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Klaas Heufer-Umlauf hatte Spendengelder für die Seenotrettung gesammelt, aber jetzt ist das Geld weg, ohne dass je ein Schiff aufs Meer hinausgefahren ist.
© dpa

Klaas Heufer-Umlauf, ein Buhmann?: Häme ist falsch, Engagement ist richtig

Kein Rettungsschiff wird kommen: Klaas Heufer-Umlaufs Seenotrettung ist gescheitert: Was nicht gescheitert ist: das Engagement. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dr. Joachim Huber

Ob es der Fernsehmoderator Klaas Heufer-Umlauf oder seine Organisation "Civilfleet" oder Anwälte oder Charterer oder oder oder die Schuld haben - kein Schiff wird zur Seenotrettung von Flüchtlingen auslaufen. Das war der Plan, dafür haben Menschen 297 000 Euro gespendet.

Natürlich sind da Fragezeichen richtig, weil die Aktion mehr vom Projekt als von dessen Realisierung erzählt. Seenotrettung braucht Profis, wenn es professionell gelingen soll. Und vollkommene Transparenz über die Umstände und due handelnden Personen. Die Spender, vor allem sie, brauchen Gewissheit vom sorgsamen, überlegten, zielführenden Umgang mit ihrem Geld. Sonst hat Klaas Heufer-Umlauf seine letzte erfolgreiche Spendenaktion gestartet.

Neben berechtigter Kritik gibt es im Netz heftige Attacken. Wieder so ein Promi, der es warm und sicher hat, der zur Ego-Satisfaktion irgendein Projekt aufsetzt, das bitteschön andere bezahlen soll. Der gewünschte Ruhm aber soll beim Fernsehclown hängenbleiben. Null Nachhaltigkeit, nur Selbstbefriedigung.

Was befremden muss, ist dieser (falsche) Aktionismus, der sich zur Schadenfreude über gescheiterte Hilfsprojekte und -organisationen auswächst. Oxfam, das ist doch dieser Verein, bei dem übler Sexismus wütet, und Amnesty International hat die schlimmsten Arbeitsbedingungen ever.

Moral ist der Motor

Möglicherweise ist es die Moral, die in diesen Aktionen und Organisationen steckt und zuweilen wie eine Monstranz vor sich her getragen wird, die zur Häme herausfordert. Zugleich ist es diese Moral, die der Motor für das Nicht-Abfinden-Wollen mit dem Unrecht, dem Ungleichgewicht, der Ungerechtigkeit in Gesellschaft und auf dem Globus ist.

Lesepaten wollen Kindern beim Erlernen und Begreifen der deutschen Sprache helfen, bei der "Gemeinsamen Sache" wird Berlin ein bisschen und für kurze Zeit sauberer - unzählig sind die Engagements von Menschen für Menschen.

Fällt die "Civilfleet" des Klaas Heuer-Umlauf da raus? Weil er ein Promi ist, der es nur tut, weil er seinen Promi-Status hat, behalten und befördern will? Klar, Heufer-Umlauf hat wie Jan Böhmermann mit seinen TV-Sendungen einen riesigen Lautsprecher zur Verfügung. Er kann - ohne Blut, Schweiß und Tränen zu vergießen - den Gutmenschen darstellen.

Schluss mit diesem Verriss! Ein Engagement für andere ist ein Engagement für Menschen, klein, groß, privat, öffentlich, für einen, für viele. Da wird nicht auf den Applaus geschielt, Heufer-Umlauf kassiert Minimum so viele Spenden wie Spukereien. Wer einen wie Heufer-Umlauf über die kritische Nachfrage hinaus attackiert, der äußert nicht seine Zweifel, sondern sein Unverständnis darüber, was Moral ausmacht. Sich an die Tastatur und seine Schadenfreude bis zum Hass in die Sozialen Netzwerke zu hacken, ist keine Tat und nicht zweifelsfrei eine Untat, aber eines ist auf gar keinen Fall: Engagement.

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