W-Lan: Hotspots im Check
Kostenfreies Surfen an immer mehr öffentlichen Plätzen und Straßen. Wer Hotspots aufsucht, sollte ein paar Dinge im Auge behalten.
Ob Berlin, Hamburg, Köln oder München: In vielen deutschen Großstädten wurden in den vergangenen Monaten Initiativen angekündigt, um die Bürger mit kostenlosem W-Lan an öffentlichen Plätzen zu versorgen. Demnächst will Kabel Deutschland den Freistaat Bayern mobiler machen, mit einer Art „W-Lan-Offensive“. Bis Ende Oktober 2013 plant der Kabelnetzbetreiber die Aktivierung von rund 300 öffentlichen W-Lan-Hotspots in über 50 Städten und Gemeinden. 300 Verteilerkästen von Kabel Deutschland in Bayern sollen mit sogenannten W-Lan-Hauben versehen werden. Jeder Nutzer soll dann pro Tag zunächst 30 Minuten kostenfrei surfen können.
Die Stadt Berlin ist da schon etwas weiter. Das im Herbst 2012 gestartete W-Lan-Netz „Public Wifi Berlin“, eine Kooperation von Kabel Deutschland und der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), wurde bereits über eine viertel Million mal genutzt. Berliner und Berlin-Besucher können an belebten Straßen und Plätzen in den Bezirken Charlottenburg, Mitte, Prenzlauer Berg, Schöneberg, Tiergarten und Wilmersdorf 30 Minuten lang kostenlos im Internet surfen, mit bis zu 100 000 Kbit/s im Download. Das reicht auch für Streamingvideos, ganz zu schweigen vom Mailabfragen.
Bald 100 Hotspots in Berlin
Im Moment gibt es 90 Hotspots über die Stadt verteilt, zehn in Potsdam. Die Zahl 100 soll „in Kürze“ erreicht werden, sagt ein Sprecher von Kabel Deutschland. Mit der auch für Android verfügbaren App „Hotspotfinder“ können Nutzer alle aktuell verfügbaren Hotspots wie den an der Berliner Tauentzienstraße 9 finden. Der Berliner Senat hat einen Arbeitskreis eingerichtet, wo sich die verschiedenen Anbieter wie Kabel Deutschland für weitergehende Maßnahmen abstimmen wollen. Die Nachfrage ist groß. „Am Ku’damm hatten wir die meisten Abrufe mit dem Berliner Projekt“, sagt eine MABB-Sprecherin, vor allem wohl von Touristen, die, mit Smartphone, Notebook oder Tablet-PC in der Hand, Roaming-Gebühren vermeiden wollen.
Unfug, unerlaubte Downloads etc. wurde mit den offenen Zugängen offenbar noch nicht getrieben. Dieser Hinweis führt allerdings auch zu Problemen, die mit dem Thema Hotspot verbunden sind. Wie offen kann, wie offen darf so ein kostenfreies öffentliches Netz sein – ohne gefährlich zu werden?
Stichwort „Störerhaftung“. Der sperrige Fachausdruck besagt im Kern, dass der Betreiber eines offenen W-Lan für die Handlungen seiner Nutzer juristisch zur Verantwortung gezogen werden kann. Verwenden diese den Zugang beispielsweise dazu, um Musikdateien oder anderes urheberrechtlich geschütztes Material zu verteilen, kann der Betreiber potenziell zu Schadensersatzansprüchen herangezogen werden. Ein nicht kalkulierbares Risiko für jeden, der einen offenen Internetzugang anbieten möchte. Zugangsprovider wie die Telekom sind diesem Wagnis nicht ausgesetzt.
Die Gleichstellung zwischen Providern und W-Lan-Betreibern herzustellen, war das Ziel einer inzwischen gescheiterten Initiative der SPD-Fraktion im Bundestag. Getreu dem Motto „Wenn die da oben nicht vorankommen, müssen wir uns eben selbst helfen“ haben ungeduldige Bürger damit begonnen, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Die inzwischen bekannteste und erfolgreichste Bewegung ist die „Freifunk-Initiative“ (www.freifunk.net). Deren Ziel ist die flächendeckende Bereitstellung von W-Lan. Die einzelnen W-Lan-Zugangs-Knoten spannen dazu untereinander ein Netz auf. Um zu funktionieren, braucht das Projekt das Engagement eines jeden Einzelnen. Wer mitmachen will, kauft sich einen der offiziell unterstützten Router und installiert darauf eine angepasste Software.
Etwas technisches Fachwissen sollten Interessierte also schon mitbringen. Vom selbst erklärten Ziel ist die Initiative noch weit entfernt, wie spätestens der Blick auf die Versorgungskarten im Web verrät. Darüber täuschen dann auch spektakuläre Schlagzeilen, wie die Eröffnung eines großen Knotenpunktes über Kreuzberg nicht hinweg. Die Macher schätzen, dass zur lückenlosen Abdeckung eines solchen Stadtteiles gut 100 Router benötigt werden. Da wirken die tatsächlich installierten Geräte wie der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
Das Thema Störerhaftung hat „Freifunk“ dadurch gelöst, dass der Datenverkehr über einen Tunnel in die Niederlande umgeleitet wird. Diese Art des extraterritorialen Internetzugangs führt dann auch zu Kritik durch die politisch Verantwortlichen, wie etwa in Hamburg, wo Sprecher des Senats zwar in diversen Interviews die Initiative der Freifunker loben, dann aber den Zeigefinger heben, um auf die Umgehung des Gesetzes hinzuweisen.
Wer seinen Computer also unterwegs mit einem offenen Zugangspunkt verbinden will, sollte ein paar Vorsichtsmaßnahmen beherzigen. „Offen“ bedeutet, dass die Datenverbindung nicht verschlüsselt wird. Ein Hacker kann also ohne Probleme die Datenpakete abfangen und analysieren. Das ist etwa so, wie die Übertragung des Bildschirminhalts auf den Cube in der voll besetzten O2-World. Es versteht sich von selbst, dass eine solche Verbindung nicht gerade für sensible Banktransaktionen genutzt werden sollte. Die gezielte Suche nach W-Lan-Hotspots in der Nähe ermöglichen übrigens auch Spezialprogramme, wie das bekannte Programm „InSSIDer“.
Ein kostenpflichtiges W-Lan bedeutet indes nicht automatisch mehr Sicherheit, denn diese ergibt sich nur durch die korrekte Konfiguration des Netzes. Und dies kann ein Laie ohnehin nicht kontrollieren. Wenn sich die Nutzung eines unbekannten Netzes nicht vermeiden lässt, ist der Einsatz eines VPN (Virtual Private Networks), auch als Tunnel bezeichnet, zu empfehlen. Dabei wird der Datenverkehr mit einem Server des eigenen Vertrauens abgewickelt. Der Austausch der Datenpakete erfolgt uneinsehbar. Für Privatnutzer bietet sich zum Beispiel der Service www.hotspotshield.com/de an. Mit etwas technischem Verständnis kann ein solcher Tunnel auch mit dem Rechner daheim aufgebaut und dann darüber gesurft werden.
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