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Symbol für Journalismus? Ein humanoider Roboter.
© picture alliance / dpa

MEDIA Lab: Kollege Roboter?

Unsere Kolumnistin freut sich über mehr Automaten-Nachrichten. Damit bekommen Journalisten den Kopf frei für deren Kernaufgaben.

Einflussreiche Medienhäuser wie Associated Press, Forbes, „The New York Times“, Los Angeles Times und „ProPublica“ sind eingestiegen, auch Funkes „Berliner Morgenpost“ experimentiert bereits mit Automaten-Nachrichten. Algorithmen übernehmen zunehmend journalistische Routineaufgaben. Unkenrufen zum Trotz: Das ist gut!

Das Tow Center for Digital Journalism der Columbia Journalism School veröffentlichte zu Jahresbeginn eine Studie mit Expertenprognosen zum Stand der Automatisierung im Journalismus. Autor Andreas Gräfe ist dort Fellow sowie in München an der Uni sowie der Macromedia Hochschule tätig. Sein Hauptbefund: Automaten erledigen Routinearbeiten oft sogar besser als leibhaftige Journalisten, dann aber ist der Algorithmus mit seinem Latein am Ende.

Der lesenswerte Bericht ist Ausgangspunkt für weitere Reflexionen. Der Roboter ist kein Kollege, nur ein nützlicher Automat. Er verarbeitet schneller, breitgefächerter und fehlerärmer Daten zu Nachrichten, übersetzt, kombiniert und verteilt sie zielgruppengenau an am Finanzmarkt oder an Sportart Y in Region Z Interessierte. Automaten helfen also dem Nutzer – und den Journalisten. Sie filtern aus riesigen Datensätzen Gesuchtes in von Menschen nie zu leistender Geschwindigkeit und machen Journalisten den Kopf frei für deren Kernaufgaben.

Denn Algorithmen können nicht sprachlich ausgefeilt erzählen, investigativ recherchieren, einfühlsam interviewen, analysieren und einordnen. Sie nützen nichts, wenn es keine oder schlechte Daten gibt. Sie sind einfach Automaten – aber risikobehaftete: Sie sind anfällig für Hacker, können manipulieren, missbraucht werden. Ihr Einsatz wird in den Redaktionen zu Restrukturierungen führen, bei denen entscheidend ist, ob Medienunternehmen begreifen, dass sie das Geld, das ihnen Automaten sparen, in den dringend nötigen, reflektierenden Journalismus investieren. Nur dieser, nicht Algorithmen, kann die globale, branchenübergreifende Dimension dieses Transformationsprozesses, in dessen Verlauf Automaten vielen ihre bisherige Arbeit nehmen. schildern und zur Debatte stellen.

Marlis Prinzing

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