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Keine Zeit für Sightseeing. Die Kommissarinnen Kunath (Caroline Erikson, 2.v.li.) und Pohlmann (Katrin Jaehne, 2.v.re.) beraten sich mit ihrem Chef (Michael Lott, li.).
© ZDF und Gordon Muehle

Neue "Soko Potsdam": Hauptrolle für Berlins hübsche kleine Schwester

Das ZDF bringt mit dem Potsdam-Krimi den neunten Ableger seiner Reihe am Vorabend. Nur: Wie viel „Soko“ braucht das Land?

Unterschiedlicher könnten sie kaum sein, die neuen TV-Kommissarinnen Luna Kunath und Sophie Pohlmann. Die eine flippig, wohnt in der WG. Die andere, verheiratet, hat Ärger mit der Kita-Gruppe ihres Sohnes. Und doch sind die beiden beste Freundinnen, die ein Leichenfund in der Autowaschanlage am Sonntagmittag zum Job ruft. Privates und Beruf, Freundschaftswirren und Ermittlungserfolge – auch die „Soko Potsdam“, neuester Ableger der schon 40 Jahre alten ZDF-Krimi-Reihe, ist in bewährten Mustern gestrickt. Am meisten erstaunt, dass Brandenburgs Landeshauptstadt erst jetzt zum deutschen Fernsehkrimi-Ort gekrönt wird – als dritte ostdeutsche „Soko“-City.

Andererseits: Spielt es überhaupt noch eine Rolle in dieser Reihe, ob in Wismar, Stuttgart, München, Leipzig, Kitzbühel, Wien oder Hamburg und jetzt eben, als neunte „Soko“, in Potsdam ermittelt wird? Tote liegen überall rum, mal in der Waschanlage, mal in der Donau. Die Stadt Potsdam dient im Grunde nur als Hintergrund-Deko. Postkartenbilder. Nauener Tor, Hauptbahnhof, Holländisches Viertel. Den Großteil sitzen die Kommissarinnen Kunath und Pohlmann im Revier oder in Wohnungen. Das vom „Tatort“ her bekannte Prinzip der regionalen Verortung in der Krimifiktion ist längst verwässert.

Das ZDF betont trotzdem, wie sehr die Stadt die Hauptrolle spielt. Potsdam, Berlins hübsche kleine Schwester, immer wieder gehe es auch ins Umland. „Wir glauben, dass die ,Soko Potsdam’ mit ihren beiden Ermittlerinnen und ihrer eigenwilligen Machart einen eigenen Akzent setzen wird und unsere ,Soko’-Familie bereichert“, sagt Frank Zervos, Hauptredaktionsleiter Fernsehfilm I im ZDF.

Erstaunlich ist allerdings, dass sich die Mainzer zunächst nur zum Auftrag von sechs Folgen entschließen konnten, offenbar um die Quote abwarten zu wollen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass die „Soko Potsdam“ eine zweite Staffel bekommt, ebenso wie die „Soko Hamburg“, die mit mehr als vier Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 21 Prozent einen guten Einstand gefeiert hat.

Das Autorentrio von „4 Blocks“

Warum auch etwas ändern im ZDF-Vorabend, wenn beispielsweise am Montag selbst das Quiz-Quoten-Monster „Wer weiß denn sowas?“ mit Kai Pflaume parallel im Ersten kaum mehr Zuschauer hat? Dienstags dann „Soko Köln“, Mittwochs ermittelt Wismar, Donnerstags Erschossene in Stuttgart, Freitagnachmittag in Kitzbühel und zu guter Letzt in der Primetime am Freitagabend die „Soko Leipzig“, ein Quoten- und Kritikerliebling, der bereits in die 18. Staffel geht und den Abgang von Andreas Schmidt-Schaller als Hauptkommissar Hajo Trautzschke gut verkraftet hat. Und auch die Münchner „Soko“-Spezialisten kommen auf dem Montags-Platz bald wieder.

Für diesen Glanz wird sich die „Soko Potsdam“ noch ein bisschen strecken müssen. Immerhin, das Autorentrio Hanno Hackfort, Bob Konrad und Richard Kropf („4 Blocks“) verspricht anspruchsvolle, solide Krimiware, horizontale Erzählweise mit den unterschiedlichsten Lebenswirklichkeiten der beiden Protagonistinnen, gespielt von den Newcomern Caroline Erikson und Katrin Jaehne, unterstützt vom Chef der Soko Bernhard Henschel( Michael Lott). Die eine spontan, die andere bedächtig, da erstarrt manches in Klischees und Routine. In 41 Minuten am Vorabend, inklusive Mordfall und Auflösung, lässt sich halt nicht so viel Elaboriertes erzählen.

Egal, Potsdam Tourismusmarketing wird es freuen. In Berlin gibt es ja bereits diverse TV-Krimi-Formate. Die kleine Schwester ist in dieser Hinsicht unverbraucht. Es wird erstaunlich wenig dort gedreht, wenn man mal von der Medienstadt Babelsberg absieht. Die letzte ZDF-Serie, die in Potsdam produziert wurde, war „Das Pubertier“.

Auf eines haben die Macher besonders geachtet: richtige Anschlüsse und Straßenschilder. Damit beim Dreh in Potsdam nicht ähnliche Pannen passieren wie vor Jahren bei der Produktion der US-Thriller Serie „Homeland“ mit Claire Danes. Da mussten Straßenzüge in Potsdam für Amsterdam herhalten. Und es wurde in einigen Szenen vergessen, deutsche Schilder abzuhängen.

„Soko Potsdam“, Montag, ZDF, 18 Uhr

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