Chronist des Genozids in Kambodscha: "Killing-Fields"-Reporter Schanberg gestorben
Mit seinem Assistenten und Freund Dith Pran berichtete "New York Times"-Korrespondent Sydney H. Schanberg über das Terrorregime der Roten Khmer.
Erst waren da Artikel, dann ein Buch, dann ein Film - und dann ein Aufschrei. 1984 kam "The Killing Fields - Schreiendes Land" des britischen Regisseurs Roland Joffe in die Kinos, der den Genocid der Roten Khmer am eigenen Volk, am kambodschanischen Volk zeigte. Zwei Millionen Menschen wurden von den Steinzeit-Kommunisten erschlagen, erstickt, erschossen auf den "Killings Fields". In der Hauptstadt Phnom Penh, im ganzen Land. Männer, Frauen. Kinder.
Schanberg und Pran blieben in Phnom Penh
Dass die Weltöffentlichkeit von diesem Massenmord erfuhr, verdankte sie dem Mut, der Freundschaft und der Professionalität von Sydney H. Schanberg und Dith Pran. Der Amerikaner war Korrespondent der "New York Times" in Kambodscha, Pran arbeitete als sein Übersetzer und Assistent. Als die Roten Khmer im Frühjahr 1975 Phnom Penh eroberten, Reporter, Diplomaten und Anhänger des Lon-Nol-Regimes flohen, blieben die beiden in der Stadt, arbeiteten und berichteten weiter. Schließlich aber mussten auch sie sich vor dem zunehmenden Terror in die französische Botschaft flüchten. Schanberg konnte schließlich nach Thailand ausreisen, Dith jedoch nicht.
Zurück in New York, ließ sich Sandberg von der "Times" beurlauben, um über seine Erlebnisse in Kambodscha zu schreiben - und um der Frau und den vier Kindern von Dith Pran zu helfen, die nach ihrer Flucht in San Francisco eine neue Existenz aufbauen mussten. Schanberg war geplagt von Schuldgefühlen, weil er seinen Freund zurückgelassen hatte. Dith Pran schuftete und litt in verschiedenen Arbeitslagern.
Nach der Invasion der Vietnamesen in Kambodscha gelangte er nach Thailand und dann in die USA, wo er seine Familie und Sydney Schanberg wiederfand. Der besorgte ihm einen Fotografen-Job in der "New York Times", dann schrieb er sein Buch über die gemeinsamen Erfahrungen, "The Death and Life of Dith Pran", das wiederum Roland Joffe zu seinem Film mit Sam Waterston als Sydney Schanberg und Dr. Haing S. Ngor als Dith Pran inspirierte; Ngor gewann für seine Darstellung einen Oscar.
Reporter und Assistent nannten sich "Brüder"
Dith Pran starb 2008 an Krebs. Schanberg sagte in seiner Trauerrede: "Ich bin ein sehr glücklicher Mann, dass ich Pran als Reporter-Partner hatte, und noch glücklicher bin ich darüber, dass wir uns dann "Brüder" genannt haben." Seinen Pulitzer-Preis teilte er mit seinem Assistenten. Die "New York Times", die Schanberg 1985 im Streit über die Berichterstattung der Zeitung über eine geplante Autobahn in Manhattan verlassen hatte, beschrieb ihrerseits Schanberg als "fast idealen Korrespondenten": Er habe im Kriegsgebiet nur sich selbst vertraut und mit der "Leidenschaft eines Augenzeugen" über Tyrannen und das Leiden und den Tod derer Opfer geschrieben.
Sydney H. Schanberg starb am Samstag mit 82 Jahren in Poughkeepsie an einem Herzinfarkt. Der Reporter, der den Genocid in Kambodscha zu seiner journalistischen Mission gemacht hatte. Mit seinem Assistenten, seinem Freund, seinem Bruder Dith Pran.
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