zum Hauptinhalt
Auch im Kern kein guter Mensch: Lars Eidinger spielt den skrupellosen SS-Standartenführer Dr. Oskar Huth, dem für seine Ziele alle Mittel recht sind.
© rbb/Sid Gentle Ltd

Nazi-Serie "SS-GB": Lars Eidinger überzeugt als Nazi in Großbritannien

Der RBB zeigt Philipp Kadelbachs „SS-GB“ als deutsche Free-TV-Premiere. Zum Fürchten ist besonders Lars Eidingers SS-Standartenführer Dr. Huth.

Was wäre aus der Welt geworden, wenn die Nazis den Krieg gewonnen hätten? Diese Frage ist der Ausgangspunkt für die sechsteilige Mini-Serie „SS-GB“, die der RBB am Samstag und Dienstag als deutsche Free-TV-Premiere zeigt. Während Amazon Prime Video das Szenario mithilfe des Romans „The Man in the High Castle“ von Philip K. Dick („Blade Runner“) in inzwischen drei Staffeln für die Vereinigten Staaten ausgebreitet hat, basiert die 2017 für die BBC produzierte Serie auf einer literarischen Vorlage des Engländers Len Deighton.

Er schildert in seiner historischen Fiktion, was hätte passieren können, wenn Hitler die Luftschlacht um England gewonnen hätte. Beide Autoren stammen übrigens aus der gleichen Epoche. Dick wurde 1928 geboren, Deighton ein Jahr später, den Zweiten Weltkrieg haben beide in ihrer Jugend erlebt.

Im Zentrum von „SS-GB“ steht Douglas Archer, der forsche Detective Superintendent von Scotland Yard. Sam Riley („On the Road – Unterwegs“) spielt den patriotischen Briten, der die Bürde der Zusammenarbeit mit den Okkupatoren nur trägt, um Schlimmeres zu verhindern. Der aufrechte Inspector hat einen Schlag bei den Frauen, seine Sekretärin Sylvia Manning (Maeve Dermody) ist zugleich seine Geliebte, die sich jedoch dem Widerstand anschließt. Welche Rolle die betörende „New York Times“-Reporterin Barbara Barga (Kate Bosworth) spielt, muss sich erst zeigen.

An Archers Seite steht der Yard-Haudegen Detective Sergeant Harry Woods (James Cosmo), der nicht zuletzt darauf achtet, dass Archer nicht unter die Räder der Besatzungsmacht kommt. Archer und Woods müssen den Mord am Antiquitätenhändler Peter Thomas aufklären, der alles beschaffen konnte, bis hin zu Drogen und Prostituierten für die Luftwaffe. Ein Kabel und eine Antenne deuten darauf hin, dass dieser Fall größere Dimensionen hat.

Auch dabei: Rainer Bock, August Zirner und Lucas Gregorowicz

Aus Berlin wird Standartenführer Oskar Huth zum Tatort beordert. Lars Eidinger sieht als eiskalter Herrenmensch mit Ledermantel und Totenkopf-Mütze tatsächlich zum Fürchten aus, sein Dr. Huth ist auch im Kern kein guter Mensch. Von Gruppenführer Fritz Kellermann (Rainer Bock), dem Londoner NS-Statthalter, hält er wenig, der trägt lieber edlen englischen Zwirn als Uniform. Als deutsche Schauspieler sind zudem noch August Zirner und Lucas Gregorowicz ("Polizeiruf 110" aus Brandenburg) dabei.

Regisseur Philipp Kadelbach („Das Parfüm“) hat die Serie nach einem Drehbuch der James-Bond-Autoren Neal Purvis und Robert Wade in einer überwiegend düsteren Film-noir-Atmosphäre umgesetzt. Aber auch inhaltlich gibt es erhebliche Unterschiede zur Amazon-Serie.

Während in „High Castle“ seit Kriegsende anderthalb Jahrzehnte vergangen sind, liegen bei Deighton im Jahr 1941 zwischen der verlorenen Luftschlacht um England und „SS-GB“ nur 14 Monate. Dementsprechend haben die Nazis hier viel weniger Gelegenheit gehabt, dem Besatzungsgebiet ihren Stempel aufzudrücken. Eine bombastische SS-Hochhausburg wie in „High Castle“ gibt es nicht, dafür einen durch Bomben halb zerstörten Buckingham Palace, spanische Reiter am Trafalgar Square und viele übergroße Hakenkreuzflaggen.

Für den RBB ist „SS-GB“ nach „Saboteure im Eis“ zu Ostern bereits die zweite ausländische Mini-Serie. „Der RBB will den Serientrend nicht den Streamingdiensten überlassen. Wir wollen bei unserem Publikum mit tollen Programmen auffallen, dazu gehören auch internationale Produktionen wie ,SS-GB‘“, begründet Programmchef Jan Schulte-Kellinghaus den Lizenzerwerb.

Nur im Fernsehen, nicht in der Mediathek

Die derzeitige Rechtekonstruktion erlaubt es dem RBB allerdings nicht, die Serie auch in der Mediathek anzubieten. Anders verhält es sich, wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender als Koproduzent auftritt, so wie das ZDF bei der Serie „Die Brücke“. In solchen Fällen ist es sogar möglich, Filme oder Serien bereits vor der TV-Ausstrahlung in der Mediathek anzubieten. Bei „SS-GB“ heißt es hingegen: live einschalten oder mittels Festplattenrekorder aufnehmen.

„SS-GB“, RBB, Folgen 1–3 am Samstag ab 22 Uhr, die Folgen 4–6 laufen am Dienstag ebenfalls ab 22 Uhr.

Zur Startseite