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Arbeiten bei Nord Stream 2 Hand in Hand: Russlands Präsident Wladimir Putin und Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder.
© Alexei Druzhinin/dpa

Dokumentation über Nord Stream 2: Milliardenspiel ums Gas

Die Pipeline Nord Stream 2 soll russisches Erdgas nach Deutschland bringen. Eine Dokumentation beleuchtet nun die politischen Hintergründe. Mit dabei: Gerhard Schröder.

„Ich bin’s wirklich leid, darüber zu reden“, sagt Gerhard Schröder. Dass er kurz nach seiner Amtszeit als Bundeskanzler in den Aufsichtsrat der Nord Stream AG gewechselt war, stieß bei vielen auch in seiner eigenen Partei auf Kritik. „Ich versuche das zu tun, was vernünftig ist und was den deutschen Interessen dient“, entgegnet der Sozialdemokrat nun in der Arte-Dokumentation „Gas-Macht“, in der er Chef-Lobbyist genannt wird und in der natürlich auch die Bilder freundschaftlicher Umarmungen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin nicht fehlen dürfen. Schröder, mittlerweile Chef des Verwaltungsrats der Nord Stream 2 AG, plädiert für eine enge Zusammenarbeit mit Russland in wirtschaftlichen Fragen und eine „Neuauflage der Entspannungspolitik“.

Die geplante Pipeline Nord Stream 2, die das Erdgas von Sibirien durch die Ostsee direkt nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern leiten soll, „droht die EU zu spalten“, heißt es zu Beginn des vom MDR produzierten Films. Warum das so ist, welche wirtschafts- und machtpolitischen Interessen eine Rolle spielen, weshalb die Pipeline energie- und umweltpolitisch umstritten ist, das arbeiten die Autoren Christian F. Trippe und Ulli Wendelmann in ihrem Film umfassend heraus. Gegner und Befürworter kommen zu Wort, darunter Gazprom-Vorstand Alexander Medwedew. Nur deutsche Bundesminister zogen es vor, sich nicht vor der Kamera zu äußern. Auch die US-Bedenken gegen die Pipeline werden thematisiert.

Wenn Spionage verbindet

Ende 2019 soll das erste Gas durch die neue Pipeline strömen. 9,5 Milliarden Euro investieren Gazprom und westliche Unternehmen, aus Deutschland die BASF-Tochter Wintershall und Uniper (früher E.on). Geschäftsführer der in der Schweiz ansässigen Firma Nord Stream 2 ist der Deutsche Matthias Warnig, der im Film bemerkenswert offen erklärt, was ihn mit dem ehemaligen, in Deutschland stationierten Geheimdienstagenten Putin verbindet. Er sei in der DDR aufgewachsen, überzeugter Kommunist gewesen und habe in der Auslandsaufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit gearbeitet. „Spionage“, fügt Warnig hinzu. „Dies verbindet natürlich irgendwo im gegenseitigen Verständnis.“

Die Autoren beschäftigen sich besonders ausführlich mit der Situation in der Ukraine, die nicht nur selbst auf russisches Gas angewiesen ist, sondern auch jährlich zwei Milliarden Euro für den Transfer russischen Gases nach Westeuropa einnimmt. Einnahmen, die durch Nord Stream 2 gefährdet werden. Wie Russland seine energiepolitischen Ansprüche durchsetzt, haben die Autoren in Georgien recherchiert. Während der russischen Intervention im Bürgerkrieg 2008 sei die unterirdisch verlegte Ölpipeline bombardiert worden. Anschließend seien russische Militärstützpunkte errichtet worden – einer davon direkt über der Pipeline.

„Gas-Macht“; Dienstag, 22 Uhr 40, Arte

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