MEDIA Lab: Nah, näher, Journalismus
Margreth Lünenborg über "spatial journalism", der seinen Nutzern und Lesern das Wichtigste von nebenan berichtet.
Die nächstgelegene Tankstelle, die günstigsten Einkaufsangebote, die gerade anwesenden Freunde in der Umgebung suchen – all diese ortsbasierten Dienste sind Handy-Nutzern längst vertraut. Immer häufiger erschließen wir unsere Umgebung entlang dieser in der Regel undurchschaubaren, weil algorithmenbasierten Auswahllogiken digitaler Technologie. Diese location-based services gewinnen an Bedeutung und werden zunehmend in social media eingebettet. So werden unsere Vorstellungen von geografischen und sozialen Räumen mit und durch Geodaten geprägt.
Die Forscherin Amy Schmitz Weiss von der San Diego State University macht mit dem Konzept des spatial journalism deutlich, welche Möglichkeiten darin für den Journalismus stecken. Ob lokal, in der Region oder aus aller Welt – Journalismus ist stets raumbezogen: Er macht für seine Nutzer entfernte Orte sichtbar und verstehbar, ohne dass sie das Wohnzimmer verlassen müssen. Zugleich erzählt er seinen Lesern das Wichtigste von nebenan. Unter digitalen Bedingungen sind nun Erweiterungen möglich: Lesern können Informationen aus ihrer Umgebung zugespielt werden. Redakteure sehen an der ortsbasierten Kennzeichnung ihrer Beiträge, welche Teile der Stadt oder der Region unterbelichtet sind. EveryBlock in den USA zeigt, wie Wichtiges aus der nächsten Umgebung von den Bewohnern zusammengetragen und ausgetauscht wird. Augmented reality, also eine erweiterte Realität, spielt bislang vorwiegend in der Kunst oder bei technischen Anwendungen eine Rolle. Journalistisch ließen sich damit Szenarien für die Entwicklung einer Region darstellen: vom Flughafenausbau bis zur Innenstadtgestaltung sind vielfältige Ansätze möglich.
Hat der Lokaljournalismus unter den ökonomischen Krisen der vergangenen Jahre am meisten gelitten, so können gerade von dort Impulse für den mobilen Journalismus ausgehen.
Margreth Lünenborg
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