zum Hauptinhalt
Kleine Karte zum großen Zuschauerglück? Netflix startet im September in Deutschland.
© dpa

Streaming-TV: Macht Netflix das Fernsehen schöner?

In den USA ist Netflix der Schrecken des Kabel- und Satellitenfernsehens. Im September startet das Streamingportal auch in Deutschland. Doch die Konkurrenz ist hart.

Das in den USA populäre Videostreaming-Portal Netflix geht im September auch in Deutschland auf Sendung. Die kalifornische Firma nannte den Termin bei Vorlage aktueller Geschäftszahlen. Zeitgleich startet Netflix in Österreich, der Schweiz, Frankreich, Belgien und Luxemburg. Netflix hat mit seinem Videostreaming-Abo den Fernsehmarkt in den USA aufgemischt und kommt dort mittlerweile auf 35,1 Millionen zahlende Kunden. Außerhalb der Vereinigten Staaten sind es 12,9 Millionen, vor allem in Kanada und Lateinamerika. In Europa ist Netflix heute schon in Großbritannien, Irland und Skandinavien aktiv. Beim Streaming werden Filme und Videos direkt aus dem Netz abgespielt.

Streaming nimmt Kabel und Satellit Kunden weg

In den USA gilt Netflix als Schrecken des Kabel- und Satellitenfernsehens. Viele Haushalte hatten mit diesen Anbietern so genannte Paketverträge abgeschlossen, die neben der Lieferung gewünschter Programme auch zahlreiche „unerwünschte“ enthalten. Der Sportkanal ESPN hat dadurch fast hundert Millionen Zuschauer, erzielt durch die Kabelverträge der großen Anbieter rund sechs Milliarden Dollar (etwa 4,5 Milliarden Euro) an Einnahmen, trotzdem sind während der Primetime durchschnittlich nur 1,4 Millionen Zuschauer zugeschaltet. ESPN ist nur ein Beispiel, weswegen der Streaming-Markt wächst: Netflix gibt den TV-Konsumenten deutlich mehr Freiheit bei der Auwahl der Sender- und Programme. Der Starttermin des Streaming-Portals in Deutschland ist jetzt bekannt, allerdings machte das Unternehmen weder Angaben zu den angebotenen Inhalten in Deutschland noch zum Preis des Abos. In den USA kostet Netflix im Monat ab 7,99 Dollar (5,90 Euro). Damit können Kunden uneingeschränkt Serien und Filme schauen. Die Kündigung ist jederzeit mit ein paar Mausklicks möglich. Angesichts der regionalen Rechtevermarktung dürfte die Auswahl in europäischen Ländern anders sein als in den USA. So gab Netflix „House of Cards“ bereits ab. Am Angebot der anderen Dienste sieht man auch, dass die Rechte von den Inhabern oft in größeren Paketen verkauft werden und es deshalb viele Überschneidungen gibt.

Netflix war 1997 gestartet. Zunächst dominierte der DVD-Verleih, mit der Verbreitung schneller Internetverbindungen schwenkte die Firma zum Streaming über. Zuletzt machte Netflix auch Furore mit Serien aus Eigenproduktion wie „House of Cards“ und „Orange Is the New Black“, die unter anderem für die diesjährigen Emmy-Fernsehpreise nominiert sind. Netflix stellt bei Serienstarts immer komplette Staffeln online.

Die Konkurrenz in Deutschland ist hart

In den USA zählen unter anderem Amazon mit seinem Videodienst, das Serienportal Hulu und der Bezahlsender HBO („Game of Thrones“) zu den Konkurrenten; in Deutschland sind Sky (Snap), ProSiebenSat 1 (Maxdome), die Telekom (Videoload), Amazon (Instant Video) und Watchever vergleichbar. Klar ist schon heute, dass es beim Film- und Serienangebot der Wettbewerber zu zahlreichen Überschneidungen kommen wird. Da entscheiden dann Premieren und Preis über die Nachfrage. Auch das wird der Kunde nicht übersehen: Streaming-Fernsehen offeriert bis auf wenige Ausnahmen kein neues Fernsehen, sondern nur Programme, die der jeweilige Kunde noch nicht kennt. Eben Mediatheken-TV.

Zuletzt wuchs Netflix in seinen rund 40 Auslandsmärkten schneller als in den USA. Deutschland wird zu einer Handvoll Ländern gehören, in denen Geschenkkarten in Geschäften verkauft werden sollen, um das Portal bekannter und den Zugang einfacher zu machen. Joachim Huber

Joachim Huber

Zur Startseite