Im RADIO: Henry Hübchen im Wellness-Zwang
Das Leben des Schauspielers Hübchen im Radi, spannende Hörspiele und heiße Themen aus der Politik: Tom Peuckert verrät, was Sie in den kommenden Tagen im Radio nicht verpassen sollten.
Der Berliner Schauspieler Henry Hübchen hat füher avantgardistisches Theater gemacht. Heute stellt er im deutschen Fernsehen italienische Kommissare dar. Wie es heißt, soll er vor Jahrzehnten auch mal Landesmeister im Surfen gewesen sein, und zwar in der DDR, was irgendwie nach Kurzschluss zwischen Kalifornien und Karl-Marx-Stadt klingt. Mit anderen Worten, der Mann ist eine Klasse für sich. Da lohnt es, das schöne Radioporträt „Das war nicht mein Text, das war meine Haltung“ von Jürgen Balitzki zu hören. Hübchens bewegtes Leben, in Form eines Roadmovies nacherzählt. Begleitet von Hübchens Kollegin Sophie Rois schreitet man die Stationen einer außergewöhnlichen Karriere noch einmal ab. Und der gerade 61 Jahre alt gewordene Held des bunten Abends gibt mit erprobter Coolness seinen Kommentar dazu (Kulturradio, 20. Februar, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).
Eigentlich sollen die lieben Kleinen am frühen Nachmittag in Schule oder Kindergarten sein. Aber dann sind sie doch gerade krank oder haben sich einen frühen Abholtermin erbettelt. Als Beschäftigungstherapie empfiehlt sich nun die tägliche Kindersendung beim Deutschlandradio. „Kakadu“ spielt und diskutiert mit dem Nachwuchs, sendet Musik, nützliche Informationen, spannungsreiche Hörspiele. Jeden Donnerstag ist so genannter „Rauskriegtag“. Morgen geht es um die Frage „Wie arbeitet der Verfassungsschutz?“. Da freuen wir uns schon auf einen kindgerecht bunten Umgang mit grauen Themen wie innere Sicherheit, Lauschangriff und dem Schlapphut als Berufsbekleidung (Deutschlandradio Kultur, Montag bis Samstag jeweils 13 Uhr 30, Sonntags 14 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).
Auf rund 70 Milliarden Euro werden die jährlichen Umsätze der Wellnessindustrie in Deutschland geschätzt. Es wird eifrig gezahlt für Produkte und Dienstleistungen, die körperliches Wohlgefühl versprechen und manchmal auch seelische Erlösung. Für ihr Feature „Wellness oder Der Zwang zum Wohlfühlen“ hat Autorin Beate Ziegs verschiedene Institute der Branche besucht. Wie sieht die idealtypische Kundschaft aus? Was ist dran an jenem spezifischen „Bewältigungsoptimismus“, der zur Geschäftsgrundlage einer ganzen Branche gehört? (Kulturradio, 23. Februar, 09 Uhr 05).
Seit die Berliner Autorin Kathrin Passig vor zwei Jahren den Bachmann-Preis gewann, ist auch ihre Arbeitsstelle gut im Gespräch. Ein Businessprojekt namens „Zentrale Intelligenz Agentur“, das an vielen Diskursfronten mit überraschenden Wortmeldungen auftaucht. Nun hat sich die ZIA eine amüsante Radioserie ausgedacht. In tiefer Nacht wird man sich mit der Lobbyarbeit von Randgruppen beschäftigen. Wer hätte noch nicht die Zeitschrift des ADAC im Briefkasten oder die evangelische Gazette „Chrismon“ als Beilage seiner Tagesszeitung gefunden? Mit feiner Ironie analysiert die ZIA Techniken und Tricks des Randgruppen-Lobbying. Zum Auftakt gibt es „Gut genug“, ein Magazin für Mittelmäßige (Deutschlandradio Kultur, 24. Februar, 0 Uhr 05).
Der Brite Michael Frayn erschrieb sich ersten Theaterruhm mit einer irrwitzigen Boulevardkomödie. Später verfasste er ein Diskussionsdrama um Atomwaffen und Moral, das trotz seines spröden Themas sehr erfolgreich war. Zuletzt hat sich Frayn mit einem deutschen Stoff beschäftigt. Das Stück „Democracy“ schildert die Jahre der Kanzlerschaft Willy Brandts, unter besonderer Berücksichtigung seines persönlichen Referenten Günter Guillaume. Politik, so lernen wir bei Frayn, ist eine Sache von äußerster Komplexität, was menschliche und sachliche Verhältnisse betrifft. Frayns Drama kann nun in einer schönen Radiofassung nachgehört werden (SWR 2, 24. Februar, 18 Uhr 20, Kabel UKW 107,85 MHz).
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