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Erfolgreicher Info-Podcast. Die "New York Times" beschäftigt 15 Mitarbeiter für den "Daily"-Podcast.
© Angela Weiss/AFP

Media LAB: Gute Nachrichten für Nachrichten

Nachrichten in Podcast-Form kommen immer besser an. Eine Studie zeigt, dass Medienhäuser aber bereits wieder im Wettlauf mit Tech-Plattformen sind.

Nic Newman und Nathan Gallo analysierten für das Reuters Institut der Universität Oxford die weltweite Verbreitung und das Potenzial speziell von Nachrichten-Podcasts. Sie führten Interviews mit Verantwortlichen von Medienhäusern, Plattformen wie Spotify und Google, mit Produzenten, Werbe- und Podcast-Fachleuten. Und sie kategorisierten 60 Nachrichten-Podcasts in den USA, Großbritannien, Australien, Frankreich und Schweden.

[Nic Newman and Nathan Gallo (2019): News Podcasts and the Opportunities for Publishers]

Die meisten davon gingen erst in den vergangenen 18 Monaten an den Start. Einer der beliebtesten, „The Daily“ von der „New York Times“, zieht ein Millionenpublikum an. Der Erfolg inspirierte Medienhäuser vor allem aus dem Print- oder Digitalbereich, sich ebenfalls auf 15 bis 30 Minuten lange, monothematische Hintergrundformate („Deep-Dive“) zu konzentrieren und so ihre Stärken im Analysieren und Erklären auszuspielen; klassische Radioanbieter hingegen spezialisierten sich eher auf

Kurzformate zwischen einer und fünf Minuten Länge („Microbulletin“), für die sie bestehende Radioformate als Podcasts aufbereiten.

Seltener Lichtblick für Journalismus

Newman sieht im Nachrichten-Podcasting einen seltenen Lichtblick für den Informationsjournalismus. Bessere technische Bedingungen machen ein größeres Publikum erreichbar und motivieren Medienhäuser, in die Schaffung von mehr Qualitätsinhalten zu investieren.

Aber man muss relativieren: Die meisten Häuser werden sich nur deutlich kleinere Teams leisten als zum Beispiel die „New York Times“, die für „Daily“ 15 Personen beschäftigen; außerhalb der USA müssen Werbetreibende erst noch in größerem Stil für solche Podcasts begeistert werden. Nachrichtenpodcasts ziehen zwar ein jüngeres, aber vorwiegend gut ausgebildetes und finanziell bessergestelltes Publikum an; der Durchbruch in der Breite steht noch aus.

Und entscheidend wird sein, ob es privaten wie öffentlich-rechtlichen Medienhäusern dieses Mal über eine Plattformstrategie tatsächlich gelingt, ihre Inhalte und ihre Beziehung zum Publikum für sich selber profitabel zu vermarkten. Oder ob mit ihren Inhalten wieder einmal andere verdienen.

Marlis Prinzing

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