Beliebter Moderator: „Herr Kloeppel, ist die Welt für RTL-Zuschauer die gleiche?“
30 Jahre "RTL aktuell": Anchorman Peter Kloeppel über Nachrichtenformate, merkwürdige Umfragewerte, Fake News und Donald Trump.
Herr Kloeppel, bei einer aktuellen Forsa-Umfrage landete „RTL aktuell“ in Sachen Vertrauenszuspruch mit 43 Prozent auf dem letzten Platz. Sie hingegen wurden knapp hinter Claus Kleber „vertrauenswürdigster Moderator“. Das wirkt wie ein Widerspruch.
Wir werden jeden Abend von drei bis vier Millionen Menschen gesehen, das ist ein deutlicher Beleg dafür, dass die Menschen uns sehr wohl vertrauen. Dass wir bei dieser Umfrage etwas schlechter abschneiden als die Konkurrenz, hat sicher auch damit zu tun, dass nicht alle, die befragt worden sind, unsere Sendung regelmäßig schauen. Und noch ein Hinweis in eigener Sache, ohne damit die aktuelle Umfrage kleinreden zu wollen: Erst 2017 wurden wir in der Kategorie „Beste Information“ mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.
Quantität gleich Qualität?
Die Menschen, die nur „Tagesschau“ gucken, können zu „RTL aktuell“ nicht so viel sagen. Der Widerspruch, den Sie meinen, erklärt sich wohl auch aus dieser Vertrautheit. Die ist bei der „Tagesschau“, die es schon lange, lange gibt, logischerweise groß.
Aber Ihr Gesicht kennt man.
Bei mir ist die Vertrautheit, weil ich fast 25 Jahre da sitze, sicher groß. Unsere Philosophie bei „RTL aktuell“ stützt sich auf Kontinuität. Damit sind wir ein fester Faktor im Nachrichtenalltag für Millionen von Deutschen geworden.
Was wäre erst in puncto Vertrauenswürdigkeit, wenn Sie die „Tagesschau“ moderieren würden? Dann müssten Sie 130 Prozent haben.
Darüber denke ich gar nicht nach. Ich bin schon sehr glücklich hier mit unserer Sendung, mit unserer Redaktion, mit meinem Job bei RTL.
Sie liegen bei der Umfrage mit 43 Prozent Vertrauenswürdigkeit vor öffentlich-rechtlichen Kollegen wie Marietta Slomka oder Caren Miosga.
Die Kollegen verrichten auch gute Arbeit. Nochmals, ich mache den Job jetzt am längsten von allen, das schlägt sich in Vertrauen nieder. Die Zuschauer wissen: Der hat auch schon vorher als Journalist gearbeitet und setzt sich abends nicht nur hin und liest Nachrichten vor. Der steckt jeden Tag über beide Ohren tief drin im Nachrichtengeschäft.
Zurück zum Format. „RTL aktuell“ kommt in dieser Umfrage schlecht weg. Was müssten Sie, sprich die Sendung ändern, wie besser werden? Stichwort Fake News..
Unser Auftrag ist es jeden Tag aufs Neue, eine kompakte, präzise, ausgewogene Nachrichtensendung zusammenzustellen. Das tun wir seit 30 Jahren.
Wenn ich eine „RTL aktuell“-Ausgabe der vergangenen Tage mit der „Tagesschau“ vergleiche: Bei RTL gab es beim Thema Trump und der Geschichte mit der Pornodarstellerin Nacktbilder dazu. Ist die Welt für einen RTL-Zuschauer die gleiche wie für einen ARD-Seher?
Die Welt bietet Millionen Facetten, die auch Nachrichtenjournalisten beschäftigen. Die Auswahl muss nicht immer exakt dieselbe sein. Die wirklich wichtigen Themen haben alle drei großen Nachrichtendungen gleichermaßen am Anfang. Im weiteren Verlauf wird die Bandbreite größer. Zu Trump: Da geht es um den wichtigsten Mann der westlichen Welt und die Frage, wie groß seine Glaubwürdigkeit ist, mit welchen Problemen er zu kämpfen hat.
Blicken wir zurück. Als „RTL aktuell“ 1988 startete, gab es keine Sozialen Netzwerke. Inwiefern hat das Ihre Arbeit verändert?
Wir suchen ganz bewusst den Kontakt mit den Zuschauern, etwa in WhatsApp-Gruppen direkt nach der Sendung. Wir sind sehr aktiv bei Instagram und Facebook, wo wir inzwischen über eine Million Fans allein für „RTL aktuell“ haben. Natürlich gibt es von dort auch Kritik, die wir ernst nehmen. Die überwiegende Mehrheit stimmt dem zu, wie unsere Nachrichten gemacht sind. Diese Stimmen machen sich nur kaum in Sozialen Netzwerken bemerkbar.
Schade eigentlich.
Ja, das ist eine ruhige Mehrheit. Die mit den ständigen Verschwörungsrufen sind in den Echokammern von Facebook oder Twitter die kleine, aber laute Minderheit.
Kann es in dieser Hinsicht nicht sein, dass öffentlich-rechtlichen Informationsendungen viel mehr misstraut wird, weil ihnen ständig Staatsnähe apostrophiert wird? So gesehen haben Sie bei einem Privatsender per se den besseren oder positiver besetzten Job.
Ich kenne genug Kollegen bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten und weiß, dass die alles andere als staatsnah sind, sondern gute, kritische Journalisten. Manche Menschen beharren eben konsequent auf ihrer Grundskepsis.
Gibt man diese Leute dann nicht verloren für Informationssendungen?
Diese Skepsis ist einfach vorhanden. Damit müssen wir umgehen.
Wie soll das die nächsten 30 Jahre bei „RTL aktuell“ aussehen? Muss so eine Sendung anderen Ansprüchen nicht doch gerecht werden?
Hätte ich vor 15 Jahren an Soziale Netzwerke gedacht? Eher nicht, aber jetzt sind sie da. Mit 1,1 Millionen Facebook-Fans ist „RTL aktuell“eine der erfolgreichsten Nachrichtenmarken in Sozialen Netzwerken. Andererseits konkurrieren wir als lineares Angebot mit diesen Netzwerken, denn auch hier werden Informationen verbreitet, manchmal auch überspitzt. Überall drehen und texten Menschen mit ihren Handys, senden Informationshappen raus oder teilen sie. Wir müssen den Unterschied machen, wenn es darum geht, präzise Zusammenfassungen der Tagesnachrichtenlage zu bringen und das Geschehen einzuordnen. Diese Herausforderung wird noch größer werden. Wir haben bei RTL vor anderthalb Jahren eine Verifikationseinheit gebildet, die zusätzlich zu vorhandenen Kontrollinstanzen penibel darauf achtet, dass wir keine falschen beziehungsweise manipulierten Informationen auf den Sender geben.
Der Fokus liegt aber vermehrt nicht mehr nur auf dem TV-Sender am Bildschirm.
Um noch präsenter zu werden, wollen wir mehr eigene und exklusive Videos für unsere verschiedenen Plattformen wie Instagram produzieren. Da gehen wir Schritt mit dem veränderten Konsumverhalten. Aber ich bin mir sicher: Die Menschen werden im Fernsehen weiterhin gezielt Nachrichtensendungen einschalten, weil sie wissen, dass sie hier über das Wichtige vom Tage informiert werden, professionell und neutral aufbereitet.
Und wie lange machen Sie da noch mit, bei „RTL aktuell“ als Anchorman, Mr. Vertrauenswürdig?
Wir sind ein gutes Team mit drei Nachrichtenmoderatoren: Charlotte Maihoff, Maik Meuser und eben ich. Ich habe meinen Vertrag 2017 um drei Jahre verlängert. Da geht noch ein bisschen was. Ich habe nicht vor, mit 61 oder 62 aufzuhören, solange der Sender und ich uns weiter so gut vertragen wie bisher.
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