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Alexander Gauland (links), Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag, wird nicht zu "Hart aber fair" eingeladen, der AfD-Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag, Björn Höcke, nicht in die ZDF-Talkshows.
© dpa

Gauland, Höcke und öffentlich-rechtliche Talks: Keine Angst vorm großen bösen AfD-Wolf

Alexander Gauland darf nicht zu "Hart aber fair", Björn Höcke nicht in die ZDF-Talkshows. Überzeugend ist das nicht. Ein Kommentar.

Was Frank Plasberg der Alexander Gauland war, das wird Maybrit Illner oder Markus Lanz der Björn Höcke sein. Beide AfD-Politiker werden nicht mehr Gast in den Talkshows sein, Gauland nicht bei "Hart aber fair", Höcke nicht bei "Maybrit Illner" oder "Markus Lanz". Plasberg sprach seine Nichteinladung aus, nachdem Gauland den Nationalsozialismus und damit die Verbrechen der Nationalsozialisten als "Vogelschiss" in der deutschen Geschichte herunterrelativiert hatte. ZDF-Chefredakteur Peter Frey erklärt die künftige Nichteinladung an Björn Höcke mit dem rechtsextremen Politiker Björn Höcke. Wobei die Bezeichnung "rechtsextrem" bei Höcke eine Untertreibung ist.

So oder so, Gauland oder Höcke, agiert das öffentlich-rechtliche Fernsehen richtig, sind Vorgehen und Vorgaben von ARD und ZDF wegweisend für den Umgang mit der Alternative für Deutschland? Wer seinen Programmauftrag einer umfassenden politischen Berichterstattung ernstnimmt, der darf an den Rechtspopulisten vorbei nicht einladen. Und wer in die Parlamente gewählt worden ist, Gauland in den Bundestag, Höcke in den thüringischen Landtag, der kann auch im Fernsehstudio sitzen und stehen. Gauland taucht regelmäßig in den Informationssendungen im Ersten und im Zweiten auf, Björn Höcke stand am Wahlabend in Thüringen auch im ZDF-Studio.

Mediale Versagensangst

Das Nein von Plasberg und von Frey ist menschlich zutiefst verständlich, professionell ist es nicht. Es war in "Berlin direkt", als David Gebhard am 11. September ein Interview mit Höcke führte, das der thüringische AfD-Vorsitzende erregt abbrach und dem Sender mit "massiven Konsequenzen" drohte. Zuvor hatte Thomas Walde den AfD-Chef Alexander Gauland in nämlicher ZDF-Sendung mit harten Fragen und Nachfragen traktiert. Gauland war alles andere als amused. Die Interviews haben aus ZDF-Sicht auch funktioniert, weil sie über das handelsübliche Haltung-Zeigen hinausgegangen sind. Exzellent geführt, professionell geführt, wurden die AfD-Politiker bis zur Kenntlichkeit bloßgestellt.

Was damit offenbar wird: Im ZDF (und sicherlich auch in den ARD-Sendern) arbeiten Journalisten, die mit Rechtsextremen klarkommen. Wollte Frey indirekt zum Ausdruck bringen, dass die Talker Illner und Lanz das nicht können? Kaum vorstellbar, oder? Die Nicht-Einladungen bei Plasberg wie jetzt bei Frey haben etwas von Gratismut. Gauland raus, Höcke raus, das heißt ja nicht, dass bei "Hart aber fair" nicht Uwe Junge oder bei "Maybrit Illner" nicht Georg Pazderski aufgetreten wären. Die AfD in den geeigneten TV-Formaten zu ignorieren, ist mediale Versagensangst.

Höcke wird nicht zum No-Name

Damit geht die Frage auf die Grundlinie zurück: Können einzelne (AfD)-Politiker "übersehen" werden? Nein, denn das Ergebnis ist einigermaßen absurd. Björn Höcke wird nicht zum No-Name im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, weil er in den ZDF-Talks nicht mehr auftreten darf. Die Nicht-Auftritte von Alexander Gauland bei "Hart aber fair" haben dessen TV-Präsenz nicht reduziert. Die Disqualifikation von Gauland und Höcke hat etwas Beliebiges, es ist nicht konsistent und nicht überzeugend. Sie grenzt an Ausgrenzung und beschneidet den umfassenden, ja gebotenen Auftrag des ZDF zur Meinungsbildung. Damit dieses Urteil keinem Missverständnis anheimfällt: Gauland und Höcke müssen nicht in die Talks von ARD und ZDF eingeladen werden, das liegt in der Entscheidung der Redaktionen und nirgendwo sonst, sie können aber eingeladen werden, wenn das Thema ihre Präsenz verlangt. Ein "Auftrittsverbot" löst das Problem dieser rechtspopulistischen, auch rechtsextremen, auch rassistischen, auch nazistischen Partei AfD nicht.

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