Free TV: Mit Disney Channel ein neuer Sender
Audience Flow für die Familie: Disney Channel versorgt tagsüber mit Zeichentrick und Animationen, abends laufen US-Serien und Spielfilme. Eines dürfte Walt Disney aber nicht wissen.
Wenn man an einem neuen Fernsehsender für Kinder bastelt, kommt man um prominente Namen nicht herum, um Aushängeschilder. Das hat geklappt. Der Disney Channel hat den Star gekriegt. Von dessen Fähigkeiten konnte man sich auf der Fernsehmesse Mipcom in Cannes zuletzt überzeugen. Es handelt sich um: Andie MacDowell. Nun hat der 55-jährige Hollywood-Star keine Rolle bei „Susi und Strolch“ ergattert, sondern als Richterin in einer US-amerikanischen Kleinstadt in der Serie „Cedar Cove“, die ab Herbst beim Disney Channel läuft. Am Freitag geht der neue Free-TV-Sender an den Start. Er will mit einem besonderen, erwachseneren Profil in der Primetime die Abteilung deutsches Kinderfernsehen kräftig aufmischen.
Dazu hat der Unterhaltungskonzern Disney zum Start des neuen Free-TV-Senders nicht nur reichlich Programm mit hinein-, sondern eine riesige Werbekampagne in Gang gebracht. Nicht jeder hatte schließlich „Das Vierte“ auf seiner Fernbedienung einprogrammiert. Disney Chanel hat dessen Programmplatz übernommen. Und wirbt dafür mit einem Kampagne-Volumen im zweistelligen Millionenbereich auf Plakaten in mehr als 70 Städten, Radiospots, dazu Anzeigen in rund 40 Zeitschriften, Internet und Fernsehwerbung.
„Mit dem Disney Channel im Free TV wollen wir die Marke Disney deutlich präsenter machen“, sagt Senderchef Lars Wagner. Zuvor war Disney mit seinen Filmen wie „Dschungelbuch“, „Fluch der Karibik“ oder der „Muppets Show“ ausschließlich im Pay TV und im Free TV, zum Beispiel bei Super RTL, zu finden. Ohne Bezahlfernsehen kein Disney Junior, Disney XD oder Disney Cinemagic. Nur: Wer sieht das? „Wenn nun mit einem Free-TV-Sender eindeutig Disney der Absender ist, schauen viel mehr Leute zu.“ Wagner geht davon aus, dass Disney Channel in einem Jahr im Kindermarkt, bei den drei- bis 13-jährigen Zuschauern, vorne dabei ist.
Frauenaffines Programm mit "Cedar Cove"
Wichtig dabei sei, dass nicht nur Kinder zugucken. Geschickter Audience Flow: Bestenfalls sehen die Erwachsenen am Nachmittag neben ihren Kindern in Trailern, was abends Sache ist. Da läuft ein eher frauenaffines Programm mit Disney-Klassikern wie der TV-Premiere von „Susi und Strolch“ oder „Aristocats“, Serien wie die spanische Krimisoap „Grand Hotel“, die BBC-Sitcom „Miranda“ oder „Cedar Cove“ mit Andie MacDowell.
Rund 90 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland sollen erreicht werden, über alle Verbreitungswege. Über avisierte Marktanteile spricht Senderchef Wagner nicht so gerne, lieber vom „langen Atem“. Bis Ostern wolle man erreichen, dass drei von vier Kindern schon einmal den Disney Channel gefunden haben – sicher ist das dann ein Konkurrent für Kika, Nickelodeon, vor allem aber Super RTL.
Der Privatsender hat sein Programm pikanterweise mit Ware aus dem verzweigten Disney-Konzern bestückt. Disney ist Gesellschafter der RTL-Tochter, wird nun Super RTL aber keine Inhalte mehr zuliefern und seine Beteiligung dort als reines Investment betrachten. Super RTL indes muss zusehen, wie es sein Programm gegen die neue Konkurrenz weiter flott hält. Dabei sollen Geschäfte mit den Medien-Giganten Dreamworks („Dragons“) und Warner („Tom & Jerry“) helfen. Die Primetime wird, ähnlich dem Disney Channel, mit Spielfilmen und US-Serien aufgepeppt. Der öffentlich-rechtliche Kinderkanal dürfte sich mit seinem Programmangebot („Siebenstein“, „Löwenzahn“) dagegen deutlicher von Disney Channel unterscheiden. 2013 führte Super RTL im Segment der Kinder zwischen drei und 13 Jahren laut GfK-Fernsehforschung mit 23,3 Prozent vor dem KiKa und Nickelodeon.
Bestehende Deals von Disney Channel mit RTL und Pro SiebenSat1 sollen beibehalten werden. Darüber hinaus wolle man auch selber produzieren. In der Samstagabendshow „Ducks & Friends“ talkt Nova Meierhenrich mit Prominenten über die Welt in Entenhausen: Dagobert Duck, Mickey Maus und die Panzerknacker. Weitere Eigenproduktionen in der Primetime könnten folgen - auch Reality-Formate. Da die heranwachsende Generation immer öfters online unterwegs sein dürfte, soll das Ganze auch als Stream im Netz zu sehen sein.
Den Start macht am Freitag ab sechs Uhr morgens der Klassiker „Steamboat Willie“ aus dem Jahre 1928. Dabei handelt es sich um den ersten vertonten und öffentlich aufgeführten Zeichentrickfilm mit Micky Maus. Abends laufen der Spielfilm „Der Vater der Braut“ mit Steve Martin und in der Primetime der Zeichentrick „Aristocats“ von 1970, einem eher selten gezeigten Klassiker aus dem Hause Disney. Super RTL kontert gleich mit „Asterix und die Wikinger“.
Aristocats? Wenn das Walt Disney (1901 – 1966) wüsste, übrigens Anfang der 1950er Jahre einer der ersten Hollywood-Produzenten, die das aufkommende Fernsehen für sich nutzten. Mit TV-Shows wie Disneyland entwickelte sich Walt Disney als eine Art „Märchenonkel der Nation“. Der Legende nach sträubte sich der Hundefreund zeitlebens gegen Katzen als Trickfilmhelden.
Disney Channel, Start am Freitag, ab sechs Uhr.
Markus Ehrenberg
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