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Zugriff: Die Kommissare Schaffert (Benjamin Kramme, l.), Funck (Friedrich Mücke, 2.v.l.), und Praktikantin Grewel (Alina Levshin) verhaften einen Verdächtigen. Foto: MDR
© MDR

"Tatort" aus Erfurt: Mit Besserungstendenz

Der Erfurter „Tatort“ hat trotz guter Besetzung der Nebenrollen unter anderem mit Christian Redl und Werner Daehn noch immer einige Schwächen.

Sonntag, 20 Uhr 15, "Tatort"-Zeit: Schwarzes T-Shirt und Nadelstreifen-Anzug zur Beerdigung des Vaters, das kann nicht gut gehen. Rotlichtkönig Timo Lemke, der mit dem sinister dreinblickenden Schauspieler Werner Daehn hervorragend besetzt wurde, hat für die Beisetzung Hafturlaub erhalten. Schwer bewacht darf er an der Zeremonie am Grab teilnehmen. Als er die Gelegenheit zur Flucht nutzt, kommt es zu einer Rangelei. Ein Polizist wird erschossen. Die Erfurter Kripo hat anfangs keine Anhaltspunkte für ihre Suche. Fest steht nur: Lemke hatte einen Helfer. Hat es sich bei ihm erneut um den Maulwurf gehandelt, der Lemke bereits damals mit internen Polizei-Informationen versorgt hatte?

Ein Drehbuch mit Anleihen aus dem Polizei-Fach-Handbuch

Der Erfurter „Tatort“ hat mit einigen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Voller Stolz hatte der MDR die beiden Kommissare und ihre Praktikantin im November 2013 als jüngstes Ermittlerteam der ARD-Krimireihe präsentiert. Die Folge „Der Maulwurf“ ist ihr zweiter Fall. Nicht nur, dass sich Kommissar Henry Funck (Friedrich Mücke), sein Kollege Maik Schaffert (Benjamin Kramme) und die angehende Staatsanwältin und Dauerpraktikantin Johanna Grewel (Alina Levshin) wie Musterschüler bei der Zwischenprüfung verhalten. Dies könnte im Zweifel sogar noch zu ihren Gunsten ausgelegt werden, quasi als Alleinstellungsmerkmal unter den über 20 „Tatort“-Teams. Wenn diese nachvollziehbare Unsicherheit der jungen Beamten, die zudem noch mit Loyalitätskonflikten belastet werden, jedoch zusätzlich auf ein Drehbuch trifft, das streckenweise aus dem Polizei-Fach-Handbuch zu stammen scheint, wird es zum Problem: Selbst die Ganoven nehmen solche Ermittler nicht ernst.

Verstärkt wird dieser Eindruck durch die besondere Konstellation: Das Team von Kommissar Mücke erhält Unterstützung von einem LKA-Kriminaldirektor. Volker Römhild (Christian Redl) hatte den Rotlichtkönig seinerzeit hinter Gitter gebracht. Die beiden Youngster im Team kennen ihn überdies auch noch als Leiter der Polizei-Hochschule. Zudem gibt es noch eine andere hierarchische Verbindung. Römhild war vor seiner Versetzung zum LKA ebenfalls Kommissar bei der Kripo – zusammen mit Kriminaldirektorin Petra Fritzenberger (Kirsten Block), also der Vorgesetzten von Mücke, Funck und Grewel.

Ein anderer Kripo-Kollege von damals hat es weniger gut getroffen: Ingo Konzack (Oliver Stokowski) wurde unehrenhaft aus dem Dienst entlassen, weil er angeblich von Lemke geschmiert worden war – was er immer abgestritten hat. Inzwischen hat er eine Stelle bei einem Wachdienst gefunden, doch wegen der Korruptionsvorwüfe zählt er zum engen Kreis der Verdächtigen für die Fluchthilfe von Lemke. Dass dieser nur kurz vor seiner Entlassung geflohen ist, könnte aber auch mit der albanischen Konkurrenz im Erfurter Milieu in Verbindung stehen. Lemke soll vor seiner Haft sogar den Sohn des Ober-Albaners umgebracht haben. Nach der Gerichtsverhandlung hatte Lemke zudem Römhild und Fritzenberger bedroht. Die Situation spitzt sich zu, als die Kriminaldirektorin auch noch entführt wird.

Insgesamt ist die Maulwurf-Folge (Buch: Leo P. Ard und Michael B. Müller; Regie: Johannes Grieser) zwar kein besonders schlechter, aber sicherlich auch kein herausragend guter „Tatort“. An einigen Stellen wirkt der zweite Fall aus Erfurt bestenfalls unfreiwillig komisch: Als die angehende Staatsanwältin Johanna Grewel auf einer Videoaufnahme am Handgelenk des mutmaßlichen Komplizen von Lemke ein Stacheldraht-Tattoo entdeckt, von dem einer der überwältigten Bewacher gesprochen hat, hält sie den Verdächtigen für so gut wie identifiziert. So ausgefallen ist das Motiv jedoch nicht. Selbst Pamela Anderson hatte bis vor Kurzem ein solches Tattoo.

In die Klischeefalle getappt

In die Klischeefalle sind allerdings schon ganz andere Produktionen geraten. Besonders hart trifft es dieses Mal erneut den IT-Experten der Polizei. Verklemmt, übergewichtig, aber an der Tastatur ein echtes Genie, so wird er dargestellt. Assistentin Grewel verspricht ihm sogar ein gemeinsames Essen. Doch daran glaubt er selber nicht.

„Tatort: Der Maulwurf“, ARD, Sonntag, 20 Uhr 15

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