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Interview: „Mehr Spannung geht nicht“

Die ARD wird an der Samstagskonferenz festhalten – aber nicht um jeden Preis. WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz zur neuen Vergabe der Audio-Rechte durch die DFL.

Herr Schmitz, die Deutsche Fußball Liga hat zum ersten Mal Hörfunkrechte für die erste und zweite Fußball-Bundesliga ausgeschrieben. Wird sich die ARD für ihre Radiosender um diese Rechte bemühen?

Ja, wir wollen weiter Spitzen-Fußball im öffentlich-rechtlichen Radio bieten. Aber sicher nicht um jeden Preis.

Die Übertragungen aus den Stadien am Samstag um 15 Uhr 30 sind für viele Fans die wahre Bundesliga. Kann die ARD überhaupt anders handeln, als diese Tradition fortzusetzen?

Ich gehe davon aus, dass unsere Hörerinnen und Hörer auch in den kommenden Jahren die Spiele der Bundesliga in gewohnter Qualität hören können. Die Liga-Konferenz, 2010 mit dem Deutschen Radiopreis geadelt, hat längst Kult-Status. Mehr Spannung geht nicht. Das bestätigen Woche für Woche acht Millionen Menschen, die am Samstagnachmittag ihr Radio einschalten.

Stimmt es denn, dass das ARD-Radio bisher schon an die DFL zahlt? Kolportiert werden rund sieben Millionen Euro für die Bereitstellung der technischen Infrastruktur in den Stadien.

Die Hörfunksender der ARD und die DFL arbeiten momentan auf Basis einer Medienkooperation zusammen. Diese Medienkooperation beinhaltet auch die Bereitstellung und Vergütung von technischer Infrastruktur, wie sie im Bereich Hörfunk wie Fernsehen nun mal für die technische Übertragung erforderlich ist. Zur Vertragssumme können wir, wie in diesem Bereich nun mal üblich, nichts sagen.

Die ARD wie auch die private Konkurrenz behaupten unverdrossen, es gebe gar keine Hörfunkrechte für den Bundesliga-Fußball. Warum wird diese Auffassung vertreten, warum gilt sie auch weiterhin?

Der Bundesgerichtshof hat 2005 in seiner Entscheidung das Hausrecht als Grundlage dafür angesehen, den Zutritt von Hörfunksendern zu den Spielen der Fußball-Bundesliga von der Entrichtung von Entgelten abhängig zu machen. Diese Entscheidung bildet den Ausgangspunkt für die Ausschreibung der DFL, und auf dieser Basis wird sich die ARD, die diese Entscheidung natürlich respektiert, an der anstehenden Ausschreibung beteiligen. Unabhängig davon bleiben wir bei unserer Auffassung, dass es „Hörfunkrechte“ im allgemeinen Sinne, die über das vom BGH eingeräumte Hausrecht hinausgehen, nicht gibt.

Besteht aus ARD-Sicht die Gefahr, dass künftig nur noch Lizenznehmer aus den Stadien berichten dürfen?

Ausgehend von dem erwähnten BGH-Urteil scheint das in der Fußball-Bundesliga schon ein Trend zu sein.

Die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk hat am Mittwoch ein Recht zur Kurzberichterstattung auch für das Radio gefordert, wie es für das Fernsehen bereits besteht. Schließen Sie sich dieser Forderung an?

Das Thema ist ja nicht neu. Uns beschäftigt im Moment, wie Sie verstehen werden, die erstmalig im Hörfunkbereich durchgeführte Ausschreibung.

Die DFL will drei Rechtepakete ausschreiben: das Recht zur Verwertung über UKW, die Lizenz für Web und Mobile, schließlich ein Zusatzpaket mit erweiterten Stadion-Zutrittsrechten. Interessiert sich die ARD für alle drei Pakete?

Wir konzentrieren uns im Interesse unserer Hörerinnen und Hörer auf die Pakete, die notwendig sind für ein attraktives Fußball-Erlebnis im Radio. Im Übrigen werden viele unserer Radioprogramme auch jetzt schon parallel über das Netz und digitale Terrestrik verbreitet. Daran wird sich nichts ändern.

Fürchten Sie die Konkurrenz der privaten Radioveranstalter?

Wenn es Konkurrenz geben sollte: bitte schön. Wir gehen mit Selbstbewusstsein in die nächsten Monate, weil wir ein seit vielen Jahren erfolgreiches erstklassiges Produkt anbieten. Das wissen auch die Verantwortlichen der Liga.

Wolfgang Schmitz ist Hörfunkdirektor des Westdeutschen Rundfunks und Verhandlungsführer für die Hörfunkwellen der ARD bei den Audio-Rechten der Fußball-Bundesliga

Joachim Huber

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