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Lustig? Das Cover der deutschen Ausgabe von "Charlie Hebdo" setzt auf Merkel.
© dpa

Erste deutsche Ausgabe von "Charlie Hebdo": Lässt sich französischer Humor übersetzen?

„Charlie Hebdo“ macht für die Premiere seiner deutschen Ausgabe Kanzlerin Merkel zur Titelkarikatur. Zum Start gibt es 200.000 Exemplare.

Natürlich Merkel. Das französische Satireblatt „Charlie Hebdo“, bekannt für frechen bis derben Humor, kommt an diesem Donnerstag nach Deutschland, und was liegt da näher, als die Bundeskanzlerin in einer Karikatur zu verewigen. Und so sitzt eine lächelnde Angela Merkel mit einem Exemplar der Satirezeitung auf einer Kloschüssel, dazu die Überschrift „Charlie Hebdo wirkt befreiend – jetzt auch in Deutsch“.

Mit diesem Plakat werben die Blattmacher für den Start der deutschen Ausgabe von „Charlie Hebdo“ (das Heft kostet wie das französische Original vier Euro). Auf Merkel setzen die Karikaturisten auch für ihre Titelseite und spielen auf die erneute Kanzlerkandidatur der CDU-Chefin an: „Ein neuer Auspuff, und es geht noch vier Jahre weiter“, sagt ein VW-Mitarbeiter, während eine erschöpft wirkende Merkel auf einer Hebebühne liegt.

Aufmerksamkeit ist „Charlie Hebdo“ mit oder ohne Merkel gewiss: Seit dem islamistischen Anschlag auf ihre Redaktion vor knapp zwei Jahren ist die Satirezeitung ein Symbol der Presse- und Meinungsfreiheit. Es gab weltweit Solidaritätsbekundungen unter dem Slogan „Je suis Charlie“.

„Charlie Hebdo“ auf Deutsch anzubieten ist trotzdem ein Wagnis. Die bissigen Karikaturen treffen nicht jedermanns Geschmack, der Humor ist höchst umstritten, und lassen sich die Witze überhaupt treffend übersetzen?

„Für uns ist das ein Experiment“, sagt „Charlie Hebdo“-Chef Laurent Sourisseau alias Riss, der bei dem Anschlag vom 7. Januar 2015 mit zwölf Toten schwer verletzt wurde. „Ich will den Deutschen zeigen, dass auch sie ,Charlie Hebdo‘ verstehen und darüber lachen können.“ In Deutschland hätten er und seine Kollegen eine „echte Neugierde“ auf das Wochenblatt gespürt.

Vor allem Übersetzungen französischer Texte

Auf diese Neugierde setzen die Karikaturisten auch, wenn sie mit einer Startauflage von 200 000 Exemplaren nach Deutschland kommen. Für die deutsche „Charlie Hebdo“-Ausgabe werden vor allem Karikaturen und Texte des französischen Originals übersetzt. Geplant sind zudem eigene Inhalte und womöglich Kooperationen mit deutschen Satirikern. Laut der am Mittwoch vorab verbreiteten Titelseite enthält das Heft auch eine Reportage mit dem Titel „Wie lebt man glücklich in Deutschland?“.

Schon die Übersetzungen sind keine leichte Aufgabe, gesteht die deutsche Chefredakteurin Minka Schneider ein, die von Paris aus ein Team von rund einem Dutzend Übersetzern, Grafikern und Korrektoren leitet und aus Sicherheitsgründen ein Pseudonym verwendet: „Manchmal sitzen wir länger als eine halbe Stunde an der Übersetzung von winzigen Formulierungen.“

Vor allem aber spaltet „Charlie Hebdo“ die Gemüter wie kaum eine andere Zeitung. Die einen lieben das Wochenblatt für seinen respektlosen Humor, die anderen halten die Karikaturen für vulgär, geschmacklos, beleidigend. Insbesondere die ausgesprochen religionskritische Haltung von „Charlie Hebdo“ geht vielen zu weit.

Mit Mohammed-Karikaturen zog sich die Satirezeitung die Wut von Muslimen zu und wurde zum Anschlagsziel. Bis heute haben die bekanntesten Mitarbeiter Polizeischutz, die Redaktion arbeitet an einem geheimen und streng bewachten Ort. „Nicht jeder wird ,Charlie Hebdo‘ mögen, wie auch in Frankreich nicht jeder ,Charlie Hebdo‘ mag“, sagt Riss achselzuckend. Und verteidigt den provokativen und manchmal „zynischen“ Humor, mit dem das Blatt Missstände anprangern will. (mit AFP, dpa)

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