Zu meinem ÄRGER: Markus Lanz kann Suggestivfragen
Die Produzentin Susanne Stenner ärgert sich über den ZDF-Talker und freut sich über mehr und mehr Frauen auf dem Bildschirm
Frau Stenner, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?
„Gehen Sie mit Suggestivfragen sparsam um“, so journalistische Ratgeber. Warum Markus Lanz diese Woche Suggestivfrage nach Suggestivfrage abfeuerte, ohne seinen Studiogästen Raum für Antworten einzuräumen, bleibt wohl sein Geheimnis. Stellt sich die Frage, ob sich das mit dem Anspruch von kritischem Journalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk vereinbaren lässt.
Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?
In meiner Kindheit dominierten Männer den Bildschirm: Über die männliche Ministerriege der Bonner Republik berichteten in erster Linie Journalisten und selten verirrte sich eine Korrespondentin in Werner Höfers vollgequalmten „Internationalen Frühschoppen“. Ganz anders ist unsere aktuelle Fernsehlandschaft: Korrespondentinnen, Wissenschaftlerinnen und Expertinnen informieren sachlich besonnen und bringen Substanz in so manch künstlich erhitzte Fernseh-Debatte. So kann es für mich medial weiter- gehen. Nicht nur aus Gründen der Gleichstellung. Sondern weil es schlichtweg unseren Alltag widerspiegelt.
Was empfehlen Sie aus dem Web?
Während des Lockdowns sind die Tweets #Hosemanns Papierkorb (@Neuerpapierkorb) für mich eine Ermutigung: Betrachtungen über Sprache, Literatur und die Poesie unseres Lebens. Der Autor Jürgen Hosemann ist Lektor im S. Fischer Verlag. Roger Willemsen hat über ihn geschrieben, er lese „in alle Himmelsrichtungen, in die Weite, in die Tiefe der Erzählung, in die Motivik und Semantik“. 120 Zeichen mit Substanz – Gedankensplitter eines leidenschaftlichen Lesers.
Susanne Stenner ist Film- und Fernsehproduzentin und Regisseurin sowie Mitinitiatorin einer aktuellen Online-Kampagne zur Glaubwürdigkeit im Dokumentarfilm.