Letzter Einsatz für den Nachrichtensprecher: „Machen Sie es gut“ – Jan Hofers letzte „Tagesschau“
Nach 35 Jahren hat sich „Mr. Tagesschau“ verabschiedet. Ein letztes Mal war Jan Hofer am Montagabend als Nachrichtensprecher tätig.
„Guten Abend, meine Damen und Herren!“ Jan Hofer hat am Montagabend um 20 Uhr ein letztes Mal hinter dem Moderationstisch der „Tagesschau“ Platz genommen. „Ein großes Dankeschön, dass Sie mir die Treue gehalten haben“, sagte Hofer am Ende der Ausgabe, nachdem er zum letzten Mal die wichtigsten Nachrichten des Tages vorgelesen hatte.
Hofer bedankte sich bei seinen Kollegen und für alle Wünsche, die ihn erreicht hätten. „Machen Sie es gut.“, sagte er zum Abschied und legte seine Krawatte ab, bevor er zum ARD-Extra abgab.
„Eine Ära geht zu Ende“, hatte sein Nachfolger Jens Riewa zuvor betont. Riewa war für einige Sekunden mit ans „Tagesschau“-Pult gekommen. „Kein Sprecher war so viele Jahre am Stück zu sehen." Mit einem Rückblick auf seine Tagesschau-Ausgaben würdigte der Sender Hofers Arbeit.
35 Jahre lang brachte Hofer den Deutschen das Weltgeschehen näher, die vergangenen 16 Jahre war er zudem der Chefsprecher von ARD aktuell und hat mitentschieden, wer sonst noch diesen prestigeträchtigen, aber auch fordernden Beruf ausüben durfte.
„Die meisten können sich nicht vorstellen, was das für ihr Leben bedeutet. Von dem Moment an, an dem sie die ,Tagesschau‘ sprechen, sind sie kein privater Mensch mehr. Das muss man wissen und das muss man wollen“, erklärt er, wenn er in diesen Tagen auf seine Zeit als Sprecher zurückblickt.
Möglicherweise ist das auch ein Grund dafür, dass Hofer sein privates Leben mit diversen Geheimnissen umgeben hat. Das fängt an bei seinem Alter, bei dem nicht genau klar ist, ob er aktuell 68 oder schon 70 Jahre alt ist. Hofer hat das andere Gründe: „Ich weiß, bei Wikipedia steht das. Wir haben das auch mehrmals versucht auszumerzen. Hat aber nicht funktioniert. Aber es bleibt bei 1952“, antwortete er auf Youtube auf eine diesbezügliche Frage: Womit nun auch geklärt ist, dass Hofer zur Zeit 68 Jahre alt ist.
Einigen Berichten zufolge heißt Hofer überdies Johannes Neuenhofer. Aber auch seine zweite Heirat im Jahr 2018 machte er erst ein Jahr später öffentlich.
Erst der fünfte Chefsprecher
Nach Karl-Heinz Köpcke, Werner Veigel, Dagmar Berghoff und Jo Brauner war Jan Hofer übrigens erst der fünfte Chefsprecher der „Tagesschau“ beziehungsweise von ARD aktuell. Nach wie vor ist die „Tagesschau“ die meist gesehene Nachrichtensendung des deutschen Fernsehens mit bis zu 17 Millionen Zuschauern.
Auch nach über 35 Jahren Privatfernsehen und fast zwei Jahrzehnten mit Nachrichtensendern wie n-tv und später N24/Welt vertrauen die Deutschen den öffentlich-rechtlichen Informationssendungen immer noch am meisten.
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Dazu trägt nicht zuletzt die Seriosität der Sprecher und Sprecherinnen bei. Denn für alle gilt: Sie dürfen nicht zu emotional sein, man darf ihnen niemals anmerken, dass ihnen eine Nachricht nahegeht, sagt Hofer. Außerdem müsse man begreifen, dass man nie als eigenständige Person, sondern immer als Vertreter des Systems gesehen wird.
„Wenn jemand die ARD oder die ,Tagesschau‘ ablehnt, wird er auch dich als Sprecher ablehnen. Im Zweifel führst du einen Stellvertreter-Krieg“, sagte er im Podcast des "Hamburger Abendblatts".
Einmal hat man Hofer in der „Tagesschau“ schon von hinten gesehen. Das war im September 2019. Es galt, die erste Follower-Million der Nachrichtensendung auf Instagram zu feiern. Hofer dreht dafür dem Publikum den Rücken zu und schoss ein Selfie von sich.
In der „Tagesschau“ selbst war Hofer ansonsten der zurückgenommene Nachrichtensprecher. Am Morgen jedoch, wenn das Team des „Morgenmagazin“ zu ihm nach Hamburg schaltet, ging es erheblich lockerer zu. Zuletzt sah man ihn dabei sogar mit einem Schoko-Nikolaus neben sich auf dem Moderationstisch.
Magenverstimmung und Infekt
Zweimal hat Jan Hofer für große Besorgnis gesorgt. 2016 musste er den zweiten Nachrichtenblock in den „Tagesthemen“ an Caren Miosga abgeben. Eine Magenverstimmung, hieß es. Im März 2019 beendete er eine „Tagesschau“-Ausgabe ohne Verabschiedung.
Ein nicht auskurierter Infekt war diesmal der angegebene Grund. Andernorts wurde vermutet, Hofer habe sich zu viel zugemutet. „Tagesschau“, Chefsprecher-Posten, TV-Moderationen, Journalistendasein, Working Dad, DRK-Botschafter, Oldtimerfan, Kinderhospiz, Mitteldeutschland, hatte er selbst seine Interessen aufgelistet.
Nachfolger im Amt als Chefsprecher ist Jens Riewa, der die 20-Uhr-Ausgabe der „Tagesschau“ seit 1995 und damit als dienstältester Sprecher präsentiert. Das Team der Sprecher und Sprecherinnen wird zudem ergänzt durch Julia-Niharika Sen und Constantin Schreiber.
Er fürchte sich eigentlich vor nichts, sagt Schreiber – mit einer Ausnahme: Er habe Angst vor einem Schluckauf während der Nachrichtensendung. Denn den bekomme man nicht seriös überspielt. Egal ob man Hofer, Riewa oder Schreiber heißt.