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Interview: „Ich fühle mich geehrt“

Fußball-Kommentator Wolff-Christoph Fuss über Facebook, TV-Sender und die Champions-League, ständige Kampfansagen und tolle Stadien.

Herr Fuss, wo wollen Sie uns ab nächster Saison den Champions-League-Abend vermiesen?

Was, wie kommen Sie denn darauf?

Ich spiele auf diese Facebook-Seite an: „Wolff-Christoph Fuss, hör bitte auf. du vermiest jeden Fußballabend.“ Ist das nicht von Ihnen?

Nein, ich bin gar nicht bei Facebook vertreten. Ich höre, es gibt mittlerweile so rund 15 Facebook-Seiten im Internet, die meine Person und Arbeit behandeln.

So Sprüche wie: „Da übergebe ich mich gern an Franz Beckenbauer.“

Ja. Das müssen irgendwelche Menschen sein, die meine Sprüche sammeln. Ich fühle mich geehrt. Aber ich bin mir auch durchaus bewusst, dass es Menschen gibt, die mich nicht mögen. Ernst Huberty hat mal gesagt, wenn du 50 Prozent deiner Zuschauer hast, hast du viel.

Apropos, sind Sie in den letzten Tagen mal mit Rudi Völler zusammengerasselt?

Nein.

Was halten Sie von dessen Schelte der Sky-Experten Merk, Freund und Fjörtoft?

Völlers Spruch mit den „Drei von der Muppet Show“? Na ja, das darf man in der Situation nicht so ernst nehmen. Ich fand’s eher lustig. Das ist so ein bisschen das Uli-Hoeneß-Phänomen. Wenn das eigene Baby, in dem Fall ein Spieler von Bayer Leverkusen, angegriffen wird, dann werden beim Sportdirektor Urmutterinstinkte freigesetzt.

Sind Sie schon mal von Fußballern, Managern oder Trainern angegangen worden?

Bisher noch nicht. Ich meine, es gab bisher auch noch keinen Grund dazu. Zu persönlichen Beleidigungen neige ich eher nicht, und in der Bundesliga-Kommentierung bin ich sowieso zu Neutralität verpflichtet.

Da sind Sie jedes Wochenende bei „Liga Total“ beschäftigt. Wenn man sich mal Freitag, Samstag, Sonntag das komplette Bundesliga-TV-Programm anschaut, anhört: Da nerven Phrasen wie die ständige „Kampfansage“. Und Reporter, die lausige Spiele hochjazzen.

Es gibt so ein paar Dinge, die ich vermeide oder nur mit Augenzwinkern bringe. „Kampfansage“ gehört nicht zu meinem Repertoire. Ich kann auch nicht irgendwas aufsetzen, was ich nicht bin. Ich würde mir ja selbst nicht glauben, wenn ich bei einem öden Kick aus dem Sattel gehe. Künstliche Spannung aufbauen, wie zum Beispiel bei dem 2:0 der Bayern im Viertelfinal-Hinspiel in Marseille, nur weil wir bei Sat1 das Rückspiel am Dienstag auch live übertragen, das bin ich nicht.

Zurück zur Eingangsfrage. In Beliebtheitsumfragen liegen sie immer vorn bei den Fußball-Kommentatoren. Die Champions-League-TV-Rechte wechseln von Sat1 zum ZDF. Follow your teams, heißt doch die Devise, die Stadien in Mailand oder Barcelona werden Sie nicht missen wollen.

Grundsätzlich kann und will ich dazu gar nicht allzu viel sagen. Klar möchte ich die großen Arenen in Europa nicht missen. Aber noch ist alles offen. Das hat auch damit zu tun, dass sich jetzt im April erst entscheidet, welcher Sender ab 2013 die Bundesliga überträgt.

Noch kein Gespräch mit dem ZDF-Intendanten Thomas Bellut gehabt?

Kein Kommentar.

Wenn's gut läuft, haben Sie also noch vier Champions-League-Spiele mit Bayern München und Sat1, zum Finale am 19. Mai.

Vier Bayern-Partys bestenfalls, ja. Da kommt aber noch keine Wehmut auf. Das lasse ich alles auf mich zukommen. Ich denke noch nicht daran, was danach ist. Erst mal kommt Real Madrid.

Markus Ehrenberg

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