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Den Hut haben beide auf: Klaas Heufer-Umlauf (l.) und Joko Winterscheidt moderieren "Circus Halligalli".
© ProSieben

Interview mit den "Hallgalli"-Moderatoren: Joko & Klaas: „Wir sind da reingescheitert“

Seit Jahren gelten Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf als Hoffungsträger des deutschen Fernsehens. Wollen Sie langsam mal mehr als das sein? Ein Gespräch mit dem Moderatorenduo über Spaßfernsehen, Quotendruck und Trennungen.

Immer heißt es: Joko und Klaas, die Hoffnungsträger des deutschen Fernsehens. Nervt es Sie nicht, nach so vielen Jahren nur Hoffnungsträger zu sein?

KLAAS HEUFER-UMLAUF: Lassen wir die Kirche im Dorf, es gibt weitaus Schlimmeres. Da steckt eine Wertschätzung für das drin, was wir machen. Nun müssen wir nur schauen, dass das so bleibt.

Erst „MTV Home“, dann „neoParadise“, jetzt „Circus Halligalli“, Sie machen Unterhaltungsfernsehen. Was aber unterhält Sie beide im Fernsehen?

HEUFER-UMLAUF: Momentan das „Frühstücksfernsehen“ mit Olli Dittrich. Das habe ich mir sehr genau angeschaut. Auch „Pelzig“ im ZDF. Ich hab das erst für eine Sendung für ältere Lehrer gehalten. Aber das fand ich doch erstaunlich gut und habe ziemlich laut gelacht. Das werde es jetzt öfter ansehen. Dann gefällt mir Philip Simon, holländischer Comedian auf ZDFneo mit seiner „Nate Light“. Aus dem Stand heraus sehr gut gemacht, Late Night ist ja ein ganz schwieriges Kapitel.

JOKO WINTERSCHEIDT: Ich darf hier eine unfassbare Serie ergänzen, die nicht im Fernsehen läuft, sondern fürs Internet produziert wurde: „House of Cards“ mit Kevin Spacey bei der Video-on-demand-Plattform Netflix. Unglaublich gut, unheimlich spannend, ich bin süchtig danach geworden. Die Wahrheit über das Weiße Haus – hier bekommst du sie.

Sie sind von ZDFneo zu ProSieben gewechselt. Wie schrecklich war es beim öffentlich-rechtlichen Sender, wie schön ist es im privaten Fernsehparadies?

HEUFER-UMLAUF: Nun mal langsam mit den Vorurteilen. „NeoParadise“ hat man hoffentlich angemerkt, dass wir da unter gar keinem Zwang standen. Und ich weiß nicht, ob es in der jüngeren deutschen Fernsehgeschichte jemals einen so freundlichen Übergang von einem Sender zum anderen gegeben hat. Da flogen keine Eier. Es hatte andere Gründe, warum wir zu einem anderen, einem größeren Sender gewechselt sind. Es hatte auch Gründe, warum wir nicht vom kleinen ZDF zum großen ZDF gewechselt sind.

Gründe wie „Wetten, dass..?“?

HEUFER-UMLAUF: Es gab diverse Angebote. Aber es hängt sicher nicht damit zusammen, dass wir beim ZDF nicht die Flexibilität gehabt hätten, die wir uns gewünscht haben. Sondern das sind einfach Umstände, die im großen ZDF diverser Natur sein können. Und dagegen ist manchmal kein Kraut gewachsen.

WINTERSCHEIDT: Es ging gar nicht darum, sich gegeneinander auszuspielen, sondern im Gegenteil, es war ein wahnsinniges gutes Miteinander. Und am Ende ein sehr friedliches Übereinkommen.

Allerdings macht es den Eindruck, dass Sie bei ZDFneo freier gewesen sind als jetzt bei ProSieben.

HEUFER-UMLAUF: Interessant, wenn man das so wahrnimmt. Weder bei „neoParadise“ noch jetzt bei „Circus Halligalli“ ist es so, dass da jemand kommt und uns sagt, was wir zu tun haben.

Was aber hat sich verändert?

HEUFER-UMLAUF: Wir dachten, gut, alles ist jetzt ein bisschen größer, aber im Prinzip machen wir weiter und erzählen einfach nur, dass wir eine neue Sendung machen. Das haben wir damals auch schon beim Wechsel von MTV Home zu ZDFneo gedacht. Aber dann haben wir eine stille Evolution durchgemacht, die wir gar nicht so mitbekommen haben, und dann ist es plötzlich doch eine ganz andere Sendung und ein Jahr ist vergangen.

Vielleicht machen Sie auch den Eindruck, früher freier gewesen zu sein, weil die Quote bei ZDFneo keine Rolle gespielt hat. Jetzt sind Sie bei ProSieben, jetzt zählt die Quote. Hat Sie die Quote unfreier gemacht?

HEUFER-UMLAUF: Sie macht insofern unfrei, dass wenn man zehnmal hintereinander eine sehr schlechte Quote einfährt, am Ende keine Sendung mehr da sein wird, in der man frei sein könnte. Das ist aber normal. Wenn ich Schrauben verkaufe, die kein Mensch braucht, werde ich daran auch pleitegehen. So sind nun mal die Gesetze des Marktes. Die Quote ist ja nun nicht irgendeine Boshaftigkeit, die sich der Sender ausgedacht hat.

Sie wollen unkalkuliert wirken und wirken doch…

HEUFER-UMLAUF: …so dumm wie wir tun?

Nein, Quatsch. Sie denken offenbar extrem darüber nach, was Sie tun sollten, damit die Sendung funktioniert.

WINTERSCHEIDT: Das haben wir aber immer schon gemacht. Auch, wenn man’s bei MTV nicht erwartet hätte, weil’s eben das wilde MTV war. Doch es war durchaus so, dass wir uns sehr genau Gedanken darum gemacht haben, was wir da tun.

HEUFER-UMLAUF: Wenn ich eine neue Person kennenlerne, dann belästige ich die auch nicht mit meiner kompletten Persönlichkeit an Tag eins, sondern führe die langsam an mich heran. Und ich finde, dass man so eine Eingewöhnungsphase auch bei einer Fernsehsendung haben darf.

Sie sind Produzenten, Unterhalter, Moderatoren. Welche Berufsbezeichnung steht denn auf Ihren Visitenkarten?

HEUFER-UMLAUF: Stuntman.

WINTERSCHEIDT: Joachim Cornelius Winterscheidt und ich heiße gar nicht Cornelius. Was wir da machen, hat keine Berufsbezeichnung verdient.

Jürgen von der Lippe, das Hawaiihemd, hat Ihnen gerade in einem Interview mit dem „Playboy“ empfohlen, sich zu trennen. Werden Sie seinem Ratschlag folgen, oder wollen Sie am Ende doch als das Paar in die Fernsehgeschichte eingehen, das noch länger zusammengeblieben ist als Ernie und Bert?

WINTERSCHEIDT: Ja, ich will.

HEUFER-UMLAUF: Wir sind da reingescheitert, und jetzt schauen wir mal, wie wir da rauskommen.

Die Trennung ist also nicht absehbar. Wissen Sie aber schon, was nach „Circus Halligalli“ kommen soll?

HEUFER-UMLAUF: Da kommt immer „TV Total“. Im Fernsehen.

WINTERSCHEIDT: Wir haben ja gerade erst angefangen mit „Halligalli“, da denken wir jetzt sicher nicht schon ans Aufhören. Ab Herbst kommen erst mal drei neue Folgen von „Das Duell um die Welt“, und darauf freuen wir uns.

Und welches Prädikat wünschen Sie nach „die neuen Hoffnungsträger“?

HEUFER-UMLAUF: Die alten Hoffnungsträger.

Das Gespräch führten Joachim Huber und Sonja Pohlmann beim Mediengipfel in Berlin, organisiert von Medianet und dem Medienboard Berlin-Brandenburg.

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