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Heidi Klum
© dpa

Klum Superstar: Heidi’s Secret

Zwischen Baywatch und Alpenrausch - warum das Model in den USA so erfolgreich ist. Heute moderiert sie sogar die "Emmys".

Einmal hat sie sogar nach dem Sex gejodelt. An ihrer Seite war Michael J. Fox und Heidi Klum spielte sich selbst: ein deutsches Model in Amerika.1999 übernahm sie diese kleine Rolle in der US-Fernsehserie „Spin City“. Ein Jahr zuvor hatte sie sich im Badeanzug für das Magazin „Sports Illustrated“ fotografieren lassen, 20 Millionen Mal verkaufte sich die Ausgabe mit ihr als Covergirl – Heidi Klum gelang damit ein Kunststück: Erst wurde sie in den USA ein Superstar, dann schaffte sie auch in ihrer Heimat Deutschland den Durchbruch. Normalerweise läuft es genau andersherum. Wenn Stars aus Europa es überhaupt nach Amerika schaffen, ist das für sie oft die Krönung ihrer Karriere.

Doch der Heidi-Hype wächst zehn Jahre nach ihrem Karrierestart in den USA kontinuierlich. Welchen Star-Status Heidi Klum inzwischen erreicht hat, ist heute Abend zu sehen: Als Deutsche darf sie die Verleihung des wichtigsten amerikanischen Fernsehpreises, die „Emmy Awards“, co-moderieren. Der Sender ABC überträgt die Show, die auch bei ProSieben zu sehen ist.

Mehr als zwölf Millionen Zuschauer schalten vermutlich ein, halb Hollywood sitzt im Publikum – und Heidi Klum wird vermutlich das tun, was sie wohl am besten kann: sie selbst sein, das lebenlustige „German Girl“ in Amerika. Denn genau deshalb konnte die in Bergisch-Gladbach Geborene fern der Heimat zu einem noch größeren Star werden. Heidi Klum hat nicht trotz der Provinzialität, sondern wegen ihr gewonnen, schrieb der „Spiegel“ kürzlich. Während andere deutsche Stars oft krampfhaft versuchen, ihre Herkunft abzustreifen, setzt Heidi Klum sie ganz bewusst ein.

Tatsächlich gab es nach ihrem Durchbruch als Covergirl fast keine amerikanische Talkshow, in der Heidi Klum nicht gejodelt hat. Die Amerikaner konnten es einfach nicht fassen, dass da eine Frau aus Deutschland auftauchte, die tatsächlich alle Stereotype vom „German Girl“ verkörpert: die groß und blond ist, Sauerkrautsuppe als Lieblingsspeise nennt – und sich selbst ihren Namen Heidi nicht ausgedacht hat. Authentizität für viele Amerikaner, die sonst so oft Promis erleben, die nur eine Fassade vor sich herschieben, sagt Frank Fastner, der als Hollywood-Korrespondent für RTL arbeitet: „Heidi ist ein Stück Alpenromantik im Supermodel-Body, sie bringt Alm und Baywatch zusammen, ohne sich dafür verbiegen zu müssen. Das wird hier geschätzt.“

Der Reporter kennt Heidi Klum, seitdem sie bei dem Wettbewerb „Model ’92“ in der Late-Night-Show von Thomas Gottschalk gewann. Als sie damals ihre Karriere startete, stand Heidi Klum zunächst in den großen Schatten der Vornamen-Models: Claudia, Naomi und Cindy. Ein international anerkanntes Haute-Couture-Mannequin, das von renommierten Designern wie Karl Lagerfeld gebucht wurde, ist Heidi Klum nie geworden. Dafür war sie seit ihrem Shooting für „Sports Illustrated“ für viele Amerikaner „The Body“ und der vollbusige Engel, der in Unterwäsche von „Victoria’s Secret“ über den Laufsteg schwebte. So hat sie zwar nie den Catwalk in Mailand oder Paris erobert, dafür die USA und viel vom Rest der Welt.

Aber längst ist Heidi Klum, 35, nicht mehr nur ein Model. Sie wusste, dass sie für langfristigen Erfolg nicht allein auf ihren Körper setzen kann. Sie hat sich zur Marke „Heidi Klum“ aufgebaut und schafft es seither, sich in einer Art Endlosschleife zu vermarkten. Unternehmen wie McDonald’s, Douglas, Volkswagen und Katjes werben mit ihrem Gesicht. Allein im vergangenen Jahr verdiente Heidi Klum 14 Millionen Dollar, errechnete das US-Magazin „Forbes“ und platzierte sie jetzt auf Platz 78 in seiner Liste der weltweit 100 wichtigsten Celebritys. Als einzige Deutsche.

Hinter diesem Erfolg steckt auch ihr Vater Günther Klum, der die Heidi Klum GmbH leitet. Er siebt für seine Tochter Interviewanfragen aus, begleitet sie zu Fernsehauftritten und zieht auch einige Strippen hinter der Pro-Sieben-Castingshow „Germany’s Next Topmodel“, die 2009 in die vierte Staffel gehen wird.

Ein Fernsehpreis dafür ist nicht in Sicht. Ganz anders in den USA. Dort moderiert Heidi Klum heute nicht nur die „Emmys“, sie ist auch selbst gleich zweimal für den als TV-Oscar gehandelten Preis nominiert. Ihre Casting-Show „Project Runway“ könnte in der Kategorie „Bestes Reality-Format“ gewinnen, Heidi Klum selbst könnte als „beste Moderatorin einer Reality-Show“ ausgezeichnet werden.

„Project Runway“, vom US-Sender „Bravo TV“ ausgestrahlt, ist eine Art „Amerika sucht den Superdesigner“. Nachwuchstalente treten gegeneinander an und müssen sich wie bei „Germany’s Next Topmodel“ in verschiedenen „Challenges“ durchsetzen. Zusammen mit einer Jury, in der schon bekannte Designer wie Diane von Fürstenberg zu Gast waren, entscheidet Heidi Klum wer weiterkommt. Wer von ihr „You’re out“ hört, ist draußen. Demnächst geht „Project Runway“ in die sechste Staffel .

Ähnlich wie bei „Germany’s Next Topmodel“ ist Heidi Klum auch hier Fixstern der Show, niemand anderes scheint heller strahlen zu dürfen als sie. Doch während ihr gestrenges Modelmutti-Image in Deutschland manchmal als lächerlich oder seltsam wahrgenommen wird, bewundern viele Amerikaner ihren Fleiß, ihre Disziplin und Professionalität. „Amerikaner lieben Erfolgsstorys“, sagt Frank Fastner. Und deshalb auch Heidi Klum.

Ihren Aufstieg in die Hollywood-Gesellschaft trieb sie nicht nur über ihre Model-Jobs, sondern auch über ihre Ehe mit dem Promi-Friseur Ric Pipino, dann durch die Beziehung Formel-1-Lebemann Flavio Briatore voran. Jetzt inszeniert sie öffentlich ihr Familienglück mit dem schwarzen Sänger Seal. „Heidi Klum hat ihre Beziehungen immer sehr schlau genutzt, um noch bekannter zu werden“, sagt „Gala“-Chefredakteur Peter Lewandowski. Die deutsche Venus mit dem schwarzen Krieger, solche Storys machen nicht nur Klatschblätter glücklich. „Heidi Klum übernimmt als coole und moderne Frau für viele die Funktion, sich wegzuträumen und eigene Vorurteile zu überwinden“, sagt Lewandowski.

Dass Heidi Klums persönlicher American Dream bald endet, ist unwahrscheinlich. Als Mischung aus Global Player und Provinz-Girl, wie der „Spiegel“ beschrieb, ist sie das perfekte Produkt für die Globalisierung: international vermarktbar, aber in einer sich immer mehr angleichenden Markenwelt unterscheidbar durch die von ihr gepflegten regionalen und kulturellen Wurzeln. Heute Abend wird sie bei den „Emmys“ wohl die Einzige sein, die jodeln kann. Vielleicht tut sie den Amerikanern ja den Gefallen.

„Emmy 2008“, ProSieben, 2 Uhr

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