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Glaubwürdige Persönlichkeiten vor der Kamera gesucht: Dunja Hayali (ZDF)
© ZDF und Svea Pietschmann

Deutscher Fernsehpreis 2018: Hayali, Miosga oder Slomka?

Glaubwürdige Persönlichkeiten vor der Kamera: Drei TV-Journalistinnen konkurrieren um den Deutschen Fernsehpreis in der Info-Moderation.

Dunja Hayali, Caren Miosga, Marietta Slomka: Der Deutsche Fernsehpreis für die beste Moderation einer Informationssendung wird in diesem Jahr zum Wettrennen unter drei prominenten Journalistinnen. „In Zeiten wachsender Unübersichtlichkeit braucht es glaubwürdige Persönlichkeiten vor der Kamera“, konstatieren die Ausrichter des Preises, der am Freitag in Köln in insgesamt 24 Kategorien verliehen wird. Welche Moderatorin gewinnen soll? Drei Plädoyers.

Dunja Hayali

Dunja Hayali ist eine besondere Journalistin. Sie führt durchs ZDF-„Morgenmagazin“, sie moderiert ihr Talkmagazin „Dunja Hayali“, sie schreibt bei Facebook, sie engagiert sich bei verschiedenen Initiativen. Sie zeigt Gesicht und sie zeigt Haltung und sie tut das auf der Basis der ihr eigenen Gesprächskultur – ob bei Pegida oder Politikern, bei Rassisten oder Idealisten.

Getrieben von erkennbarer Neugier und nicht enden wollendem Wissenwollen stellt sie präzise Fragen, denen ein Kompass innewohnt. Jeder und jede steht für seine und ihre Individualität. Teilnahme ist Hayalis Sache, nicht Teilnahmslosigkeit. Dafür geht sie dorthin, wo es wehtut, wo Ressentiment bis hin zu offener Feindschaft lauern. Keiner wird aufgegeben, wobei zugleich sich die Journalistin wehrt, wenn – gerade in den sozialen Medien – jedes Maß an Reaktion überschritten wird. Dann gibt es 100 Cent für den Euro – aber wie. Wir müssen reden, das scheint das Credo der 43-jährigen Journalistin zu sein, Schweigen löst gar nichts, schon gar kein Problem. In der Kontroverse liegt eine reinigende Kraft, auch wenn sie Kraft kostet.

Dunja Hayali ist eine besondere Journalistin. Sie setzt auf Nähe, ohne die Distanz aufzugeben, sie zeigt Empathie, ohne die Intimität zu verletzen. Sie ist nicht Partei, sie ist Position. Sie praktiziert teilhabenden Journalismus in den Konfliktzonen dieser Gesellschaft.

Dafür wird sie von ihrem Sender, vom ZDF, „belohnt“ : Im Sommer dieses Jahres wird ihr Talkmagazin „Dunja Hayali“ einmal im Monat ins Programm genommen. Aber vorher bekommt diese famose Journalistin bitte den Deutschen Fernsehpreis.

Caren Miosga (ARD)
Caren Miosga (ARD)
© dpa

Caren Miosga

Sie ist, unter den Info-Moderatorinnen, die Tänzerin im Sturm. Als 2014 der US-Schauspieler Robin Williams verstarb, stieg Caren Miosga auf ihren Moderatorentisch und erinnerte so an den dozierenden Mimen im „Club der toten Dichter“, einem der bekanntesten Filme des Hollywoodstars. Als am Dienstag in den „Tagesthemen“ ein neuer Film über New-Wave-Ikone Anne Clark vorgestellt wurde, lehnte Miosga lässig, fast wippend zu Synthieklängen („Sleeper in Metropolis“) im Dunkeln am Pult. Ich bin mir sicher, sie hätte gern gesungen. Nun sind die „Tagesthemen“ keine Karaoke-Sendung. Und die Fußstapfen waren groß, als Miosga 2007, von „Titel, Thesen, Temperamente“ kommend, bei den „Tagesthemen“ die Nachfolge von Anne Will antrat. Die stieg zum Talk im Ersten auf. Leise ist das geschehen, auch ihre Arbeit in den vergangenen zehn Jahren. Wenn es um die großen Aufregerthemen geht, sind es meistens Dunja Hayali (Thema Pegida und Rassismus) oder Marietta Slomka (siehe Dobrindt-Interview), die im medialen Rampenlicht stehen, die oft auch umstritten sind. Miosga moderiert, mit diesem leicht-wissenden Lächeln im Gesicht. Immer ein bisschen unterm Radar, was der Eleganz ihrer Arbeit nicht gerecht wird. Das „Hamburger Abendblatt“ verglich sie mit Mona Lisa. Am verdächtigsten ist vielleicht noch, dass Caren Miosga wirklich allen, Publikum und Kritikern, grundsympathisch ist. Das muss kein Hinderungsgrund sein. Einen großen Fernsehpreis hat die in Peine geborene Journalistin und zweifache Mutter, 48, noch nicht gewonnen. Es wäre an der Zeit.

Favoritin? Marietta Slomka (ZDF)
Favoritin? Marietta Slomka (ZDF)
© ZDF und Uwe Düttmann

Marietta Slomka

Der 48-jährigen gebürtigen Kölnerin Marietta Slomka verdankt der Fernsehjournalismus einige Sternstunden des politischen Interviews. So wie vor zwei Wochen mit Alexander Dobrindt, dem Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe. Er scheiterte im „heute-journal“ daran, die von der CSU ausgerufene „konservative Revolution“ stichhaltig zu erklären. Nach der Sendung hieß es, Slomka habe Dobrindt provoziert, zerlegt, vorgeführt.

Vor allem aber hat sie ihren Job gemacht, und das mit erkennbarer Freude an der Entlarvung flotter Sprüche wie dem vom ach so linken Prenzlauer Berg („Da leben deutsche Familien mit kleinen Kindern, die sind so bürgerlich, dass ein Eiscafé Ärger wegen Ruhestörung bekommt“).

Marietta Slomka lässt nicht locker, so wie bei FDP-Chef Christian Lindner nach dem Ausstieg aus den Jamaika-Sondierungen. „Ist es Ihnen egal, ob Bürger die FDP-Entscheidung ablehnen, Hauptsache, Sie sind mit zehn Prozent im Bundestag?“, wollte sie wissen.

Wegen ihrer forschen Moderation erhielt sie 2015 den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis, auch für den Fernsehpreis war sie schon nominiert, sie hätte ihn verdient. Denn sie geht an Grenzen, seit Langem, wie 2013 beim Gespräch mit Sigmar Gabriel zur Mitgliederbefragung über die Groko. Zwischenzeitlich wusste sich der damalige SPD-Chef nicht anders zu helfen als mit der Aufforderung: „Lassen Sie uns den Quatsch beenden“. „Eine besondere Form der Argumentation“, konterte Slomka, die sämtliche Versuche von Politprofis, sich mit Standardfloskeln vor Antworten zu drücken, pariert. Zehn-Minuten-Interviews werden bei ihr gleichermaßen unterhaltsam wie informativ.

Der Fernsehpreis wird seit 1999 von ARD, RTL, Sat 1 und ZDF verliehen. Die Vergabe der Preise findet an diesem Freitag im Palladium Köln statt. Das Event wird nicht im Fernsehen übertragen.

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