Zum Tod von Leonard Nimoy: Für immer Spock
Leonard Nimoy hat lange dagegen gekämpft und es schließlich doch akzeptiert: Er war Spock. Die klassische Star Trek-Serie war ein Erfolg nicht zuletzt wegen dieser Figur. Jetzt ist der Schauspieler 83-jährig in Los Angeles gestorben.
Es gibt sie immer wieder, die Darsteller, die nur mit einer einzigen Rolle identifiziert werden: Larry Hagman (als J.R. Ewing), Telly Savalas (Kojak) oder, in Deutschland, Pierre Brice (Winnetou) und Horst Tappert (Derrick). Keiner aber hat die persönlichen Schwierigkeiten, Zweifel und Enttäuschungen, die so eine Festlegung mit sich bringt – und ihre letztliche Überwindung – so charmant öffentlich gemacht wie Leonard Nimoy. Seine erste Autobiografie 1977 nannte er „Ich bin nicht Spock“, zwanzig Jahre später schrieb er eine zweite unter dem Titel: „Ich bin Spock“. Gelassen und gelöst hat er darin seine Rolle akzeptiert, bis ans Ende seines Lebens der Vulkanier mit den spitzen Ohren aus „Star Trek“ zu sein.
Spock. Der Halbvulkanier mit menschlicher Mutter war eine der faszinierendsten Gestalten im von Gene Roddenberry erfundenen Star-Trek-Universum. Und „faszinierend“, immer begleitet von der subtil hochgezogenen Augenbraue, war auch das einzige Wort, das ihm über die Lippen kam, wenn ihn die Emotionen doch einmal übermannten. Denn eigentlich entstammte Spock einer Kultur, deren primäres Ziel es war, Emotionen zu unterdrücken – um der Logik willen. „Unlogisch“ war denn auch eines der schlimmsten Schimpfwörter in seinem Repertoire, nur noch gesteigert von „höchst unlogisch“.
Erst in den 80er Jahren entfaltete die Serie ihre volle popkulturelle Wirkung
Gerade das war ja so unterhaltsam: Ihm beim Kampf zuzuschauen, mit sich selbst und seiner menschlichen Natur, aber auch mit seinen so gänzlich anders gestrickten Kollegen,die mit ihm auf der Brücke der Enterprise die Galaxien durchpflügten: dem keiner herzhaften Rauferei abgeneigten Kapitän Kirk (William Shatner) und dem Schiffsarzt Pille (DeForest Kelly, gestorben 1999), der eigentlich McCoy hieß und so hübsch entsetzt gucken konnte wie kein anderer an Bord. Spock war ein Pinocchio im Weltall – und fand einen würdigen Erben in dem Androiden Data in der Nachfolgeserie „Star Trek: The Next Generation.“
Nur drei Jahre, von 1966 bis 1969, lief die Originalserie, sie kam wahrscheinlich einen Tick zu früh fürs ganz große Publikum. Die Fangemeinde wuchs trotzdem ständig, und nach der großen SciFi-Explosion der siebziger Jahre, ausgelöst durch George Lucas’ Star-Wars-Filme, kehrten Nimoy und seine Kollegen ab 1979 in sechs Kinofilmen zurück auf die Leinwand – und entfalteten im Grunde erst jetzt ihre volle popkulturelle Wirkung. Vier Star-Trek-Serienableger und sechs weitere Filme sind bis heute dazugekommen. Und auch wenn die Macher von Serien wie „Breaking Bad“ oder „House of Cards“ zur Zeit andere Stoffe präferieren, ist es doch alles andere als ausgemacht, dass es nicht wieder eine „Star Trek“-Serie geben könnte.
Nimoy versuchte lange, sich von Spock zu befreien. Er spielte in „Colombo“ mit, schrieb Gedichte, nahm Pop-Songs auf (bessere als Shatner, der sich dafür seit einiger Zeit als begnadeter Entertainer erweist) und führte Regie, etwa bei „Noch drei Männer, noch ein Baby“ – mit Tom Selleck, auch er ein Schicksalsgenosse, der für alle Welt immer Magnum sein wird. Geholfen hat es nichts.
Irgendwann setzte eine späte Milde ein, Nimoy war entspannt genug, auf Star-Trek-Konventionen aufzutreten, Autogramme zu geben, seine Tweets mit „Live Long and Prosper“ zu signieren – und sogar wieder in Filmen mitzumachen. Regisseur J. J. Abrams, der den neuen, von Disney produzierten Star-Wars-Film dreht, verfilmte 2009 im elften Film die Vorgeschichte zur klassischen Serie, Spock wird hier von dem jungen Zachary Quinto dargestellt, der die Herausforderung brillant meistert. Nimoy trifft als älterer Spock auf sein Alter Ego und hatte auch im bislang letzten Film „Star Trek: Into Darkness“ (2013) noch einen Gastauftritt.
Es war sein letzter. Am Freitagabend ist Leonard Nimoy 83-jährig in Los Angeles an einer Lungenerkrankung, Folge des Rauchens, gestorben – als Dritter aus der Crew der Originalserie. Viele Fans werden ihn mit gespreizter Hand, dem Vulkanier-Gruß, verabschieden. „Lebe lang und in Wohlstand“, das möchte man ihm am liebsten zurufen. Aber das geht nun nicht mehr.
Udo Badelt
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