Cold Cases‘ – Chronik eines Versagens“, "Hamburger Abendblatt".

Reportage-Fotografie: Dina Litovsky, „Ein wenig locker machen“, "stern". Inszenierte Fotografie: Marteline Nystad, „Die Körperrevolution“, "Brigitte".

In der Kategorie Web-Projekt war auch "Wem gehört Berlin?" nominiert worden, ein gemeinsames Projekt von Tagesspiegel und dem Recherchezentrum Correctiv.

Neben den Auszeichnungen in den sieben Wettbewerbskategorien vergab die "stern"-Chefredaktion einen Sonderpreis an Rami Abdurrahman, in Würdigung "seiner herausragende Leistung, die Menschenrechtsverletzungen in Syrien akribisch zu dokumentieren". Seit Jahren trage er mit Hilfe eines Netzwerks von Informanten in Syrien die Gräuel des Krieges zusammen.

Der Nannen Preis gilt als die bedeutendste Auszeichnung für Journalisten und Journalistinnen in Deutschland, sozusagen der "Oscar" unter den Journalistenpreisen. Mit ihm werden seit 2005 herausragende journalistische Leistungen in Wort und Bild geehrt.

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