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Der ehemalige Intendant des Deutschlandradio, Ernst Elitz, wird "Bild"-Ombudsmann.
© picture alliance / dpa

"Bild" bekommt Ombudsmann: "Jeder Fehler ist einer zu viel"

Für das Ziel, Deutschlands "ehrlichstes Medium" zu werden, installiert die "Bild" einen Ombudsmann für Leserbeschwerden: Ernst Elitz, früherer DLR-Intendant

"Bild" will ja Deutschlands "ehrlichstes Medium" werden, wie Julian Reichelt, Vorsitzender der "Bild"-Chefredaktionen, im Tagesspiegel-Interview ankündigte. Und deswegen macht die Redaktion "Ernst". Die verkehrte Schreibweise in der Ausgabe vom Mittwoch rührt daher, dass die Zeitung einen Ombudsmann mit folgendem Namen bekommt: Ernst Elitz, Gründungsintendant des Deutschlandradios und dem Blatt seit Jahren als Autor verbunden. Elitz sei ab sofort Ansprechpartner für Leserbeschwerden. „Sie können ihn kontaktieren, wenn Sie Ihre politische Ansicht oder eine Debatte falsch oder verzerrt dargestellt finden“, hieß es. Elitz dürfe im Auftrag der Leser in der Chefredaktion recherchieren, ob die Zeitung falsch gelegen habe: „Wir werden keinen Einfluss auf sein Urteil nehmen und es veröffentlichen, wann immer er es von uns verlangt.“ Unterschrieben haben die Ankündigung Julian Reichelt und "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch.

Der 75-jährige Journalist Elitz war von 1994 bis 2009 Intendant des Deutschlandradios. Zuvor war er unter anderem Moderator beim „heute-journal“ und Fernseh-Chefredakteur beim Süddeutschen Rundfunk. Medien-Ombudsleute fungieren in der Regel als Schnittstelle zwischen Redaktion und Publikum. Sie gehen Nutzerbeschwerden nach und veröffentlichen die Ergebnisse im eigenen Medium. Das vor allem in den USA und einigen europäischen Ländern verbreitete Konzept ist in Deutschland eher unüblich: Zu den wenigen Ombudsleuten hierzulande gehört der „Leseranwalt“ der Würzburger „Main-Post“, Anton Sahlender. In den USA hat unter anderem die „New York Times“ einen Ombudsfrau, schreibt epd.

"Jeder Fehler ist einer zu viel"

Die „Bild“-Redaktion kündigte außerdem an, zu Kommentaren und besonders relevanten Artikeln künftig einen Video-Livestream anzubieten, bei dem die Leser mit den Autoren oder Chefredakteuren über die Texte diskutieren können. Die Zeitung will auch ein zusätzliches Team schaffen, das Geschichten aus „besonders sensiblen Bereichen“ auf ihren Wahrheitsgehalt hin prüfen soll. "Jeder Fehler ist einer zu viel. Aber wenn sie passieren, stehen wir dazu", schreibt das Duo Koch/Reichelt.

Die "Bild"-Redaktion stand zuletzt wegen ihrer Berichterstattung über angebliche sexuelle Übergriffe durch Ausländer in der Silvesternacht in Frankfurt in der Kritik. In der vergangenen Woche hatte sich herausgestellt, dass der Gastronom, den „Bild“ unter anderen zu dem vermeintlichen „Sex-Mob" interviewt hatte, offenbar gelogen hat. Die Staatsanwaltschaft hat gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen Vortäuschens einer Straftat eingeleitet. "Bild"-Chef Julian Reichelt veröffentlichte daraufhin eine Entschuldigung.

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