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Markus Lanz.
© dpa

Spekulation um Wetten, dass...?: Markus Lanz und das ZDF: Im Risiko vereint

Kann Markus Lanz "Wetten, dass..?"? Das ist die falsche Frage. Die richtige lautet: Kann das ZDF "Wetten, dass..?" mit Markus Lanz?

Sollte Markus Lanz tatsächlich die Moderation von „Wetten, dass..?“ übertragen bekommen, ist die Frage, ob er diese Aufgabe auch bewältigen kann, für das ZDF nur eine unter anderen. Es mischen sich Kommunikations-, Personal- und Programmstrategien.

Der Mainzer Sender leidet noch unter der Absage von Hape Kerkeling. Der Wunschkandidat hatte, so wird berichtet, erst Ja gesagt, um dann wieder Nein zu sagen. Jeder Name, der danach genannt wurde, hatte den B-, wenn nicht den C-Status. Eine Bestätigung des ZDF für Lanz zum jetzigen Zeitpunkt würde, das zeigen die Reaktionen am Mittwoch auf die angebliche Verständigung auf den 42-jährigen Südtiroler, den Auserwählten sofort in den Dunstkreis der Heroen Gottschalk und Kerkeling ziehen. Diesem Vergleich ist Lanz derzeit nicht gewachsen.

Das ZDF braucht für die Operation „Wetten, dass..?“ vor allem Zeit. Deswegen nennt Intendant Markus Schächter den Herbst als Starttermin, erst von diesem Zeitraum an hat der Sender erste Hallen gebucht.

Bis dahin sollen Thomas Gottschalk als der König der ZDF-Show und Kerkeling als sein eigentlicher Kronprinz in diesem Amt möglichst „vergessen“ sein. Mit jedem Tag, an dem sich „Gottschalk live“ seinem endgültigen Scheitern in der ARD entgegensendet, ist – so brutal ist das Konkurrenzgeschäft nun mal – ein guter Tag für das zweite Programm. Und Kerkeling, der Zuschauerliebling, arbeitet ja unverändert für das Zweite, aber mit den Projekten, die Kerkeling will. Diese Freiheit soll ihn auch zu seiner Absage bewogen haben.

So exklusiv, wie „Wetten, dass..?“ bisher vom Sender und vom Publikum behandelt und gesehen worden ist, muss der künftige Moderator (möglichst) exklusiv für „Wetten, dass..?“ arbeiten.

Für ein Markus-Lanz-Engagement tun sich da Hindernisse auf. Der ZDF-Mitarbeiter sitzt drei Mal in der Woche seiner gleichnamigen Talkshow vor, am Freitag beugt er sich über allerlei Kochtöpfe, zuweilen präsentiert er Galas, gibt den Reporter im Zweiten. Lanz, in diesen Rollen bei seinem Publikum überaus beliebt, müsste viel, wenn nicht alles davon abgeben. Ein All-Wetter-, ein All-Zweck-, ein 365-Tage-Moderator verträgt sich nicht mit der Aura dieser besonderen Show, die „Wetten, das..?“ war und bleiben soll.

Markus Lanz exklusiv bei der Show, das würde erhebliche Lücken ins ZDF-Programm reißen. Aus seiner Nachfolge für Thomas Gottschalk resultierten gleich mehrere Nachfolge-Fragen und mehrere Risiken.

Es steht außer Frage, dass Lanz moderieren kann. Doch ist er fern von einem Gottschalk- oder Kerkeling-Kosmos. Bisher ist sein Radius eng begrenzt, bislang ist ein Auftritt in die Weiten einer schier uferlosen, circensischen Veranstaltung nur mit Skepsis zu sehen. Das ZDF, der neue Intendant Thomas Bellut, der neue Programmdirektor (für Bellut), der neue Showchef, sie alle werden erheblich investieren müssen, damit der neue Moderator mit einem neuen Konzept ummantelt wird, das auch wirklich passt. An der Gottschalk-Pleite im Ersten darf die Fallhöhe abgemessen werden.

Die Antwort, ob Markus Lanz „Wetten, dass..?“ kann, steckt in der Frage, ob das ZDF es kann.

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