Zu meinem ÄRGER: Männerlastige Medientage
Die Münchner Medientage und die Frauenquote und die Arbeit von Reporter ohne Grenzen: Sissi Pitzer vom Bayerischen Rundfunk über die Medienwoche
Frau Pitzer, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?
Ich ärgere mich seit Wochen über die Verantwortlichen der Medientage München – eigentlich schon seit Jahren. Der größte Medienkongress Deutschlands ist auf all seinen Podien so männerlastig, das spiegelt einfach nicht die Wirklichkeit in den Redaktionen, Sendern, Internet-Start- ups wieder. Die Eröffnung versammelt acht Männer und eine – nachträglich nominierte – Frau. Deshalb haben vier Frauen-Mediennetzwerke – bei ProQuote und im Journalistinnenbund bin ich selbst aktiv – einen offenen Brief geschrieben und sich beschwert. Die Medientage-Macher hatten uns einen Gesprächstermin angeboten, sich diese Woche aber nicht gemeldet. Die glauben wohl, das geht weg …
Gab es auch etwas, über das Sie sich freuen konnten?
Über die kontinuierliche, hervorragende Arbeit von „Reporter ohne Grenzen“. Das Thema Pressefreiheit liegt mir am Herzen, und ROG spricht die Probleme weltweit deutlich und unverzüglich an. Diese Woche haben sie auf Repressionen gegen Journalisten in Aserbaidschan, Usbekistan und Äthiopien hingewiesen – Regionen, die man gerne vergisst.
Welche Website können Sie empfehlen?
Ich bin begeistert von Floskelwolke.de. Die beiden Kollegen entlarven unsere Sprach-Schlampereien: Zuerst lag „der Krieg hat Tote gefordert“ vorn, als verharmlosende Beschreibung, dass Menschen getötet werden. Und jetzt bekommen wir zeitgleich grünes Licht, um auf Hochtouren Datendiebstahl zu begehen!
Sissi Pitzer ist beim Bayerischen Rundfunk verantwortlich für das „MedienMagazin“ auf B5 aktuell.
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