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Von "Ehrensenf" zum WDR-Ableger One: Katrin Bauerfeind.
© WDR/Nadine Bernards

Katrin Bauerfeind im Interview: „Ich könnte öfter im Fernsehen sein“

Sie macht jetzt die Show zur Frau: Moderatorin und Autorin Katrin Bauerfeind über Talkshows, Trump, doofe Gäste, Böhmermann und neueste Tweets. Ein Interview.

Frau Bauerfeind, Ihr neuer Talk heißt „Bauerfeind – Die Show zur Frau“. Ein eigentümlicher Titel. War das Ihre Idee?

Ja, und es geht nicht um die Rechte der Frau oder andere Frauenthemen, sondern um eine Show für mich. Ich bin ja jetzt Frau mit Show sozusagen, in der ich endlich die Mischung aus Maybrit Illner und Heidi Klum sein darf, also seriös, aber auch albern, und gleichzeitig mein gesammeltes Halbwissen, alle Geschichten und sämtliche Gags anbringen kann. Jede Sendung hat ein aktuelles Thema: Wieso ist Heimat auf einmal nicht mehr muffig, sondern ein Fall für Horst Seehofer? Worüber darf man noch lachen in politisch korrekten Zeiten? Oder: Sind wir lieber schön als schlau und finden alle Botox jetzt besser als Bildung?

Die Show läuft bei One, dann im MDR. Haben Sie mal MDR Fernsehen geschaut?

Klar. Ich hab im letzten Jahr „Bauerfeind recherchiert – Woran glaubst du?“ für den MDR gemacht. Hab’ mir in diesem Zuge „Riverboat“ und „MDR um 4“ vor Ort angeschaut. Und die Carolin Kebekus des MDR heißt Olaf Schubert. Ich kenn’ mich aus.

Beim MDR-Programm denkt man an Schlager, Volksmusik, Tiersendungen…

Ich will nicht dissen, aber bei meinem früheren Arbeitgeber 3sat liefen tagsüber überraschend viele Pferdedokus und auch der Jugendsender ZDFneo hält sich quotentechnisch mit der „Schwarzwaldklinik“ über Wasser. Das macht das „neo Magazin Royal“ aber nicht schlechter. Mein Konzept ist glücklicherweise eine nahezu Komplettübernahme. Ich hab’s vorgetanzt, alle hatten Bock, ein halbes Jahr später haben wir die erste Sendung aufgenommen. Paradiesische Zustände quasi. Da sag’ ich: MDR rules!

Wieso gehen Sie nicht gleich ins Erste? Katrin Bauerfeind ist eine Größe, gerade auch bei einer jüngeren Zielgruppe.

Ich trau mich schon, aber die andern vielleicht nicht. Am Ende fängt man ja immer klein an. Das hält demütig. Außerdem gibt es nur einen Sendeplatz für Menschen unter 40 in der ARD. Und den hat Carolin Kebekus. Und da sie so toll ist, gönne ich es niemandem mehr als ihr.

Die tägliche Internet-Sendung „Ehrensenf“ hat sie 2005 populär gemacht. Die hat Haltung, die ist frech, dachte man. Sie waren dann 2009 zwei Jahre Teil des Teams bei Harald Schmidt. Dann hat es mit dem großen Fernsehen etwas gedauert.

Da muss ich korrigieren: Ich hab von 2014 bis 2016 die Sendung „Bauerfeind assistiert“ gemacht, in der ich Prominente einen Tag lang begleitet habe. Danach „Bauerfeind recherchiert“ für den MDR und jetzt „Bauerfeind – Die Show zur Frau!“ Aber ich gebe ihnen Recht: Ich könnte öfter im Fernsehen sein. Eine wöchentliche Show wäre eigentlich perfekt.

Es ist ja nun nicht so, dass TV-Talkshows ein Nischendasein fristen. Alle Meinungen, alle Themen scheinen irgendwie durch. Was erfahre ich bei Ihnen, was ich bei Lanz oder bei Maischberger nicht erfahre?

Ich trage mehr Kleider als Lanz und mache mehr Gags als Maischberger. Aber wenn’s danach geht, was man wirklich noch braucht, können wir ja alle dichtmachen, von Zeitung bis Fernsehen. Bei allen Sendungen, die ich mache, geht es ja immer darum, die Gäste noch einmal anders kennenzulernen. Ich spekuliere auf den Effekt, das hätte ich nicht gedacht. Ich bin ein Fall für die andere Seite der Leute. Dinge, die man so und in der Kombi im Fernsehen nicht sieht. In diesem Fall die Mischung aus ernstem Thema, unterhaltsam besprochen.

Haben Sie Vorbilder? Es hat ja schon öfter Versuche gegeben, dem Talk-Format etwas Neues abzugewinnen. Ich denke da an „Anke hat Zeit“ mit Anke Engelke im WDR, was ja schon wieder eingestellt ist.

Ich mag Lettermans neue Show auf Netflix. Da saß ich neulich vor und dachte: Der ältere Herr macht im Prinzip dasselbe wie ich. In dem Sinne ist er nachträglich zum Vorbild geworden, aber der späte Letterman ist nicht die schlechteste Orientierung. Und ich mag, was Graham Norton in der „Graham Norton Show“ in England macht. Das ist genau die Mischung aus ernstem Gespräch und lustigen Geschichten, die ich gut finde.

Irre ich mich, oder trifft der Eindruck zu, dass Sie für Gäste wie „Bully“ Herbig, Cordula Stratmann, Bjarne Mädel, Ute Lemper, Peter Lohmeyer oder Micky Beisenherz eine starke Sympathie hegen?

Das sind die Besten, die man in Deutschland kriegen kann, finde ich. Ich will auch kein Format mehr machen, in dem Bjarne Mädel und Annette Frier nicht vorbeikommen. Ich hab’ früher, bei „Bauerfeind assistiert“, nur Leute eingeladen, die ich mochte, weil es so schwer ist einen ganzen Tag mit jemandem zu verbringen, den man doof findet. In dieser Sendung ist das anders. Da können gerne auch mal Leute kommen, die nicht nur die eigene Sicht bestätigen, sondern die mich und auch das Publikum challengen, wie man neuerdings sagt.

Würden Sie eine Alice Weidel einladen?

Nö.

Was nicht ganz so viele wissen: TV-Show und Buchautorin sind nicht Ihre einzigen Standbeine, ähnlich wie bei Harald Schmidt. Sie haben nicht im „Traumschiff“, dafür aber beim „König von Deutschland“ mit Olli Dittrich und auch bei Schweighöfers „You Are Wanted“ mitgespielt. Stimmt es, dass Sie jetzt auch in TV-Serie gehen?

Ja. Auf der Basis meines zweiten Buches „Hinten sind Rezepte drin“, in dem es um Frauen, Feminismus und andere Geschichten ging, die Männern nie passieren würden, entsteht eine Serie. Über das wo, wann und wie muss ich mich aber noch ausschweigen…

Aber nicht über Schauspiel-Unterricht.

Ich will Schauspielunterricht. Ich bin da ganz bei den Amerikanern, die sich alle coachen lassen. Der beste Satz ist: „Work your ass off and maybe the magic happens!“ Ich bin ein Vorbereiter. Auch im Fernsehen. Ich finde alles andere unverschämt und eine Zumutung für die Leute, sowohl die, die mit einem arbeiten als auch für den Zuschauer.

Was ist eigentlich von dem „Ehrensenf“-Technik-Journalismus-Ding übrig geblieben? Bei Twitter haben Sie 84 000 Follower, Kebekus 276 000, Jan Böhmermann 2,05 Millionen, von Donald Trump ganz zu schweigen. Sind Sie Internet-müde?

Vielleicht sind Carolin und Jan auch einfach erfolgreicher als ich. Oder mediengeiler. Oder beides. Oder das Internet ist müde von mir. Okay, ich werd’ gleich mal was twittern, versprochen!

In „Bauerfeind – die Show zur Frau“ (mittwochs, One, 22 Uhr) nimmt sich die Moderatorin, Autorin und Schauspielerin Katrin Bauerfeind, 36, mit prominenten Gästen Themen abseits des Tagesgeschehens an. Ihre Karriere startete 2005 mit der Internet-TV-Sendung „Ehrensenf“. Danach moderierte sie diverse Formate wie auch „Polylux“.

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