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Noch mehr "Tatort" im Ersten?
© ARD

43 Krimis im Jahr 2014: Muss das sein: mehr „Tatort, mehr "Polizeiruf 110"“?

Joachim Huber hält die Forderung der "Bild"-Zeitung nach mehr Sonntagskrimis für eine schlechte Idee.

Am Ende dieses Jahres will die ARD acht „Polizeirufe 110“ und 35 „Tatorte“ gezeigt haben. Das sind 43 Premieren am Sonntag um 20 Uhr 15 im Ersten. Die „Bild“ klagt, es seien mehr Krimis drin, die ARD verweist auf ein Jahr mit Sportevents wie Winter-Olympia und Fußball-WM, die auch den Sonntagstermin belegt hätten. Außerdem seien „Polizeiruf 110“ und „Tatort“ auf keinen Fall Sparprogramme.

Die Fernseherfahrung lehrt, dass ein Mehr an Krimis die Zahl der guten Krimis erhöhen kann, nicht aber zwangsläufig erhöhen muss. Das erste Halbjahr 2014 spricht nicht für eine Ausweitung der „Tatort“-Zone. Das Mittelmaß so stark wie der Übermaß, der Tod der Kölner Assistentin – Tessa Mittelstaedt wollte den Ausstieg – im „Tatort: Franzi“ bleibt bislang solitär; es sind die vollzogenen Abschiede – Joachim Król in Frankfurt –, die vollzogenen wie angekündigten Abschiede – Boris Aljinovic/Dominic Raacke in Berlin – und die angekündigten Abschiede – Simone Thomalla/Martin Wuttke –, die das Interesse auf die Krimireihe lenkten.

Der „Tatort“ ist ein Fernsehwunder. Durchschnittlich 9,32 Millionen Zuschauer sahen 2013 zu – in der steten Hoffnung, dass der nächste Krimi besser sein möge als der gerade gesehene. Das eben ist die Kraft dieses Formates: Es scheint unkaputtbar zu sein, es ist über den Ausstrahlungstermin hinaus zur Fernsehgewohnheit geworden. Kein zweites Programm im deutschen Fernsehen hat diesen Status erreicht, von der „Tagesschau“ mal abgesehen.

Braucht es mehr, braucht es 52 Krimis an 52 Sonntagen im Jahr? Die neun ARD-Sender zögern, auch weil jeder „Tatort“ im Schnitt 1,4 Millionen Euro kostet, zugleich im Bewusstsein, dass eine erhöhte Frequenz die Kräfte überspannt. Wer den Sonntagskrimi fern von Gewohnheit und Alternativlosigkeit einschaltet, der erwartet: „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ müssen Fußball-WM-Finalqualität liefern. Bei 33 Premieren eine immense Herausforderung, bei 43 Erstausstrahlungen nicht zu schaffen, bei 52 ... Wahnsinn. Rasend schnell kann es von der Herrlichkeit zur Hässlichkeit des Formats gehen. Die ARD handelt klug.

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