Axel Springer nach Berichten unter Druck: „In den USA ein absolutes No-Go“
Für den Axel-Springer-Konzern könnte es nach dem Beitrag der „NYT“ in den USA schwer werden, meint der Hamburger Medienwissenschaftler Stephan Weichert.
Herr Weichert, Sie arbeiten als Medienwissenschaftler in Hamburg, haben den journalistischen Think Tank Vocer.org mit gegründet. Was ist neu an dem Bericht der „New York Times“ über den Axel-Springer-Konzern?
Für eine amerikanische Leserschaft sehr Vieles. Vor allem, wie sich Axel Springer als mächtiger europäischer Medienkonzern in den USA positioniert hat. Für ein deutsches Publikum steht in dem Beitrag hingegen nicht viel Neues. Dennoch wird die gesamte Branche das Stück sehr aufmerksam lesen.
Was macht die Veröffentlichung brisant?
Offenbar wird seitens Springer viel miteinander vermischt, was nicht vermischt gehört. Es geht um Macht und medienpolitische Interessen, speziell bezogen auf die Verhandlungen mit Politico und Axios, einem direkten Konkurrenten der „Times“. Von Mathias Döpfner wird ein Bild gezeichnet, das sich in Deutschland so kaum jemand zu zeichnen traut.
Ominöse Intervention von Altverleger Ippen
Es ist jedem selbst überlassen, wie viele Aktbilder er sammelt. Aber wie schwer wiegt in den USA der Verdacht, ein Medienunternehmen könnte eine MeToo-Verfehlung eines leitenden Mitarbeiters unter den Teppich gekehrt haben?
Das suggeriert der Text deutlich. Für Deutschland ist aber vor allem journalistisch relevant, dass eine deutsche Redaktion das auch schon recherchiert hatte, aber wegen der ominösen Intervention von Altverleger Dirk Ippen nicht publizieren konnte.
Aber wie schwer wiegt der Verdacht aus amerikanischer Sicht?
Wenn man den Beitrag der „New York Times“ zusammenfasst, dann sagt er sinngemäß: So ein Vorgehen wäre in den USA ein absolutes No-Go. Ein Haus, in dem sich ein Verleger in dieser Weise vor seinen Chefredakteur stellt, könnte in Amerika nur schwer Fuß fassen. In Amerika ist man bei solchen Vorwürfen schon seit einigen Jahren erheblich hellhöriger und sensibler als in Deutschland.
Was bedeutet es in diesem Zusammenhang, dass es sich beim Springer-Großaktionär KKR um einen US-Hedgefonds handelt?
Man darf sich bei diesem Artikel nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass solche Beteiligungen, Aufkäufe und Pläne für die Zusammenlegung von Politico und Axios eine direkte Konkurrenz zur „New York Times“ sind. In den letzten Jahren ist mit Springer ein sehr mächtiger digitaler Player mit einer gewaltigen Marktmacht auch in den USA entstanden. Der Beitrag der „Times“ macht nicht wirklich transparent, inwieweit sich diesbezüglich auch Interessen vermischen.
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