Wirtschaftmagazin bekommt Chefredakteurin: Herausforderung
Von der Uni in die Redaktion: Miriam Meckel wird Chefin der „Wirtschaftswoche“. Die Publizistin und Medienwissenschaftlerin kehrt zu ihren journalistischen Wurzeln zurück.
Miriam Meckel wird neue Chefredakteurin der „Wirtschaftswoche“. Sie folgt in dieser Position auf Roland Tichy, 58, der zur neugegründeten „DvH ventures“ wechselt. Die 46-jährige Publizistin und derzeitige Direktorin des Instituts für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität St. Gallen, übernimmt die Aufgabe am 1. Oktober, heißt es in einer Pressemitteilung vom Donnerstag. Das Wochenmagazin gehört zur Verlagsgruppe Handelsblatt, die wie der Tagesspiegel und eine 50-prozentige Beteiligung am „Zeit“-Verlag Teil der Dieter von Holtzbrinck Medien (DvHM) GmbH ist.
Verleger Dieter von Holtzbrinck sagte, „die Geschäftsführung der Verlagsgruppe Handelsblatt und ich sind glücklich, dass wir Miriam Meckel für diese schöne und wichtige, aber auch herausfordernde Aufgabe gewinnen konnten.“ Sie bringe wirtschaftliches Wissen und politische Erfahrungen mit, sei bestens mit den Erwartungen der kommenden Entscheidergeneration vertraut und kenne deren Medien-Nutzungsverhalten ebenso wie deren Denk- und Sichtweisen.
Der Verleger würdigte zugleich die publizistischen Verdienste von Roland Tichy innerhalb der Verlagsgruppe Handelsblatt. Er habe seit 2007 die Marktführerschaft der „Wirtschaftswoche“ weiter ausgebaut, mit seinen Kommentaren zur Wirtschaftspolitik in der Bundesrepublik Debatten angestoßen, „welche die Bedeutung marktwirtschaftlichen Handels immer wieder hervorgehoben haben“. Als Geschäftführer von „DvH Ventures“ werde Roland Tichy beim Ausbau der digitalen Aktivitäten eine führende unternehmerische Rolle übernehmen. Die Tochter der DvH Medien soll künftig die digitalen Ventureaktivitäten der Verlagsgruppen durch Start-up-Investitionen in digitale Geschäftsmodelle flankieren, die mit den Medien der GmbH korrespondieren.
Die künftige Chefredakteurin der „Wirtschaftswoche“ sieht das Magazin „in dem herausfordenden, aber auch vielversprechenden Marktumfeld der Wirtchaftsmedien hervorragend positioniert“. Herausfordend, vielversprechend: Der Springer-Verlag hat vor Wochenfrist „Bilanz“ in den Wettbwerb gebracht. Aus ihrer Sicht, so Meckel weiter, gebe es derzeit kaum einen spannenderen Prozess als die „Digitalisierung unserer Welt, die für den Journalismus viele neue Möglichkeiten bereithält“. Diese zu entwickeln, nennt Meckel „extrem reizvoll“, auch deswegen, weil die neue Aufgabe sie zu ihren journalistischen Wurzeln zurückführe.
Miriam Meckel, geboren in Hilden, startete 1990 als Moderatorin, Reporterin und Redakteurin für Nachrichten- und Magazinformate bei WDR, Vox und RTL. Parallel wurde sie zur Grenzgängerin zwischen Medien und Medienwissenschaft, bald kamen Wirtschaft und Politik dazu. 1999 wurde sie Professorin für Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Münster. Bereits zwei Jahre später erweiterte sich das Aufgabenfeld, als sie Wolfgang Clement, SPD-Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen, als Regierungsssprecherin in die Staatskanzlei holte. Clements Nachfolger Peer Steinbrück ernannte sie 2003 zur Staatssekretärin für Europa, Internationales und Medien. Zwei Jahre später, nach dem Regierungswechsel in Düsseldorf, ging Meckel in die Schweiz, nach St. Gallen.
Die Publizistin ist wieder und wieder mit Beiträgen und Büchern in die Öffentlichkeit getreten. Neben (medien-)wissenschaftlichen Spezifika hat sie Bestseller wie „Brief an mein Leben: Erfahrungen mit einem Burnout“ geschrieben. Kreativ, intellektuell aufgeladen, stilistisch pointiert. Miriam Meckel wollte nie stehen bleiben noch stille halten. Auch deswegen wohl der Wechsel nach Berlin, aus dem Arkanum einer Universität in die Hektik einer Redaktion.
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