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Zeitschriften: Mehr als Papier

Noch nie gab es so viele Magazintitel am Kiosk, doch die Verlage setzen auf Wachstum im Netz.

Noch nie hat es in Deutschland eine so große Auswahl an Zeitschriften gegeben wie 2013. Nachdem in den ersten drei Monaten des Jahres noch einmal 22 neue Magazine gegründet worden sind, werden heute 1542 Titel am Kiosk verkauft, teilte der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) am Montag auf seiner Jahrespressekonferenz in Berlin mit. Zwar bedeutet eine größere Auswahl nicht automatisch, dass mehr gelesen wird, doch mit einer durchschnittlichen Gesamtauflage von rund 110 Exemplaren pro Quartal sind die Abonnements- und Verkaufszahlen 2012 im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben. Eine positive Nachricht für die Zeitschriftenverleger.

Weniger gut sieht es für sie dagegen im Anzeigengeschäft aus. Mit rund 3,6 Milliarden Euro lag der Brutto-Werbeumsatz 2012 um 4,3 Prozent unter dem Vorjahr. Für 2013 erwarten sie aber nur noch ein Umsatzminus von 1,8 Prozent bei den Anzeigen und 0,6 Prozent beim Vertrieb. „Das Geschäft wird härter, aber die Verlage zeigen sich dennoch erstaunlich robust“, sagte VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer. Hoffnung mache den Verlegern, dass sich mit der zunehmenden Verbreitung von mobilen Geräten wie Smartphones und Tablet-Computern neue Möglichkeiten ergeben, Inhalte zu präsentieren und zu verkaufen.

Zwar erwirtschaften die Verlage noch immer rund zwei Drittel (68 Prozent) ihres Umsatzes mit bedrucktem Papier, doch das Digitalgeschäft wächst. 14 Prozent trage dieses inzwischen zum Umsatz bei, sonstige Geschäfte wie elektronischer Handel im Internet (E-Commerce) machten 18 Prozent des Umsatzes aus – und die Akzeptanz für Paid-Content-Modelle wachse, zeigt eine Umfrage des VDZ. Demnach ist etwa jeder fünfte Nutzer von Tablet-PCs bereit, auch für Angebote aus dem Netz zu bezahlen.

Die Mehrheit der Medienhäuser (56 Prozent) ist der Umfrage zufolge deshalb auch überzeugt, dass mobile Geräte in Zukunft entscheidender Umsatztreiber sein werden. „Noch sind Tablet-Computer ein Elitenprodukt, aber aus Asien werden wird bald Geräte bekommen, die deutlich aggressiver bepreist sein und damit den Markt für eine größere Zielgruppe öffnen werden“, sagte Scherzer. So rechnen die Verlage im Online-Geschäft mit einem Umsatzplus von 13 Prozent, im sonstigen Geschäft mit einem Plus von vier Prozent.

Die umstrittene Einführung des Leistungsschutzrechts bezeichnete er als einen „historischen Moment in der jüngeren Geschichte des Urheberrechts“. Mit dem Gesetz würden die Leistungen der Verlage erstmals grundsätzlich anerkannt und rechtlich geschützt. „Wenn ich zu einem Bäcker gehe, 20 Bötchen klaue und die dann verkaufe, ist das sicher eine prima Geschäftsidee. Aber so funktionieren Wirtschaft und Gesellschaft sicher nicht“, sagte Scherzer. Das Leistungsschutzrecht sieht vor, dass Verlage künftig Geld von Suchmaschinen wie Google oder Nachrichten-Aggregatoren wie Google News verlangen dürfen, wenn diese redaktionelle Inhalte der Verlage zur gewerblichen Nutzung verbreiten. Das Anzeigen von Verlinkungen und kurzen Textbeschreibungen soll allerdings weiterhin erlaubt bleiben. Sonja Pohlmann

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