Geburtstag: Jürgen Böttcher-Strawalde – ein Filmporträt zum 80.
Christan Beetz hat für Arte den Defa-Dokumentaristen ins Karlshorster Atelier und sein Heimatdorf in Sachsen begleitet.
Im Jahr 1984 drehte Böttcher einen seiner schönsten Filme, bei dem sich der Regisseur und der Maler in ihm glücklich trafen: „Kurzer Besuch bei Hermann Glöckner“, eine halbstündige Hommage an den Dresdner Altmeister des Konstruktivismus. Mit wenigen Schwenks erfasst die Kamera Stil und Persönlichkeit des lange Zeit unter Formalismus-Verdacht gestellten Künstlers. Ganz so prägnant und ohne Klageton fiel das Porträt nicht aus, das nun Christian Beetz für den Sender Arte über den bekanntesten Dokumentaristen der Defa drehte. Dafür sorgte Jürgen Böttcher-Strawalde selbst, der immer wieder in den Drehprozess eingriff.
Der Film beginnt in Böttchers Karlshorster Atelierwohnung, wo auch Berlinale-Direktor Dieter Kosslick auftaucht und sich mit dem ebenso gut aufgelegten Künstler ein Ping Pong anspielungsreicher Scherze liefert. Böttcher demonstriert mit tänzerischem Geschick, wie ihn ein Musikstück zu Farben, Formen und Strukturen verleiten kann. Dann geht die Reise, von munterem Reden begleitet, in sein kleines sächsisches Heimatdorf Strawalde, dessen Namen dank ihm in der Kunstwelt zum Begriff wurde.
Auf der Seite der Revolution habe er stehen wollen, und wenn es mit der Malerei nicht ging, dann eben mit Filmen, sagt der Regisseur. Auch das sollte nicht immer glattgehen. „Jahrgang 45“, Böttchers einziger Spielfilm, ein Spitzenwerk des Cinéma vérité aus der DDR hätte es werden können, durfte erst 1990 im Kino laufen. Der kurze Ausschnitt fasziniert bis heute. Böttcher weiß es, und darum stecken noch so viel Unrast und zuweilen böser Humor in ihm, als wären „Wäscherinnen“, „Rangierer“, „Die Mauer“ und die vielen anderen Arbeiten, aus denen dieser Film keine Szenen zeigen kann, nur ein Anfang gewesen. Am 8. Juli feiert Jürgen Böttcher-Strawalde seinen 80. Geburtstag. Hans-Jörg Rother
„Mein Leben – Jürgen Böttcher alias Strawalde“, Arte, 16 Uhr 30
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