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Jan Böhmermann, Deutschlands führender Quassel-Satiriker.
© Henning Kaiser/dpa

Nach dem Erdogan-Schmähgedicht: Jan Böhmermann, kannst Du mal die Klappe halten?

Fünf Wochen nach seinem "Schmähgedicht" auf Erdogan hatte Böhmermann geschwiegen. Jetzt gibt er wieder den Quassel-Satiriker. Eine Polemik.

Ich würde gerne mal mit Jan Böhmermann sprechen. Vorausgesetzt, ich käme überhaupt zu Wort, würde ich dem Satiriker sagen, dass Sprechdurchfall eine Krankheit mit extrem guten Heilungschancen ist. Die Therapie ist einfach: Schweigen. Klar, ist leicht dahin gesagt, weil die Selbstdiagnose von Jan B. ja in die umgekehrte Richtung geht. „Das Schlimmste war, die ganze Zeit die Fresse zu halten“, sagte er vermittels der Streaming-Plattform Periscope. „Die ganze Zeit“, das waren die fünf Wochen seit seinem Schmähgedicht über den türkischen Staatspräsidenten Erdogan im „Neo Magazin Royale“. In dieser Zeit wuchs Böhmermann zum Helden der Meinungsfreiheit und zu deren Märtyrer empor. Erdogan und Kanzlerin Merkel haben alles dafür getan, aus einem „Spaßvogel“ (B. über B.) eine Staatsaffäre zu machen.

Wie eine Sphinx schweigen und genießen

Jan Böhmermann hätte das alles wie eine Sphinx genießen können. Kann er aber nicht, weil er in seiner böhmermannhaften Hypertrophie meint, er könne auch die Wirkung steuern. Das 35-jährige Fernsehtalent arbeitet im wohltemperierten „Neo Royale“-Studio, bezahlt von den Rundfunkgebühren und beschützt vom ZDF. Das ist eine ganz eigene Realität mit ganz eigenen Maßstäben. Sein „Schmähgedicht“ gelangte in die gar nicht komische Wirklichkeit. Böhmermann wurde ernst, für erwachsen genommen: Es drohen – Überraschung – Konsequenzen. Seitdem sieht sich der Mimose als deutscher Ai Weiwei, als Opfer eines bös-doofen Despoten und einer kuschenden Kanzlerin. Und sein Ehrgeiz verleitet ihn, auf allen Medien-Kanälen die eigene Selbstverliebtheit weiter zu verwitzeln.

Journalisten in der Türkei drohen hohe Haftstrafen

Mein Gott, Böhmermann, hast du es nicht eine Nummer kleiner? Halt doch mal die Klappe, schau doch mal über dich hinaus, schau doch mal in die Türkei. Dort wird am Freitag ein Urteil im Prozess gegen die regimekritischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül erwartet. Ihre Recherche über vermutete Waffenlieferungen an Extremisten in Syrien hat ihnen eine Anklage wegen Spionage, versuchten Umsturz der Regierung und Unterstützung einer Terrororganisation eingebracht. Den Journalisten droht eine lebenslange Haft. Kein Witz.

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